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Das 8. Gestaendnis

Das 8. Gestaendnis

Titel: Das 8. Gestaendnis
Autoren: James Patterson
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diese Schüsse angeht. Ich weiß nicht. Klingt eigentlich eher nach einem Bandenüberfall. Oder nach ein paar Kids, die einfach zum Spaß einen Penner rumschubsen und ihn dann umbringen, bloß weil sie sowieso nie geschnappt werden. Schau dir das mal an.« Ich zeigte auf den Tatort: Blutige Fußspuren verliefen kreuz und quer über den Bürgersteig und ließen die Spurensuche zu einem hoffnungslosen Unterfangen werden.
    Und als ob das alles noch nicht genug wäre, gab es auch keine Zeugen für die Schießerei, keine praktischerweise an einer Straßenlaterne befestigte Videokamera und auch keine Patronenhülsen.
    Wir kannten nicht einmal den richtigen Namen des Opfers.
    Ohne Cindys Vorhaben einer dramatischen Geschichte in der Chronicle wäre die Akte dieses Obdachlosen an der untersten Stelle des Aktenstapels gelandet, so lange, bis sich niemand mehr daran erinnert hätte.
    Auch ich nicht.

    Aber die zahlreichen Kopfschüsse »aus nächster Nähe« ließen mir keine Ruhe.
    »Ein Raub, bei dem das Opfer zusammengeschlagen und erschossen wird, ist doch verrückt, Rich. Ich glaube, da war viel eher Hass im Spiel. Oder Leidenschaft.«
    Conklin ließ sein betörendes Lächeln sehen.
    »Dann wollen wir mal«, sagte er.
    Er schaltete den Motor aus, und wir gingen bis zum Ende des Straßenblocks, wo diejenigen, über die Cindy berichten wollte, immer noch außerhalb der Absperrung herumlungerten.
    Wir befragten noch einmal jeden Einzelnen und dehnten unser Arbeitsfeld dann auf die gesamte Townsend sowie auf die Clyde Street und die Lusk Alley aus. Wir sprachen mit Kneipenwirten, Verkäufern in Sex-Shops für Schwule, Nutten und Junkies, die sich auf der Straße herumtrieben.
    Wir klopften gemeinsam an die Türen billiger Mietwohnungen und verbrachten den Nachmittag mit der Befragung von Gabelstaplerfahrern und Arbeitern in den Lagerhallen der Townsend Street, erkundigten uns nach den Schüssen vom vergangenen Abend vor dem Caltrain-Rangierbahnhof, erkundigten uns nach Bagman Jesus.
    Zugegeben, es gab eine ganze Reihe von Leuten, die die Flucht ergriffen, sobald sie unsere Dienstmarken sahen. Andere behaupteten, sie wüssten weder etwas über Bagman noch über seinen Tod.
    Doch diejenigen, die Bagman Jesus gekannt hatten, hatten Anekdoten über ihn zu erzählen. Wie er einmal einen Raubüberfall auf einen Schnapsladen verhindert hatte, dass er manchmal in einer Suppenküche gearbeitet und dass er immer ein paar Dollar für die Bedürftigen übrig gehabt hatte.
    Er war der König der Straße gewesen, so sagte man uns, ein Penner mit einem goldenen Herzen. Und sein Tod war ein
tragischer Verlust für diejenigen, die ihn zum Freund gehabt hatten.
    Am Ende des Arbeitstags war meine Skepsis der Neugier gewichen, und mir wurde klar, dass auch ich mir Cindys Fieber eingefangen hatte - oder hatte das Fieber mich eingefangen?
    Bagman Jesus war der gute Hirte einer leidenden Herde gewesen.
    Also warum hatte man ihn umgebracht?
    War er einfach zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen?
    Oder war sein Tod ganz bewusst herbeigeführt worden? Und damit sahen wir uns zwei Fragen gegenüber, denen kein guter Polizist guten Gewissens ausweichen konnte: Wer hatte Bagman Jesus umgebracht? Und wieso?

6
    Conklin und ich kamen gegen fünf in die Hall of Justice, in der auch das Polizeipräsidium untergebracht war, und gingen quer durch den Bereitschaftsraum zu Lieutenant Warren Jacobis kleinem Glaskasten, der früher meiner gewesen war.
    Auch Jacobi hatte früher einmal mir gehört, das heißt, er war mal mein Partner gewesen. Und obwohl wir die Jobs getauscht hatten und oft unterschiedlicher Meinung waren, hatten wir doch so viele Jahre und so viele Kilometer miteinander verbracht, dass er meine Gedanken besser lesen konnte als irgendjemand sonst - weder Claire noch Conklin noch Cindy noch Joe.
    Als wir sein Büro betraten, saß Jacobi hinter seinem komplett zugemüllten Schreibtisch. Mein alter Freund und Vorgesetzter ist ein grauhaariger, robust gebauter, dreiundfünfzig Jahre alter Bulle mit über fünfundzwanzig Jahren Erfahrung bei der Mordkommission. Er blickte mich mit seinen scharfen, grauen Augen an, und mir fielen die Lachfältchen rund um seinen Mund auf - weil er nämlich nicht lachte.
    Nicht einmal ein winziges bisschen.
    »Was zum Teufel habt ihr eigentlich den ganzen Tag gemacht?«, wollte er von mir wissen. »Habe ich das richtig verstanden? Ihr wart die ganze Zeit wegen eines toten Obdachlosen unterwegs?«
    Inspektor Hottie, wie
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