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Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche

Titel: Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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mit den Vorbereitungen von Kriegen verbracht. Es war nicht seine Schuld, wenn er kein galanter Höfling war wie Geremy. Sie hätte Geremy lieber geheiratet - obwohl sie, wie sie ihrer Amme gesagt hatte, am liebsten überhaupt nicht heiraten wollte. Nicht daß sie große Zuneigung zu Geremy empfunden hätte. Es war einfach so, daß er sanfter war und sie das Gefühl hatte, ihn besser zu verstehen. Aber Bard sah so unglücklich aus.
   Carlina leerte die letzten Tropfen des ihr aufgedrängten Glases. »Sollen wir uns eine Weile hinsetzen und uns unterhalten? Oder möchtest du wieder tanzen?«
   »Ich möchte mich lieber unterhalten«, antwortete er. »Ich bin nicht sehr gut im Tanzen oder einer anderen dieser höfischen Künste.«
   Wieder lächelte sie ihn an und zeigte ihre Grübchen. »Wenn du leicht genug auf den Füßen bist, um ein Schwertkämpfer zu sein und Beltran erzählt mir, daß du nicht deinesgleichen hast -, dann solltest du auch ein guter Tänzer sein. Und weißt du nicht mehr, daß wir als Kinder zusammen Tanzunterricht hatten? Du willst mir doch nicht erzählen, daß du das Tanzen seit damals, als du zwölf Jahre alt warst, vergessen hast!«
   »Um dir die Wahrheit zu sagen, Carlina«, meint Bard zögernd, »ich war schon so jung voll ausgewachsen, als ihr anderen alle noch klein wart. Und so groß mein Körper war, ich hatte immer das Gefühl, meine Füße seien noch größer, und ich kam mir vor wie ein ungeschlachter Tölpel. Als ich dann in den Krieg und in den Kampf zog, waren nur meine Größe und mein Gewicht von Vorteil… aber ich finde es schwierig, mich als Höfling zu sehen.«
   Etwas in diesem Geständnis rührte sie so, daß sie es kaum ertragen konnte. Sie vermutete, er hatte so etwas noch nie zu irgendwem gesagt oder auch nur gedacht. Sie versicherte ihm: »Du bist nicht unbeholfen, Bard; ich finde, du bist ein guter Tänzer. Aber wenn es dir Unbehagen schafft, brauchst du nicht wieder zu tanzen, wenigstens nicht mit mir. Wir werden uns setzen und eine Weile plaudern.« Sie drehte sich lächelnd um. »Du wirst lernen müssen, mir deinen Arm zu reichen, wenn wir zusammen einen Raum durchqueren. Mit Hilfe der Göttin mag es mir eines Tages gelingen, dich zu zivilisieren!«
   »Ihr habt eine beträchtliche Aufgabe vor Euch, Damisela «, sagte Bard und ließ es zu, daß sie ihre Fingerspitzen leicht auf seinen Arm legte.
   Sie fanden Plätze an der Wand in der Nähe der älteren Leute, die beim Karten- und Würfelspiel saßen. Dort waren sie den Tänzern aus dem Weg. Einer der zum Haushalt des Königs gehörenden Männer kam zu ihnen. Offensichtlich hatte er vor, um einen Tanz mit Carlina zu bitten, aber Bard musterte ihn finster, und der Mann entdeckte, daß er anderswo etwas Dringendes zu erledigen habe.
   Bard hob die Hand, die er für so unbeholfen hielt, und berührte Carlinas Schläfe. »Als wir vor deinem Vater standen, meinte ich, du hättest geweint. Carlie, hat dir jemand etwas getan?«
   Sie schüttelte den Kopf und sagte: »Nein.« Aber Bard war ein wenig Telepath. Als die Haushalts- Leronis ihn mit zwölf getestet hatten, war ihm zwar gesagt worden, viel Laran habe er nicht, aber er fühlte doch, daß Carlina den wahren Grund für ihre Tränen nicht aussprechen würde. Er erriet ihn.
   »Du bist nicht glücklich über diese Heirat.« Wie er es so gut konnte, blickte er finster, und Carlina zuckte zusammen wie in dem Augenblick, als er ihre Hand gedrückt hatte.
   Sie senkte den Kopf. Endlich sagte sie: »Ich möchte überhaupt nicht heiraten, und ich habe geweint, weil niemand ein Mädchen fragt, ob sie verheiratet werden möchte.«
   Bard runzelte die Stirn. Er konnte kaum glauben, was er da hörte. »Was sollte eine Frau tun, im Namen Avarras, wenn sie nicht verheiratet würde? Du möchtest doch bestimmt nicht dein ganzes Leben lang zu Hause sitzen, bis du alt bist?«
   »Ich hätte gern die Wahl, das zu tun, wenn ich es vorzöge«, antwortete Carlina. »Oder vielleicht den, der mein Mann werden soll, selbst zu bestimmen. Aber lieber möchte ich gar nicht heiraten. Ich möchte als Leronis in einen Turm gehen und meine Jungfräulichkeit für das Gesicht bewahren, wie es einige der Mädchen meiner Mutter getan haben, oder auch unter den Priesterinnen Avarras auf der heiligen Insel leben und nur der Göttin gehören. Kommt dir das seltsam vor?«
   »Ja«, erklärte Bard. »Ich habe immer gehört, daß der größte Wunsch jeder Frau sei,
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