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Darkover 09 - An den Feuern von Hastur

Titel: Darkover 09 - An den Feuern von Hastur
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Mercedes Lackey
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Hastur-Lord Befehl, ein Feuer anzuzünden und Kohlenpfannen in die Zelte zu tragen, um sie zu erwärmen. Er führte Leonie durch die dichter werdende Dunkelheit zu ihrem Zelt und hielt dabei ihre Hand, damit sie nicht fiel, wenn der durchnäßte Saum ihres Mantels sich um ihre Knöchel wickelte.
   »Da wären wir. Ich glaube immer noch, du hättest es im Gasthof des Dorfes bequemer gehabt, und ich weiß ganz genau, daß Melissa es bequemer gehabt hätte«, seufzte er geduldig. »Na, hier hast du dein Bett unter den Sternen - nicht etwa, daß du diese Nacht viel von Sternen oder Monden sehen wirst. Ich kann mir nicht vorstellen, wie du auf solche Ideen kommst, Leonie. Entspringen sie irgendeiner Logik, die nur du begreifst, oder einfach dem Wunsch, uns alle deinem Willen zu unterwerfen?«
   Leonie legte ihren nassen Mantel ab, warf sich in das Nest aus Kissen und sah zu ihrem Bruder hoch. Kerzenlicht von der Laterne, die an der mittleren Zeltstange hing, ließ sie sein hübsches Gesicht deutlich erkennen. Es gab Leonie das beunruhigende Gefühl, auf sich selbst zurückzublicken. »Ich denke oft über die Monde nach«, erklärte sie unvermittelt. »Was meinst du, was sie wohl sein mögen?«
   Wenn der abrupte Themenwechsel ihn verblüffte, ließ er es sich doch nicht anmerken. »Mein Lehrer sagt, ungeachtet der alten Legenden über chieri , die in die Domänen eingeheiratet haben, seien die Monde nichts weiter als gewaltige Felsbrocken, die unsere Welt umkreisen. Tot, wüst, luftlos, kalt und ohne Leben.«
   Leonie schwieg eine Weile versonnen. Das paßte nicht zu dem Unbehagen, das sie in letzter Zeit verspürte. »Und glaubst du das, Lorill?«
   »Ich weiß es nicht.« Lorill zuckte die Achseln, als sei es bedeutungslos. Vielleicht war es das für ihn auch. »Ich bin nicht so romantisch eingestellt wie du, chiya . Ich sehe keinen Grund, daran zu zweifeln, und im Grunde interessiert es mich nicht sehr, was sie sind. Schließlich haben sie keine Wirkung auf uns, und wir haben keine auf sie.«
   »Mich interessieren sie aber.« Leonie runzelte plötzlich die Stirn. Dies war vielleicht die einzige Gelegenheit, um mit ihrem Bruder in Person über ihre Vorahnungen zu sprechen. Es mochte nicht die beste Zeit dafür sein - aber sobald sie innerhalb von Dalereuth war, gab es keine Chance mehr. »Ich spüre, daß etwas von den Monden auf uns zukommt - daß unser Leben vielleicht nie mehr so wie früher sein wird.« Sie drehte sich auf den Rücken und starrte zu der Zeltdecke hoch, als könne sie die Plane und die Wolken darüber mit ihren Blicken durchdringen und die Monde sehen. »Im Ernst, Lorill, fühlst du nicht, daß bald etwas sehr Wichtiges geschehen wird?«
   »Eigentlich nicht.« Er gähnte. »Ich fühle mich nur schläfrig. Du bist eine Frau, Leonie. Du spürst den Einfluß der Monde, vielleicht ist es nicht mehr als das. Obwohl es regnet und du sie nicht sehen kannst, zieht Liriel an dir. Jeder weiß, wie sensibel Frauen auf die Monde reagieren - und wie dramatisch ihr Einfluß sein kann.«
   Leonie wußte, daß Lorill die Wahrheit sprach. »Bei der gegenwärtigen Konjunktion ziehen sie alle an mir«, stellte sie fest. »Ich wünschte, der Himmel wäre heute nacht klar. Aber ganz abgesehen davon fühle ich… «
   »Nicht doch, Leonie, komm mir nicht mit irgendwelcher Mystik«, unterbrach Lorill sie. Er wirkte ein bißchen besorgt. »Demnächst muß ich noch glauben, du habest dich in Melissa verwandelt, nichts als Hirngespinste und Unsinn, und du wirst Visionen von Evanda und Avarra haben!«
   »Nein«, widersprach sie. »Mach dich nur über mich lustig, Lorill, und zweifele daran, soviel du willst. Ich sage, etwas kommt auf uns zu - eine große Veränderung in unserem Leben - , und nichts wird jemals wieder sein wie früher. Das gilt für uns alle, nicht nur für dich und mich.«
   Sie sprach mit solcher Überzeugung, daß Lorill sie scharf musterte und mit seinen Witzeleien aufhörte. Er nickte ganz ernst. »Du bist eine leronis , Schwester, ob im Turm ausgebildet oder nicht. Wenn du sagst, es wird etwas geschehen - nun, es mag sein, daß du mit Vorherwissen begabt bist. Hast du eine Ahnung, was dieses große Ereignis sein wird?«
   Die Unbestimmtheit ihrer Gefühle verursachte Kopfschmerzen. »Ich wünschte, ich hätte eine Ahnung, Lorill«, antwortete sie unsicher und unglücklich. »Ich weiß nur, daß es etwas mit den Monden zu tun hat, mehr nicht. Ich spüre es, ich
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