Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das andere Ufer der Nacht

Das andere Ufer der Nacht

Titel: Das andere Ufer der Nacht
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
er wand sich immer weiter vom Dorf weg, passierte mal eine alte Hütte, führte über schmale Grate und mündete auf einem dunklen Platz, wo beide Männer das alte Steinhaus sahen, das dicht an einen Felsen gebaut worden war, so dass es mit seiner Rückseite dort abschloss. Viviana war stehen geblieben. Als auch Suko und Bill nicht mehr weitergingen, wies sie die beiden an, sich in eine Deckung zu begeben. »Wartet lieber dort. Man soll euch nicht sehen.«
    Bill tippte der Spanierin auf die Schulter. »Stimmt es, dass dieses Haus unser Ziel ist?«
    »Richtig.«
    »Da sind die Gebeine?«
    »Auch.«
    »Wie weit ist es denn bis zur Burg?«
    Da lachte Viviana. »Wäre es Tag, würdet ihr sie längst sehen. So könnt ihr den Schatten höchstens ahnen. Wir sind sehr dicht dabei, glaubt mir.«
    »Hatte das Haus irgendeine Bedeutung?« fragte Suko.
    »Ja, es ist sehr alt. Im Mittelalter wurde es oft benutzt. Manche sagen, es sei eine Kirche gewesen, andere wiederum halten es für einen Hort des Satans. Sucht es euch aus!«
    »Und dort liegen tatsächlich Knochen?«
    »Wenn ich es euch sage. Es sind die Gebeine der Verstorbenen. Manche von ihnen erreichen ein Alter, das ich mir kaum vorstellen kann. Aber sie sind da und werden einmal im Jahr durchsucht, um die Barke weiterbauen zu können. Sie kann bereits schwimmen, aber alles muss perfekt sein, um das andere Ufer der Nacht zu erreichen.«
    Bill wurde ungeduldig. »Was bedeutet das denn nun? Die Knochen, das andere Ufer der Nacht? Himmel, ich verstehe nichts.«
    »Später, Bill, später.« Mehr sagte Viviana nicht. Sie ging einfach los, so dass die beiden Männer ihr folgen mussten.
    »Glaubst du, Suko, dass sie mit den Knochensuchern unter einer Decke steckt?«
    »Ich gehe mal davon aus.«
    »Dann wäre es eine Falle für uns.«
    »Möglich.«
    Sie schwiegen in der nächsten Zeit, weil sie sich dem geheimnisvollen Beinhaus so weit genähert hatten, dass sie dessen Umrisse besser erkennen konnten. Bill schaute auf die Form, die Ähnlichkeit mit einem Kreuz besaß. Ihm kam der Gedanke, dass es ich bei dem Bau um eine Kirche handelte. Um es genau in Erfahrung zu bringen, erkundigte er sich bei Viviana. Er ließ eine Hand auf ihrer Schulter liegen. »Handelt es sich da um eine Kirche?«
    »Ja, um eine sehr alte.«
    »Seit wann sind eine Kirche und ein Beinhaus identisch?«
    »Es gibt so etwas.«
    Mit dieser Erwiderung musste sich der Reporter abfinden. Das Mädchen schlug einen Bogen, um zu dem normalen Eingang zu gelangen. Schon bald sahen sie die breite Holztür vor sich. Der sich hoch über ihr befindliche Turm war nur mehr zur Hälfte vorhanden. Irgend etwas hatte ihn an seiner Spitze gekappt.
    Sie blieben vor der Tür stehen. »Was ist, wenn wir eintreten?«
    Viviana lächelte. »Nichts.«
    »Führst du uns in eine Falle?« fragte Suko.
    »Nein.«
    »Was sollen wir dann dort?«
    Viviana schaute erst Suko an, danach Bill. Es wirkte so, als wollte sie in den beiden Gesichtern forschen.
    Dann fragte sie etwas, das beide Männer überraschte. »Seid ihr nicht extra wegen dieser Knochen gekommen? Oder wegen des anderen Ufers der Nacht?«
    »So sehen wir das nicht.« Bill erntete von seinem Freund ein beifälliges Nicken. »Uns ging es um die Anzeige. Eine gewisse Senora Marquez versprach darin, den Weg ins Jenseits zu zeigen, das genau war der Grund unseres Kommens.«
    »Ihr seid Zweifler«, erklärte das Mädchen und sprach wie eine weise Frau. »Könnten das Jenseits und das andere Ufer der Nacht nicht identisch sein, wenn man genauer darüber nachdenkt?«
    Dieser Hinweis war nicht so schlecht. Es lohnte sich tatsächlich, sich damit zu beschäftigen. Das sahen beide Männer ein. Suko nickte als erster, Bill folgte zögernd.
    »Dann gehört Senora Marquez das Beinhaus?«
    »Ihr werdet es erfahren. Da, schaut zum Berg, das Feuerwerk beginnt.«
    In der Tat wurde die erste Rakete von der Terrasse aus in den nachtblauen Himmel geschossen, wo sie zu einem rotgelben Pilz zerplatzte, der sich ausbreitete, um anschließend in langen, farbigen Bahnen in die Tiefe zu fallen.
    »Sie beginnen mit der Feier«, sagte das Mädchen. »Und wir werden das Beinhaus betreten.«
    Eine Erwiderung wartete sie nicht ab, drehte sich und öffnete die Tür, die sehr schwer war, über den Boden schleifte und zusätzlich noch in den Angeln quietschte. Weder Suko noch Bill mochten dieses verräterische Geräusch, aber es ließ sich nicht vermeiden, und so betraten sie die Kirche, in deren Innern es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher