Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Alexandria-Komplott

Das Alexandria-Komplott

Titel: Das Alexandria-Komplott
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
Bauchansatz. Wie er so in seiner maßgeschneiderten Uniform dastand, abgeklärt, selbstsicher und kerzengerade, wirkte er genauso wie jeder andere der zehntausend Linienpiloten, die die internationalen Verkehrsmaschinen flogen.
    Er zog seinen Ausweis aus der Brusttasche und reichte ihn dem Sicherheitsbeamten.
    »Sind diesmal VIPs dabei?« erkundigte er sich ahnungslos.
    Der britische Wachposten, korrekt und makellos gekleidet, nickte. »Eine Delegation der Vereinten Nationen, die nach New York zurückkehrt – einschließlich der neuen Generalsekretärin.«
    »Hala Kamil?«
    »Ja.«
    »Kaum der passende Job für eine Frau.«
    »Premierministerin Thatcher ist schließlich auch eine Frau.«
    »Die hat auch nicht bis über beide Ohren in Schwierigkeiten gesteckt.«
    »Miß Kamil ist eine eindrucksvolle Lady. Die wird damit schon fertig werden.«
    »Vorausgesetzt, die moslemischen Fanatiker ihres Heimatlandes legen sie nicht vorher um«, erwiderte der Pilot mit deutlich amerikanischem Akzent.
    Der Brite sah ihn seltsam prüfend an, erwiderte jedoch nichts, während er das Foto auf der Ausweiskarte mit dem Gesicht vor ihm verglich. Den Namen las er laut vor: »Captain Dale Lemke.«
    »Irgendein Problem?«
    »Nein, aber wir wollen auch nicht, daß eines entsteht«, gab die Wache unbewegt zurück.
    Lemke streckte die Arme aus. »Wollen Sie mich auch filzen?«
    »Nicht nötig. Ein Pilot würde wohl kaum das eigene Flugzeug entführen. Doch wir müssen sichergehen, daß Sie tatsächlich ein Mitglied der Mannschaft sind.«
    »Diese Uniform ist kein Faschingskostüm.«
    »Dürfen wir einen Blick in Ihre Tasche werfen?«
    »Bitte sehr.« Er setzte die blaue Nylontasche auf dem Boden ab und öffnete sie.
    Der zweite Agent nahm das Pilotenhandbuch und die Handbücher für die Flight Operations heraus und blätterte sie durch. Dann hielt er ein Metallstück in die Höhe, an dem ein kleiner Hydraulikzylinder befestigt war.
    »Würden Sie uns verraten, was das hier ist?«
    »Ein Spanner für eine Klappe der Ölkühlung. Sie ist in Position ›offen‹ hängengeblieben, und die Wartungsleute vom Kennedy Airport haben mich gebeten, das Teil zur Inspektion mit nach Hause zu nehmen.«
    Der Agent deutete auf einen dicken Gegenstand, der fest verpackt ganz unten auf dem Boden der Tasche lag. »He, was haben wir denn da?« Dann blickte er auf. In seinen Augen schimmerte Neugierde. »Seit wann schleppen Linienpiloten Fallschirme mit sich herum?«
    Lemke lachte. »Fallschirmspringen ist mein Hobby. Jedesmal wenn ich hier einen längeren Aufenthalt habe, springe ich mit Freunden drüben auf dem Luftwaffenstützpunkt Croydon.«
    »Ich nehme nicht an, daß Sie einen Sprung aus einem Linienjet in Erwägung ziehen?«
    »Jedenfalls nicht von einem, der mit fünfhundert Knoten in einer Höhe von fünfunddreißigtausend Fuß über den Atlantik hinwegfliegt.«
    Die Agenten warfen sich einen zufriedenen Blick zu. Die Stofftasche wurde geschlossen und der Ausweis zurückgereicht.
    »Tut uns leid, wenn wir Sie aufgehalten haben, Captain.«
    »Hat mich gefreut, mit Ihnen zu plaudern.«
    »Einen guten Flug nach New York.«
    »Vielen Dank.«
    Lemke zog den Kopf ein und betrat das Cockpit. Er schloß die Tür ab und schaltete die Kabinenbeleuchtung aus, so daß ein zufälliger Beobachter, der vom oberen Rundgang aus durch die Fenster schaute, seine Bewegungen nicht wahrnehmen konnte. In immer wieder geübter Geschwindigkeit kniete er hinter die Sitze, zog eine kleine Taschenlampe aus der Jackentasche und hob die Falltür, die zum Elektronikabteil darunter führte, einem Kabuff, das ein Witzbold – niemand wußte mehr zu sagen, wer es gewesen war – auf den Namen Höllenloch getauft hatte.
    Er vernahm die murmelnden Stimmen der Flugbegleiter, die die Hauptkabine für den Einstieg der Fluggäste vorbereiteten, und das Rumpeln des Gepäcks, das von den Gepäckträgern im hinteren Teil der Maschine verladen wurde. Lemke kletterte die Leiter hinunter, in die düstere Finsternis, griff nach oben und zog die Stofftasche nach, dann schaltete er die kleine Stablampe ein. Ein schneller Blick auf seine Uhr verriet ihm, daß er noch ungefähr fünf Minuten Zeit hatte, bevor seine Crew auftauchte. Mit einem Bewegungsablauf, den er ungefähr fünfzigmal trainiert hatte, zog er den Spanner aus der Tasche und schloß ihn an einen Miniaturtimer an, den er unter seiner Uniformmütze transportiert hatte. Er brachte beides an einer kleinen Zugangstür an, die nach außen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher