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Das 8. Gestaendnis

Das 8. Gestaendnis

Titel: Das 8. Gestaendnis
Autoren: James Patterson
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nach zu urteilen musste der Mann vierzig harte Lebensjahre hinter sich gehabt haben. Ich zog das Portemonnaie aus seiner Gesäßtasche und klappte das Sichtfenster mit dem Führerschein auf.
    »Er heißt Juan Gomez. Hier steht, dass er erst dreiundzwanzig war.«
    Hanni bückte sich und schob die Lippen des Toten zurück. Anstelle der Zähne waren lediglich zwei Reihen mit verfaulten Stümpfen zu sehen.
    »Methamphetamin«, sagte Hanni. »Das war wahrscheinlich der Drogenkoch. Lindsay, das ist ein Fall für die Rauschgiftabteilung, vielleicht sogar für die DEA.«
    Hanni wählte eine Nummer auf seinem Handy, während ich auf Juan Gomez’ Leiche starrte. Das erste sichtbare Anzeichen für Methamphetamin-Missbrauch sind die fauligen Zähne. Ein paar Jahre mit zu wenig Essen und zu wenig Schlaf reichen
aus, um einen Meth-Junkie zwanzig Jahre altern zu lassen, während die Droge große Teile seines Gehirns zerstört.
    Gomez hatte sich schon vor der Explosion aus diesem Leben verabschiedet.
    »Dann war der Bus also ein fahrendes Meth-Labor?«, fragte Conklin.
    Hanni wartete, dass bei der Rauschgiftabteilung jemand ans Telefon ging.
    »Ja«, erwiderte er. »Bis der ganze Scheiß in die Luft geflogen ist.«

Erster Teil
    Bagman Jesus

1
    Cindy Thomas knöpfte ihren leichten Burberry-Trenchcoat zu und sagte: »Guten Morgen, Pinky«, während der Türsteher ihr die Eingangstür des Blakely Arms aufhielt. Er tippte sich an den Mützenschirm und blickte Cindy in die Augen. »Einen schönen Tag, Ms. Thomas. Passen Sie auf sich auf.«
    Cindy konnte nicht gerade behaupten, dass sie Schwierigkeiten konsequent aus dem Weg ging. Sie arbeitete als Gerichtsreporterin bei der San Francisco Chronicle und sagte immer: »Für mich sind schlechte Nachrichten gute Nachrichten.«
    Doch vor ungefähr anderthalb Jahren hatte ein durchgeknallter illegaler Untermieter mit einer schweren Aggressionsstörung, der zwei Stockwerke über ihr gewohnt hatte , sich in diverse Wohnungen geschlichen und eine brutale Mordserie gestartet.
    Der Killer war letztendlich festgenommen, vor Gericht gestellt und verurteilt worden und saß im Augenblick in einer Todeszelle in St. Quentin.
    Trotzdem waren die Nachwirkungen im Blakely Arms immer noch spürbar. Die Bewohner verriegelten ihre Wohnungstüren am Abend dreifach, zuckten bei unerwarteten Geräuschen zusammen, erlebten, was es bedeutete, das ganz normale, alltägliche Gefühl der Sicherheit zu verlieren.
    Cindy war fest entschlossen, sich von dieser Angst nicht beherrschen zu lassen.
    Sie lächelte den Türsteher an. »Ich bin wild und gefährlich, Pinky. Die Ganoven sollten sich lieber vor mir in Acht nehmen.«

    Dann schwebte sie hinaus in den Maimorgen.
    Ihr Weg führte sie von der Third Street die Townsend entlang bis zur Fifth. Das waren zwei sehr lange Straßenzüge, und Cindy ließ dabei das alte San Francisco hinter sich und gelangte in das neue. Sie ging an dem Schnapsladen gleich neben ihrem Wohnhaus vorbei, passierte ein Fast-Food-Lokal auf der anderen Straßenseite, einen neuen Hochhaus-Wohnblock mit einem Starbucks und einer Buchhandlung im Erdgeschoss und nutzte die Zeit, um Telefonate zu erledigen, Termine zu machen und den vor ihr liegenden Tag zu organisieren.
    In der Nähe des erst kürzlich renovierten Anfangs- und Endbahnhofs des Caltrain, des Pendlerzuges, der bis hinunter nach San Jose und noch weiter nach Süden fuhr, blieb sie stehen. Früher war das hier eine Art Vorhölle für obdachlose Junkies gewesen, doch mit der Sanierung der umliegenden Wohngegenden hatte sich auch die Situation hier stark verbessert.
    Hinter dem Bahnhof jedoch, direkt neben den Gleisen, verlief ein abgezäunter, unebener Fußweg, und auf der Straße davor waren verrostete Schrottkarren und Busse aus der Jimi-Hendrix-Ära abgestellt. Sie dienten Obdachlosen als notdürftige Unterkunft.
    Während Cindy sich innerlich auf den Marsch durch diese »No-Go-Zone« vorbereitete, bemerkte sie direkt vor sich einen Haufen Obdachloser … und etliche davon schienen zu weinen.
    Cindy zögerte.
    Dann holte sie ihren laminierten Presseausweis aus der Manteltasche, hielt ihn wie eine Dienstmarke in der ausgestreckten Hand, ging direkt auf die Menschenmenge zu … und sie wich zur Seite.
    Die Götterbäume, die aus den kleinen Spalten im Asphalt
sprossen, warfen netzartige Schatten auf einen Haufen aus Lumpen, alten Zeitungen und Fast-Food-Verpackungen am Fuß des Maschendrahtzauns.
    Cindy spürte aufsteigenden Brechreiz und
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