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Darkover 12 - Der verbotene Turm

Titel: Darkover 12 - Der verbotene Turm
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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hätte er eine Berührung der Fingerspitzen gewagt, wie Callista sie Andrew im Korridor gewährte, bevor sie zu Leonie hinaufging.
    Erleichtert sah er, dass Ellemir das Gewächshaus betreten hatte. Sie schritt zwischen den Reihen grüner Pflanzen dahin und kniete vor einer mit schweren Trauben beladenen Weinrebe nieder. Befriedigt stand sie auf. »Wenn wir noch einen weiteren Tag Sonnenschein haben, werden sie zur Hochzeit reif sein.« Dann verblasste ihr Lächeln, als sie Damons verkrampftes Gesicht, Andrews verzweifelte Ruhe bemerkte. Sie ging zu Damon, hob sich auf die Zehenspitzen und legte die Arme um ihn. Sie spürte sein Verlangen nach dem Trost ihrer Nähe, ihrer Berührung. Auch Andrew hätte sie gern getröstet, als er niedergeschlagen sagte: »Und selbst wenn Leonie ihre Zustimmung gibt, was ist mit ihrem Vater? Wird er zustimmen? Ich glaube nicht, dass er mich besonders mag... «
    »Er mag dich bestimmt«, widersprach Ellemir, »aber du musst verstehen, er ist ein stolzer Mann. Er war der Ansicht, ich sei zu gut für Damon, aber ich bin alt genug, nach meinem eigenen Willen zu handeln. Wenn er mich Aran Elhalyn angeboten hätte, der den Thron zu Thendara warm hält, wäre Vater immer noch der Meinung gewesen, er sei nicht gut genug. Für Callista kann kein vom Weibe geborener Mann gut genug sein, und wäre er so reich wie der Lord von Carthon und dazu der Bastardsohn eines Gottes! Und natürlich ist es auch heute noch eine große Ehre, ein Kind in Arilinn zu haben.
    Callista sollte Bewahrerin von Arilinn werden, und es wird ihn hart ankommen, darauf zu verzichten.« Andrews Herz sank.
    Ellemir sagte: »Mach dir keine Sorgen! Ich glaube, es wird alles gut werden. Sieh, da kommt Callista.«
    Die Tür oben an der Treppe öffnete sich, und Callista stieg in das Gewächshaus hinunter. Blindlings streckte sie ihnen die Hände entgegen.
    »Ich werde nicht nach Arilinn zurückkehren«, sagte sie, »und Vater hat seine Zustimmung zu unserer Heirat gegeben... «
    Schluchzend brach sie zusammen. Andrew breitete seine Arme aus, aber sie wandte sich von ihm ab und lehnte sich gegen die schwere Glaswand. Sie versteckte ihr Gesicht, und ihre schmalen Schultern hoben sich unter heftigem Weinen.
    Andrew, der alles außer ihrem Elend vergaß, wollte sie an sich ziehen. Damon fasste seinen Arm und schüttelte entschieden den Kopf. Niedergeschlagen blieb Andrew neben der schluchzenden Frau stehen. Er konnte ihren Jammer nicht mit ansehen, und doch war es ihm nicht möglich, irgendetwas dagegen zu unternehmen.
    Ellemir trat zu ihrer Schwester und drehte sie sanft zu sich um. »Stütze dich nicht an die alte Wand, Liebes, wenn hier drei sind, die Schultern haben, an denen du dich ausweinen kannst.« Sie trocknete ihrer Schwester die Tränen mit ihrer langen Schürze. »Erzähle es uns. War Leonie sehr grässlich zu dir?«
    Callista schüttelte den Kopf und blinzelte mit den geröteten Augen. »O nein, sie hätte nicht gütiger sein können... «
    Skeptisch meinte Ellemir: »Ja, warum heulst du dann wie ein Unheil verkündender Geist? Hier warten wir voller Qual, weil wir die Nachricht fürchten, du würdest uns entrissen und zurück zum Turm gebracht, und wenn du kommst und uns sagst, alles sei gut, und wir uns mit dir freuen wollen, fängst du an zu plärren wie eine schwangere Dienstmagd! «
    »Sprich nicht so!«, rief Callista. »Leonie... Leonie war freundlich, ich glaube wirklich, sie versteht mich. Aber Vater... «
    »Arme Callie«, sagte Damon leise. »Ich habe seine scharfe Zunge oft genug zu spüren bekommen.«
    Andrew vernahm den Kosenamen mit Überraschung und einem plötzlichen, scharfen Stich der Eifersucht. Die hübsche Abkürzung ihres Namens war ihm unbekannt, und dass Damon sie so selbst verständlich benutzte, deutete auf eine Intimität hin, die seine eigene isolierte Stellung unterstrich. Er dachte daran, dass Damon schon seit Callistas frühester Kindheit ein Freund des Hauses gewesen war. Callista hob die Augen und erklärte ruhig: »Leonie entband mich von meinem Eid, Damon, ohne Wenn und Aber.« Damon spürte den qualvollen Kampf hinter ihrer erzwungenen Ruhe und dachte: Ich glaube, wenn Andrew sie unglücklich macht, werde ich ihn töten. Laut sagte er nur: »Mit deinem Vater war es dann natürlich eine andere Geschichte. Er war also fürchterlich?«
    Zum ersten Mal lächelte Callista. »Ja, sehr fürchterlich, aber Leonie ist noch sturer als er. Sie sagte, eine Wolke könne man nicht in Fesseln
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