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Das Amulett

Das Amulett

Titel: Das Amulett
Autoren: Stephan R. Bellem
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vorüber, richtete Ul‘goth sich auf und betrachtete im Schein seiner Fackel die Verwüstung. Mindestens zwei weitere Gnome lagen reglos am Boden; die Geheimtür und ein beträchtlicher Teil des Simses waren aus der Wand gesprengt worden. Die Gnome würden sie nicht weiter verfolgen können.
    Allerdings gaben sie immer noch ein hervorragendes Ziel für Armbrüste und Bogen ab. »Es hat geklappt. Los, weiter!«, spornte er die anderen an, die dem nur zu gern Folge leisteten.
    »Sie werden sich bald von dem Schreck erholen«, versicherte Khalldeg, während sie die erste Treppe hinaufstolperten.
    »Wir müssen eine besser zu verteidigende Stelle finden«, keuchte Calissa.
    »Hier geht es nicht«, stellte Ul‘goth fest. »Wir müssen einen Platz finden, der uns Schutz vor ihren Pfeilen bietet.«
    Wildes Kriegsgeschrei hallte von den Wänden wider und verriet ihnen, dass die Verfolger näher waren als erhofft.
    * * *
    Der Donner der Explosion rollte als tiefes Grollen bis in die Spitze der Höhle.
    »Was war das?«, fragte Tharador verwundert.
    Faeron zuckte die Achseln. »Khalldeg? Die Gnome?«
    »Denkst du, es geht ihnen gut? Wir hätten sie nicht allein zurücklassen sollen.«
    »Du hast eine andere Aufgabe, Tharador!«, beharrte der Elf. »Das Buch zerstören und die gefangenen Seelen befreien, das ist wichtiger als Khalldeg, als Ul‘goth oder als ich. Sogar wichtiger als Calissa und als du!«, belehrte er den Paladin. »Wir müssen das Buch Karand zerstören, das ist alles, was zählt!«
    Tharador erschrak ob der Endgültigkeit der Worte Faerons. Er selbst empfand anders – für ihn war das Buch Karand nicht wichtiger als seine Freunde. Auch wenn Queldans Seele darin gefangen war, Tharador könnte unmöglich ein weiteres Leben für den Versuch opfern, sie zu retten.
    »Ich fürchte, wir kommen zu spät.« Faeron sprach plötzlich im Flüsterton. »Sieh nur, da.« Sie wandelten erneut auf einer natürlichen Brücke durch die Höhle, und der Elf deutete auf das vermeintliche Ende des Pfads. Dort prangte eine Steintreppe, die zu einer Luke in der Decke führte ... und die Luke stand offen.
    Der Paladin und der Elf sahen einander an.
    »Könnte das die Falle der Gnome sein?«, fragte Tharador, der vermutete, dass sie jenseits der Luke ein Heer schwer bewaffneter Gegner erwartete.
    Faeron zuckte mit den Schultern. »So oder so, wir müssen es wagen. Wir dürfen nicht zulassen, dass den Dienern Aurelions das Buch in die Hände fällt.«
    »Ich spüre es jetzt«, sagte Tharador leise.
    »Was?«
    Tharador blickte über den Rand der schmalen Brücke in den Abgrund. »Ein Sturm kommt auf.«
    Faeron nickte grimmig, machte seinen magischen Bogen bereit, indem er ihn auf eine Größe von fünf Fuß anwachsen ließ, und legte sich drei Pfeile zurecht.
    Der Sturm erwartete sie.
    * * *
    Dergeron prägte sich jede Kleinigkeit des Plateaus ein. Der ausladende Innenhof, der gut vierzig Schritt in jede Richtung maß, und vier Turmruinen, welche die Burgmauer begrenzten, viel mehr war von Karandras‘ Festung nicht übrig geblieben. Ein Herrenhaus schien es nie gegeben zu haben. Anscheinend war der Hexer besiegt worden, bevor er sein Bauwerk vollenden konnte. Die Burgmauern hatten über die Jahre stark durch Wind und Eis gelitten. Durch Frost aufgeplatzte Steine und schneebedeckte Trümmer übersäten das Gelände, wohin man auch blickte. In der westlichen Mauer hatte sich offenbar einst das Tor befunden, das zum natürlichen Pfad vom Gipfel hinab führte. Sie waren aus einer Geheimtür vor der südlichen Burgmauer auf den Gipfel gelangt; weitere Abstiege gab es nicht, nur die tiefen Abgründe, die rings um das Plateau klafften.
    Er hielt Hagstad am Arm zurück, als dieser an ihm vorbeigehen wollte. Alynéa und Verren waren vorausgeeilt um den steif gefrorenen Leichnam des Hexers zu untersuchten. »Nur wir beide werden den Gipfel wieder verlassen«, weihte er den Soldaten in seine Pläne ein.
    Bengrams mangelnde Überraschung zeigte, dass er damit gerechnet hatte. »Wir müssen vorsichtig sein. Sie ist gefährlich.«
    »Lass die Frau meine Sorge sein«, beruhigte Dergeron den jungen Mann. »Du kümmerst dich um Verren. Aber sei auf der Hut, Bengram. Er versteht sein Handwerk.«
    »Aber wie kommen wir danach zurück nach Totenfels?«
    Dergeron schüttelte nur den Kopf.
    »Ihr wollt gar nicht zurück?«
    Bengram setzte zu einer weiteren Frage an, aber Dergeron presste ihm eine Hand auf den Mund. »Alles zu seiner Zeit«, flüsterte er.
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