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Das Band spricht Bände

Das Band spricht Bände

Titel: Das Band spricht Bände
Autoren: Carter Brown
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könne«,
bohrte ich.
    »Ich wüßte nicht, was das sein
sollte«, meinte Liz, »aber ich glaube schon, daß etwas dran ist. Von Anfang an,
seit ich Stirlings Freundin bin, hat er Shari gern mit mir geärgert.
Mittlerweile hat sie so viele Beweise gegen uns beide, daß es für ein Dutzend
Scheidungen ausreichen würde.«
    »Aber die ursprüngliche Frage
ist immer noch offen«, sagte ich. »Warum sollte sich jemand die Mühe machen und
Waylands Stimme auf diesem Tonband imitieren?«
    Sie trank bedächtig, dann warf
sie mir übers Glas einen grüblerischen Blick zu. »Ich fürchte, das klingt
weithergeholt, Danny, aber nehmen wir doch mal an, Stirling sei schon tot?
Nehmen wir an, jemand hat ihn umgebracht, dann seine Stimme nachgeahmt und
diese sogenannte Party heute abend arrangiert? Er weiß, daß man früher oder
später die Leiche finden wird und Sie dann das Tonband der Polizei übergeben
werden. Die hätte dann gleich fünf Verdächtige für diesen Mord, stimmt’s?«
    Ich grinste. »Wie Sie schon
sagten, Liz — das ist ziemlich weit hergeholt.«
    »Sie halten es wohl für eine
Schnapsidee, was?« meinte sie kühl. »Davon habe ich noch mehr auf Lager! Wie
kam es denn, daß Stirling sich so plötzlich entschloß, Sie und Ihren Genossen,
den Butler, zu engagieren? Ich dachte immer, Privatdetektive seien ausgekochte
Brüder, aber wie reimt sich das auf die Art und Weise, wie Thatcher Sie mit der
linken Hand fertiggemacht hat?« Ihr spöttisches Lachen ging mir ungemein auf
die Nerven. »Sie haben eher einem männlichen Mannequin geglichen als einem
Privatdetektiv. «
    »Nun ja, ich habe Thatcher eben
unterschätzt«, knirschte ich. »Das wird nicht noch mal passieren! Und wie
kommen Sie auf die Idee, der Butler sei ein Genosse von mir?«
    »Wie er Thatcher mit dem
Revolver in Schach gehalten hat — Jeeves, der Retter — , und wie er so nebenbei
gründlich dafür gesorgt hat, daß niemand Gelegenheit fand, das Band zu
vernichten...«
    »Sie haben eine ziemlich lebhafte
Phantasie, Liz.« Ich ergriff den Brief, der im Päckchen gewesen war, und
reichte ihn ihr. »Ich nehme an, Sie kennen seine Unterschrift?«
    Sie überflog den Brief und gab
ihn mir zurück. »Sieht echt aus. Aber einer, der Stirlings Stimme so geschickt imitieren
kann, der könnte schließlich auch seine Unterschrift nachahmen.«
    »Ich sehe zwar nicht, wie Sie
unter diesen Bekleidungsumständen eine Natter an Ihrem Busen nähren könnten«,
seufzte ich. »Aber es muß da eine existieren, bestimmt!«
    »Es gibt einen ganz einfachen
Weg, wie Sie beweisen können, daß Sie’s ehrlich mit mir meinen, Danny«, sagte
sie lässig. »Entweder geben Sie mir das Tonband — oder lassen mich zuschauen,
wie Sie’ vernichten.«
    »Spaß muß ja sein«, brummte
ich, »aber, wie der eine siamesische Zwilling zum anderen sagte, was du
verlangst, ist unmöglich.«
    Sie zuckte die nackten braunen
Schultern. »Ich sehe nicht ein, wieso ich zuviel verlange, Danny. Das Band ist
eine Fälschung, das steht fest.« Die rosa Zungenspitze netzte bedächtig die
volle Oberlippe, während die Glut der schwarzen Augen mählich in Lodern
überging. »Ich bin ein sehr vernünftiges Mädchen, das einen Gefallen gewiß auf
vernünftige Art und Weise honorieren würde.«
    »Ich bin sehr versucht«,
untertrieb ich, »aber der Mann hat mir eintausend Dollar dafür bezahlt, daß ich
dieses Band sicher aufbewahre und es nicht in die gierigen Finger von
Ihresgleichen fallen lasse.«
    »Ich fürchte, ich habe heute
nicht meinen besten Tag.« Liz stand auf. »Darf ich mal ins Bad?«
    »Gern«, sagte ich. »Man erreicht
es durchs Schlafzimmer, und dorthin führt die Tür in Ihrem Rücken.«
    Ihre Hand griff nach der
juwelenbesetzten Abendtasche auf der Couch, und für den Bruchteil einer Sekunde
schien die Zeit stillzustehen. Ich sah, wie ihre Finger sich um ein Ende der
Tasche schlossen und wartete darauf, daß sie das Ding hochhob, aber in diesem
Sekundenbruchteil tat sich reineweg nichts. Dann nahm sie die Tasche mit beiden
Händen und preßte sie an ihren unbekleideten Bauch. Die unerklärliche Pause
mußte auf einer optischen Täuschung beruhen, sagte ich mir, und vielleicht
sollte ich mir mal vom Onkel Doktor die Leber untersuchen lassen?
    »Bin gleich wieder da, Danny.«
Sie schenkte mir ein bezauberndes Lächeln, dann nahm sie Kurs aufs
Schlafzimmer.
    Ich nutzte die Pause, unsere
Gläser neu zu füllen, dann machte ich’s mir wieder im Sessel bequem. Ein paar
Minuten danach
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