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Darkover 16 - Die Winde von Darkover

Titel: Darkover 16 - Die Winde von Darkover
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Barron fand den Gedanken äußerst lästig. Er wollte Storns Gefühle nicht nachvollziehen. Aber sein Vorurteil von der Rückständigkeit Darkovers war in den letzten paar Stunden heftig erschüttert worden. Wenn sie andere Waffen als Messer und Schwerter verschmähten, so hatte das ethische Gründe. Andererseits hatte auch Aldaran nicht unrecht, wenn er meinte, dadurch blieben sie in Fehden und kleine Kriege verstrickt, bei denen der Kämpfer mit der größeren Körperkraft siegte.
   Aber hängt nicht letzten Endes der Ausgang jedes Krieges davon ab? Du glaubst doch nicht etwa, daß die Seite, die für eine gerechte Sache kämpft, die wirksameren Waffen besitzt? Würde die Fehde zwischen Brynat und Storn leichter beigelegt, wenn beide Gewehre hätten?
   Und wenn hier ein ethisches Prinzip, statt eines Mangels an Kenntnissen vorlag, war es dann nicht auch möglich, daß die Darkovaner gute Gründe hatten, auf Straßenbau, Fabrikanlagen und dergleichen zu verzichten?
   Verdammt noch mal, warum zerbreche ich mir den Kopf über Probleme der Darkovaner, wenn ich dringend meine eigenen lösen muß?
   Er hatte seine Arbeit auf Valdir Altons Feuerwache im Stich gelassen. Er - beziehungsweise Storn in seinem Körper - hatte ein wertvolles Reitpferd gestohlen. Er war bei den terranischen Behörden, die sich geradezu überschlagen hatten, um ihm diesen Job zu verschaffen, wahrscheinlich für immer in Ungnade gefallen, und mit seiner Karriere war es endgültig aus. Er konnte sich glücklich preisen, wenn er sich nicht auf dem ersten Schiff, das Darkover verließ, wiederfand.
   Plötzlich wurde ihm klar, daß er nicht zu gehen brauchte! Das Imperium mochte seine Geschichte nicht glauben, aber die Altons, die Telepathen waren, glaubten sie bestimmt. Larry hatte ihm Freundschaft gelobt, und Valdir hatte Interesse an dem Fachgebiet, auf dem er Experte war. Vielleicht gab es hier Arbeit für ihn. Gegen seinen Willen war er in die Kämpfe und Probleme dieser Leute hineingezogen worden, doch jetzt wollte er Darkover gar nicht mehr verlassen.
   Ich könnte Storn umbringen für das, was er getan hat - aber verdammt, ich bin froh, daß es so gekommen ist .
   Das war jedoch nur eine kurz aufblitzende Einsicht, und danach fühlte er sich wieder einsam und verlassen. In den Tagen als Storn hatte er sich an Melittas Gesellschaft gewöhnt. Jetzt hielt sie sich von ihm fern, und wenn er versuchte, ihre Gedanken zu erreichen, griff ihre Hand fast automatisch nach dem telepathischen Dämpfer, von dessen leisem Summen ihm übel wurde. Er hatte erwartet, in einem Flugzeug werde er sich mehr zu Hause fühlen als auf einem Pferderücken, und jetzt wünschte er nach kurzer Zeit von Herzen, der Flug wäre vorbei. Melitta sah ihn die ganze Zeit nicht an.
   Das war das schlimmste daran. Er sehnte das Ende des Fluges herbei, damit er zu ihr sprechen, sie berühren konnte. Sie allein war ihm in dieser Welt vertraut, und es verlangte ihn nach ihrer Nähe.
   Im Widerspruch dazu war er bestürzt, als der Flug endete und Desideria die Maschine geschickt wie einen Hubschrauber in einem kleinen Tal landete. Sie entschuldigte sich bei Melitta dafür, daß sie sich Storn nicht weiter genähert habe; die Turbulenzen um die Gipfel seien so heftig, daß sie ein kleines Flugzeug zerschmettern könnten. Barron fragte sich, wieso ein Mädchen ihres Alters über Turbulenzen Bescheid wisse. Verdammt, sie ist offenbar unter den Telepathen etwas ganz Besonderes, wahrscheinlich fühlt sie sie durch die Haut oder mit ihrem Gleichgewichtssinn oder so etwas .
   Barron hatte keine Ahnung, wo sie sich befanden. Da der blinde Storn den Ort nie gesehen hatte, nützten seine Erinnerungen Barron nichts. Aller Melitta wußte Bescheid. Sie übernahm die Führung und brachte sie zu einem Bergdorf. Darkovaner kamen gelaufen, begrüßten Melitta begeistert und erwiesen Desideria eine scheue Ehrerbietung. Zum erstenmal sah Barron, daß das junge Mädchen die Fassung verlor und sogar zornig wurde.
   »Ich hasse das«, vertraute sie ihm an, und Barron war klar, daß sie immer noch glaubte, mit Storn zu sprechen. »In früheren Zeiten mag es Gründe gegeben haben, Bewahrerinnen wie Göttinnen zu behandeln. Jetzt, da wir wissen, wie man sie ausbilden kann, gibt es keinen mehr. Ebenso könnte man einen erstklassigen Hufschmied seiner Geschicklichkeit wegen verehren!«
   »Da wir von Hufschmieden reden«, fragte Barron, »wie fangen wir es an, dies
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