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Das Aion - Kinder der Sonne

Das Aion - Kinder der Sonne

Titel: Das Aion - Kinder der Sonne
Autoren: Michael Marrak
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du das?«
    »Die Alphas sind, nun, sagen wir mal, das aktuelle Auslaufmodell der Spezies Mensch«, erklärte Jadamon. »Davor gab es bereits einige weniger erfolgreiche Versuche von Mutter Gaia wie etwa den Neandertaler. Auch damals sorgte eine globale Naturkatastrophe dafür, dass die Karten der Menschheit neu gemischt wurden; eine Eiszeit, die Zehntausende von Jahren dauerte. Aus ihr ging der Homo sapiens als Gewinner hervor, jene Menschenart, die du Alphas nennst. Der Neandertaler hingegen blieb auf der Strecke. Schon damals hatten flexibleres Denken und bessere Anpassungsfähigkeit für die Entscheidung gesorgt. Und nun seid ihr Betas aus den Sonnenstürmen hervorgegangen.
    Die Angst der Alphas vor euch ist zweifellos berechtigt, wenn auch ziemlich übertrieben. Tatsache ist: Sobald die Evolution eine neue Spezies Mensch hervorbrachte, wurde die etablierte, aber unterlegene Spezies früher oder später von ihr verdrängt. Und da ihr Betas den sogenannten Alphas sowohl physisch als auch psychisch überlegen seid, könnte sich bei den heutigen klimatischen Bedingungen Ähnliches wiederholen wie damals mit den Neandertalern. Am Ende gäbe es nur noch euch, während die Alphas an den Strahlen der Sonne und den Widrigkeiten der neuen Umwelt zugrunde gegangen wären – ob nun in einhundert, eintausend oder erst in zehntausend Jahren. Für Mutter Gaia ist ein Jahrtausend nur ein Wimpernschlag. Ihr seid die Kinder der Sonne, Mira, nicht die Alphas. Und davor fürchten sie sich …«
    »Aber warum bloß?«, fragte Mira. »Wir sind doch keine Monster.«
    »Nun, dieses Übel ist leider so alt wie ihr Menschen selbst«, seufzte das Orakel. »Alles Fremde und Unbekannte betrachtet ihr als potenziellen Feind. Was ihr nicht kennt, das fürchtet ihr. Und was ihr fürchtet, unterjocht ihr, sperrt es ein – oder tötet es.«
    Mira sah betroffen zu Boden.
    »Sind deinem Freund Jiril deine Kräfte bewusst?«, fragte Jadamon. »Kennt er deine Stärke, deine Ausdauer? Weiß er, dass du bei Nacht fast so gut siehst wie bei Tag? Dass du besser hörst als eine Waldkatze? Ganz zu schweigen von deinen geistigen Fähigkeiten …«
    »Ich glaube schon«, sagte Mira leise. »Wir gehören für die Alphas wahrscheinlich zum Biologieunterricht wie Frösche, Wüstenfüchse oder Schiddleggs.« Sie sah auf. »Bist du eigentlich nur gekommen, um Geschichtsunterricht zu halten?«
    »Nein, Wüstenkind. Ich bin hier, um zu erfahren, was im Nebethaum geschehen ist.« Sein Blick wurde ernst, als er hinzufügte: »Denn falls es mit dem Weltenbaum ein Problem gibt, hat auch Darabar ein Problem.«
    Mira wickelte sich fröstelnd in eine Decke. Minutenlang hockte sie reglos und schweigend im Sessel und starrte auf das schwarze Rechteck des Fensters, dann begann sie leise von ihrer Begegnung mit dem Bausch-Roboter im Quarantäneraum zu berichten.
    »Das ist fürwahr eine ziemlich unheimliche Geschichte«, bestätigte Jadamon nachdenklich, nachdem sie zu Ende erzählt hatte. »Mit einer ziemlich verrückten Maschine.«
    Mira zuckte mit den Schultern. »Ich glaube, sie hat einfach nur einen …« Sie suchte nach einem passenden Begriff. »Einen Dachschaden.«
    »Ich habe das Gefühl, die meisten Maschinen, die ihr Menschen konstruiert, haben einen Dachschaden«, bemerkte Jadamon. »Zumindest die, von denen ich in den letzten fünfhundert Jahren gehört habe.« Als er bemerkte, dass Mira nicht nach Scherzen zumute war, seufzte er und ließ sich zu ihr herabsinken. »Du hast deinem Feind ins Auge geblickt und weißt nun, womit du es zu tun hast«, sagte er ernst. »Ich kann deine Besorgnis verstehen, aber diese Maschine ist kein Überwesen. Auch sie gehorcht nur den Gesetzen der Natur.«
    »Aber offensichtlich anderen Gesetzen als wir«, entgegnete Mira.
    »Immerhin hast du es geschafft, dieser Maschine mit einem einzigen Schlag den Unterkiefer zu brechen. Ein normaler Mensch hätte dies nicht vermocht.«
    »Na, großartig, und was hab ich davon?« Sie hielt ihren dick bandagierten Arm in die Höhe. »Eine kaputte Hand und Hausarrest!«
    »Davon lässt du dich tatsächlich entmutigen? Von einer verschlossenen Tür?«
    Mira hob in einer hilflosen Geste die Schultern.
    »Wovor fürchtest du dich, Wüstenkind?«, fragte das Orakel. »Ist es wirklich nur die Zukunft – oder bist es womöglich du selbst?«
    »Weißt du das denn nicht schon längst?«
    »Es geht nicht darum, ob ich es weiß, sondern ob du dir dessen bewusst bist«, erklärte Jadamon. »Ich sehe vor
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