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Das Alexandria-Komplott

Das Alexandria-Komplott

Titel: Das Alexandria-Komplott
Autoren: Clive Cussler
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ihn nur noch der wütende Drang, sein Geheimnis der Nachwelt zu überbringen; jegliche Angst vor dem Tode war vergangen.
    Sie kämpften sich durch den brodelnden Kessel sengender Hitze. Venator roch verbranntes Fleisch. Er riß einen weiteren Fetzen von seiner Tunika und hielt ihn sich vor Mund und Nase, als sie sich gewaltsam ihren Weg durch den Qualm bahnten.
    Die Soldaten fielen, Venator bis zum letzten Atemzug beschützend. Plötzlich waren seine Füße im Wasser. Er sprang vorwärts und tauchte in dem Moment unter, in dem Wasser seine Knie erreichte. Aus dem Augenwinkel erspähte er eine Planke, die sich von einem brennenden Schiff gelöst hatte und schwamm darauf zu. Er wagte nicht zurückzuschauen.
    Auf der Felsspitze wehrten Severus' Soldaten verzweifelt die Angriffe ab. Die Barbaren wichen zurück und schrien erbittert; während sie einen schwachen Punkt in der römischen Abwehr suchten. Viermal sammelten sie sich in Haufen und griffen an, viermal wurden sie zurückgeworfen – doch nicht, bevor wieder einige erschöpfte oder verwundete Legionäre zu Boden gesunken waren. Das Karree schmolz langsam zu einer kleinen Gruppe, als die wenigen Überlebenden die Reihen schlossen und Schulter an Schulter kämpften. Berge von blutüberströmten Toten und Sterbenden bedeckten den Gipfel, Blut floß in Rinnsalen den Abhang hinunter. Und immer noch leisteten die Römer Widerstand.
    Als die Barbaren sich zum letzten Sturmangriff zusammenrotteten, waren Severus' Legionäre auf eine Handvoll zusammengeschrumpft. Einer nach dem anderen fiel, das Schwert in der Hand, getroffen von dem Hagel der Steine, Pfeile und Speere.
    Severus fiel als letzter. Seine Beine gaben unter ihm nach, und er vermochte das Schwert nicht mehr zu heben. Er sank auf die Knie, versuchte vergeblich, noch einmal auf die Beine zu kommen, als die Barbaren bereits vorwärts stürmten und wild auf ihn einprügelten, bis der Tod ihn von seinen Schmerzen erlöste.
    Im Wasser hielt Venator sich krampfhaft an dem Holzstück fest und machte mit den Beinen verzweifelte Schwimmbewegungen, um das fliehende Schiff noch zu erreichen. Seinen Anstrengungen war kein Erfolg beschieden. Die Strömung des Flusses und ein Windstoß trieben das Handelsschiff weiter fort.
    Er rief zur Mannschaft hinüber und winkte heftig. Eine Gruppe von Seeleuten und ein junges Mädchen mit einem Hund standen am Heck und starrten ausdruckslos in seine Richtung. Sie machten nicht die geringste Anstrengung, das Schiff zu wenden, sondern setzten ihre Flucht flußabwärts fort, als ob Venator überhaupt nicht existierte.
    Hilflos erkannte er, daß sie ihn im Stich ließen. Eine Rettung würde es nicht geben. Wütend drosch er mit der Faust auf das Stück Holz ein, während er haltlos schluchzte. Sein Gott hatte ihn verlassen, davon war er überzeugt.
    Die Expedition war gescheitert, versunken in einem Alptraum.

Erster Teil
NEBULA FLUG 106



22. Oktober 1991
Flughafen Heathrow, London
1
    N iemand schenkte dem Piloten die geringste Aufmerksamkeit, als er sich um die Gruppe der Korrespondenten herumschlängelte, die das Innere der VIP-Lounge bevölkerte. Auch die Passagiere, die im Wartebereich vor Gate 14 saßen, bemerkten nicht, daß er statt einer Aktentasche eine große Segeltuchtasche bei sich trug. Er hielt den Kopf gesenkt, den Blick starr geradeaus gerichtet und vermied sorgsam, zu den Kameras zu schauen, die auf eine hochgewachsene, attraktive Frau mit glattem braunem Gesicht und unwiderstehlichen pechschwarzen Augen gerichtet waren, dem Mittelpunkt eines geräuschvollen Auftritts.
    Schnell durchschritt der Pilot den Ziehharmonikaschlauch der Bordrampe und blieb vor zwei Sicherheitsbeamten des Flughafens stehen. Die beiden Männer trugen Zivil und versperrten den Zugang zum Flugzeug. Er winkte ihnen lässig zu und versuchte sich durchzudrängen, doch eine feste Hand umfaßte seinen Arm.
    »Einen Augenblick, Captain.«
    Der Pilot hielt in seiner Bewegung inne. Auf seinem dunkelhäutigen Gesicht lag ein freundlicher Ausdruck. Diese Behinderung schien ihn beinahe zu amüsieren.
    Seine olivbraunen Augen hatten den stechenden Blick eines Zigeuners. Die Nase war mehr als einmal gebrochen, und ein langer Schnitt verlief senkrecht über die linke Wange bis hin zum Kiefer. Das kurzgeschnittene graue Haar unter seiner Mütze und die Falten in seinem Gesicht bewirkten, daß er auf Ende Fünfzig geschätzt wurde. Er war knapp einen Meter fünfundachtzig groß, untersetzt und hatte einen leichten
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