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Das Amulett

Das Amulett

Titel: Das Amulett
Autoren: Stephan R. Bellem
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sehen, doch er wusste, dass sie ihn erwarteten.
    Wenige Sonnenstunden später schulterte Lantuk den gepackten Rucksack und prüfte die Festigkeit der Tragegurte. Dicke Decken und Proviant waren darin verstaut, außerdem einige Utensilien zum Feuermachen. Kordal schulterte eine ähnliche Tasche und zog den Kragen seines Mantels hoch. Die Kälte würde sich bald unter ihrer Kleidung festsetzen, wenn der erste warme Schweiß der Anstrengung als klebriger, kalter Film auf der Haut haftete.
    Daavir beobachtete das Schauspiel schon eine geraume Weile und trat nun an sie heran. »Ich will euch begleiten.«
    »Vielen Dank«, erwiderte Kordal, »aber das brauchst du nicht. Dein Platz ist bei deinen Leuten, und ihr solltet in eure Heimat zurückkehren.«
    »Mein Platz ist da, wohin das Schicksal mich befiehlt«, entgegnete der Hüne. »Und das Schicksal hat mich nicht hierher geführt, um dann wieder umzukehren. Es will, dass ich den Kontinent bereise und meinen Beitrag leiste.«
    Kordal blickte Lantuk fragend an, doch der zuckte nur die Achseln.
    »Also schön«, gab der Krieger schließlich mit einem Grinsen nach. »Dann hol deine Sachen und lass uns aufbrechen.«
    Daavir deutete ebenfalls grinsend auf seinen eigenen Rucksack, den er über der rechten Schulter trug. »Lasst uns keine Zeit verlieren.«
    Kordal schluckte schwer, als sie das Stadttor durchschritten. Überall um sie herum standen hastig zusammengezimmerte Holzkreuze. Hier hatte man die Toten begraben, all die tapferen Männer, die in der Schlacht gefallen waren. Jedes Kreuz trug einen anderen Namen. Niemand durfte vergessen werden. Die Erde war noch immer von Blut durchtränkt, und es würde lange dauern, bis die Bewohner der Stadt sich davon erholt haben würden.
    Kordal blieb an einem der Kreuze stehen und strich mit den Fingerspitzen über den eingravierten Namen. »Omuk, mein Freund. Möge Magra deinen Körper aufnehmen und der Ewige deine Seele.«
    »Er war ein tapferer Mann, und man wird sein Opfer nicht vergessen«, fügte Daavir hinzu.
    Omuk war bei der Verteidigung des Stadttores einen selbstlosen Tod gestorben, als ihnen die Goblins in den Rücken gefallen waren. Er war als einer der Ersten von den Wehrgängen auf den Vorplatz gehechtet und hatte die überraschten Monster zu Dutzenden mit Schwüngen seiner Hellebarde getötet, die selbst einen Baum gefällt hätten. Sein selbstloses Opfer hatte den übrigen Verteidigern genug Zeit erkauft, um sich auf den Angriff aus dem Hinterhalt vorzubereiten.
    Schweren Herzens trennte Kordal sich von dem Grab und versuchte, die Erinnerungen hinter sich zu lassen. Er würde Omuk nie vergessen, aber für ihren weiteren Weg brauchte er einen klaren Kopf.
    * * *
    Ein kurzer Ausfallschritt, und Faeron legte die Spitze seiner Klinge an Tharadors Hals. In einem echten Kampf hätte der Elf seinem Gegner so den Todesstoß versetzt. »Dein Körper steht vor mir, doch dein Geist scheint weit entfernt«, schalt er den Paladin.
    »Verzeih, mein Freund«, stammelte Tharador kleinlaut. »Es ist nur alles so überwältigend. Seit Gordans Ankunft spüre ich die Last meines Schicksals erneut auf mir«, begann er zu erklären.
    »Dein Schicksal?«, fragte Faeron überrascht.
    »Ja, Junge«, mischte sich Khalldeg ein, »erzähl uns von deinem Schicksal.«
    »Gordan hat mir deutlich gemacht, dass es meine Aufgabe sei, das Buch zu finden und zu zerstören«, sagte Tharador bestimmt.
    »Ha!« Khalldeg verfiel in schallendes Gelächter, und auch Faeron konnte ein Schmunzeln nicht verbergen. »Schau dir diesen jungen Einfaltspinsel von einem Menschen an, Elf!«, lachte der Zwergenprinz. »Er hat noch nicht mal ein Dritteljahrhundert erlebt und will uns etwas über das Schicksal erzählen.«
    »Ich verstehe nicht, was du meinst«, brummte Tharador gekränkt.
    »Dein Schicksal, Junge, hat sich längst erfüllt«, setzte Khalldeg zu einer Erklärung an. »Wir werden geboren als das, was wir sind. Und sobald wir zu uns selbst finden, haben wir unser Schicksal erkannt und es akzeptiert.«
    Tharadors Blick zeigte deutlich seine Verwirrung.
    »Deine Bestimmung ist es, ein Paladin zu sein«, half ihm Faeron. »Es ist nicht die Rettung der Welt, es ist die Gabe, die du besitzt. Ob du sie nutzt, ist immer noch allein deine Entscheidung.«
    »Aber Gordan ...«, fing Tharador an, ehe ihn Faeron unterbrach.
    »Gordan gab dir einen Anstoß, deine Fähigkeiten einzusetzen. Er hat dir offenbart, was in dir steckt, und dein Verantwortungsbewusstsein hat
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