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Das Auge des Kriegers

Das Auge des Kriegers

Titel: Das Auge des Kriegers
Autoren: Hugh Walker
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wir sofort aufbrechen und das Auge suchen. Wenn wir rasch handeln, haben wir es nur mit den Gegnern vor uns zu tun, nicht mit denen hinter uns.
    Dann werden wir sie auf dem Rückweg vor uns haben, meinte Nottr, wenig begeistert von diesem Gedanken.
    Wenn es ein Zurück gibt.
    Du hast recht, das weiß nur Imrirr. Aber ich kämpfe, um zu leben, nicht, um zu sterben.
    Das ist der rechte Geist. So laß die Mehrzahl der Sasgen hier an der Küste. Sie werden die Verlorenen von uns ablenken und können sich in die Boote in Sicherheit bringen.
    Werden wir nicht jeden Mann brauchen?
    Uns steht kein Kampf bevor, wie ihn die Sasgen austragen! In ihrer Furcht und Unwissenheit wären sie nur eine leichte Beute. Selbst wenn du deine Große Horde hinter dir hättest, müßtest du um sie fürchten. Laß uns allein gehen, mit dem Sterndeuter und Mon’Kavaer.
    Nottr grübelte darüber nach, während Rujden auf die Küste zu hielt. Er würde seine Viererschaft vermissen, aber ihre Äxte würden ohnehin wenig ausrichten. Sie brauchten Schwerter wie Seelenwind, oder Kräfte wie Dilvoog, oder ein Wissen wie Thonensen und Mon’Kavaer, um auf dieser Insel zu überleben.
    Es war nicht leicht, die Gefährten davon zu überzeugen, besonders die eigene Viererschaft, für die es undenkbar war, einen der Ihren allein ziehen zu lassen. Aber auch Urgat und seine Vierer begehrten gegen die Entscheidung auf. Burra hatte wenig Lust, bei den Booten zu bleiben. Rujden stimmte zu, an der Küste auszuharren, bis sie wiederkehrten. Seiner Miene war anzumerken, daß er nicht sehr an eine Rückkehr glaubte. Er war nicht erpicht darauf, Nottr zu begleiten und sich mit Dämonen und Magiern anzulegen. Er hatte genug Erfahrungen mit den Caer und mit dem Wettermacher gesammelt, um ein paar Dinge daraus zu lernen.
    Aber er warf auch besorgte Blicke nach Osten, wo das Meer voll weißer Punkte war. Treibeis. Es war gefährlich, mit den Booten ins Eis zu geraten. Doch es gab ein paar Gründe, abzuwarten. Einer war Nottrs gutes Verhältnis mit seinem Sturmgott Horcan. Ein anderer war Burra.
    Schließlich vermochte sich Nottr durchzusetzen. Die Lorvaner blieben murrend zurück, auch weil Calutt erklärte, daß die Entscheidung weise sei. Auch Burra fügte sich, was sonst gar nicht ihre Art war, wenn es sich um Männerentscheidungen handelte.
    Als die Boote anlegten, ging nur eine kleine Schar von Sasgen an Land, um Feuerholz zu sammeln und nach trinkbarem Wasser zu suchen.
    Nottr, Thonensen und Lirry-Mon’Kavaer brachen sofort auf. Letzterer hatte von Keir Schild und Schwert der Alptraumritter an sich genommen. Lirry und Nottr hielten ihre Schwerter wehrbereit in der Rechten. Seelenwind war erwacht und bebte in Nottrs Faust, als wollte es seinem Träger sagen, ich bin hier, verlaß dich auf mich.
*
    Thonensen führte sie. Dabei streckte er den Stab vor wie ein Blinder, der nach Hindernissen tastet. Nottr folgte hinter ihm, und Lirry bildete den Abschluß.
    Es gab keinen Weg. Der Boden war steinig, spärlich bedeckt mit abgestorbenen Nadeln. Die Bäume waren kaum dreimannshoch. Unterholz wuchs nur wenig.
    Der Aufstieg war steiler, als es von unten ausgesehen hatte, und der Sterndeuter mußte immer wieder anhalten, um zu verschnaufen. Dann und wann hatten sie einen weiten Ausblick über Strand und Meer. Bei solch einer Gelegenheit deutete Lirry aufgeregt nach unten.
    Dort waren die Sasgen dabei, in die Boote zurückzuweichen, als mehrere der Verlorenen zielstrebig auf sie zu stapften.
    »Sie sind verdammt rasch«, fluchte Nottr. »Wir dürfen uns nicht aufhalten.«
    Es wäre besser, wenn wir nun die Führung übernähmen, sagten Dilvoogs Gedanken. Wir sind besser gewappnet als der Sterndeuter. Ich spüre Kräfte rings um uns, denen wir nicht ohne Wunden entkommen werden.
    Weißt du den Weg?
    Es gibt nur einen Weg. Wir müssen dorthin, wo die Kräfte herkommen. Laß mich gewähren, Freund.
    Nottr kämpfte gegen die Unsicherheit an und ließ es geschehen, daß Dilvoog Besitz von ihm ergriff. Während sie weitergingen, war es ein seltsames Gefühl für Nottr, unter ihnen zu sein und gleichzeitig so abgeschieden. Es wurde ihm am meisten bewußt, wenn er sprechen wollte und der Mund ihm nicht gehorchte, oder wenn einer der Gefährten zu ihm sprach und Dilvoog an seiner Statt antwortete.
    Sie erreichten unangefochten den Kamm des Vorbergs. Vor ihnen lag ein sanftes Tal. Jenseits begann der eigentliche Berg. Dort mußte sich auch das Auge befinden.
    An der Küste hatten die
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