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Das Auge der Wüste: Das Geheimnis von Askir 3 (German Edition)

Das Auge der Wüste: Das Geheimnis von Askir 3 (German Edition)

Titel: Das Auge der Wüste: Das Geheimnis von Askir 3 (German Edition)
Autoren: Richard Schwartz
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Getränke kosten und sonstige Gefahren für Euer Leben auf sich nehmen.«
    »Nein«, sagte ich. »Das werde ich nicht erlauben. Wenn Ihr wünscht, reise ich ab.«
    Der diskrete junge Mann schüttelte den Kopf. »Esseri, das Haus der Hundert Brunnen hat noch nie einen Gast verraten oder ihn aus Feigheit seiner Räume verwiesen. Schon zweimal in unserer langen Geschichte reichte der Arm der Nachtfalken bis in unsere Mauern. Aber auch diesmal werden wir nicht in unserer Pflicht einem verehrten Gast gegenüber wanken. Das Haus der Hundert Brunnen ist mehr als eine Herberge. Eure Abreise würde Schande über unser Haus bringen. Ich bitte Euch bei den Göttern, dies nicht zu tun. Mein Bruder hier ist bereit, für Euch zu sterben, um die Ehre des Hauses nicht zu gefährden.«
    Ich musterte ihn und seine entschlossenen Augen. »Gut, meine Freunde und ich bleiben. Aber die Dienste des Hüters des Lebens werde ich nicht in Anspruch nehmen.«
    Beide verbeugten sich. »Wie Ihr wünscht, Esseri.«
    Als ich meine Räume betrat, berührte ich Seelenreißers Heft, aber niemand lauerte auf mich. Das Bad war, wie versprochen, eingelassen, und auf einem niedrigen Tisch daneben waren prachtvolle Gewänder bereitgelegt.
    Wäre ich nicht so müde gewesen, hätte mich der Mordversuch eben vielleicht mehr erschreckt. So aber glitt ich ins warme Wasser und schloss für einen Moment die Augen …
    … bis ein Hämmern an der Tür mich weckte. Das Wasser war kalt. Ich sprang mit Seelenreißer in der Hand, die Klinge jedoch in der Scheide, aus dem Bad und eilte zur Tür.
    »Was gibt es?«, rief ich, ohne sie zu öffnen.
    »Esseri, die letzte Stunde des Tages naht«, sagte die Stimme des diskreten jungen Mannes. »Wir befürchteten, Ihr wärt im Bad eingeschlafen.«
    »Danke!«, rief ich und hastete ins Bad zurück.
    Viel mehr als eine Stunde hatte ich nicht geschlafen, aber diese kurze Rast hatte mir neue Kräfte gegeben. Ich kleidete mich an. Es gab einen Spiegel im Raum der Kleider, und als ich an ihm vorbeiging, blieb ich überrascht stehen.
    Der Mann, den ich sah, hatte nur wenig Ähnlichkeit mit mir. Ich war zu leicht für meine Größe, ich hatte noch nicht wieder mein normales Gewicht erreichen können. Der Mann vor mir war hager, mit breiten Schultern, das Gesicht braungebrannt. Die Schwellung über meinem Auge war fast nicht mehr zu sehen – Seelenreißers Werk, nahm ich an –, und die Falten in meinem Gesicht waren tiefer als sonst. Ich hatte daran gedacht, meine Haare, Augenbrauen und meinen Bart erneut zu färben, also sah ich nun pechschwarze Haare anstelle der gewohnten blonden oder, vor nicht allzu langer Zeit, grauen Haare.
    Armin hatte darauf bestanden, dass ich zur Tarnung einen Ring im linken Ohr trug. Noch vor zwei Tagen war er mir lächerlich vorgekommen, nun schien er zu diesem Gesicht zu passen. Durch meinen langen Ritt waren meine Augen schmaler als sonst, der Nasenrücken schärfer, und durch den Mangel an Fleisch auf meinen Knochen wirkte mein Gesicht kantig und kompromisslos. Es erschien mir seltsam fremd, obwohl es unzweifelhaft mein eigenes war.
    Die überraschende Bräune meiner Haut hatte zwei weiße Linien ausgespart, alte Narben. Bei der einen konnte ich mich nicht einmal mehr erinnern, wie ich sie erhalten hatte. Diese eine, sonst kaum zu sehen, reichte von einem Nasenflügel bis zum Kinn, die andere bedrohte mein linkes Auge. Menschen wie diesem hier, der mich aus dem Glas kritisch musterte, pflegte ich normalerweise aus dem Weg zu gehen.
    Ich zuckte mit den Schultern und verließ meine Räume. Eine Sänfte wartete auf mich, aber das war mir dann doch zu viel. Einen Führer nahm ich jedoch gern an, ich wollte mich nicht verlaufen und zu spät erscheinen.
    Es dauerte nicht lange und ich wünschte mir, die Sänfte genommen zu haben. Meine Muskeln schmerzten nach dem langen Ritt.

5. Der Engel des Todes
     
    Die Götter hatten ein Einsehen mit mir, es war kein weiter Weg. Nach einem weiteren Tor in einer der vielen Mauern Gasalabads erstreckte sich eine Straße vor mir, die an einem großen Tor endete. Dahinter sah ich den Palast des Mondes.
    Warum er so hieß, war leicht zu erkennen, er war aus dem blassesten Marmor errichtet, den ich je gesehen hatte.
    Als eine der Wachen am Palasttor vortrat, verabschiedete sich mein Führer mit einer Verbeugung.
    »Mein Name ist Havald. Der Emir erwartet mich.«
    Die Wache, ein grobknochiger Mann, der aussah, als ob er zum Frühstück Steine aß, musterte mich. Er war
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