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Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche

Titel: Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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immer ein wenig eifersüchtig auf seine Freundschaft mit Geremy gewesen war. Jetzt war das Band zwischen ihm und Beltran so stark, daß Geremy nichts Gleichwertiges dagegensetzen konnte. Beltran und Geremy hatten Brüderschaft geschworen und ihre Dolche ausgetauscht, bevor sie den Kinderschuhen entwachsen waren. Kein einziger, dachte Bard mit einem kurzen Aufwallen von Bitterkeit, hatte ihn je gebeten, den Eid der Bredin zu schwören, ihn, den Bastard und Ausgestoßenen… Nun, das war vorbei, ein für allemal. Jetzt war er des Königs Schwiegersohn, Carlinas versprochener Gatte und Prinz Beltrans Schwager, wenn auch nicht sein geschworener Bruder. Ihm kam es vor, als sei er gewachsen, und als er einen Blick auf sich in einem der langen Spiegel erhaschte, die die Große Halle schmückten, hatte er den Eindruck, daß er in diesem Augenblick gut aussah und daß sein Spiegelbild ihm einen größeren und irgendwie besseren Mann als früher zeigte.
   Später, als die Musikanten zum Tanz aufspielten, führte er Carlina. Der Tanz trennte die Paare und brachte sie in verwickelten Figuren wieder zusammen. Während sie sich fanden und verloren, ihre Hände sich faßten und lösten, gewann Bard den Eindruck, daß Carlina seine Hand mit weniger Widerstreben berührte. Geremy tanzte mit einer der jüngsten Damen der Königin, einem rothaarigen Mädchen namens Ginevra - ihren Zunamen kannte Bard nicht. Sie hatte mit Carlina gespielt, als sie kleine Mädchen gewesen waren, und war dann Hofdame geworden. Einen Augenblick lang überlegte Bard, ob Ginevra Geremys Bett teilte. Wahrscheinlich, denn welcher Mann würde andernfalls einer Frau soviel Zeit und Mühe widmen? Oder vielleicht versuchte Geremy immer noch, sie zu überreden. Wenn dem so war, dann war Geremy ein Einfaltspinsel. Bard selbst gab nichts um hochgeborene Jungfräulein. Sie neigten dazu, zuviel an Schmeicheleien und Beteuerungen zu verlangen. Ebensowenig verlangte es ihn nach den Hübschesten. Er hatte festgestellt, daß sie mehr versprachen und weniger hielten. Ginevra war fast unscheinbar genug, um männlicher Aufmerksamkeit mit der gebührenden Dankbarkeit zu begegnen. Aber was sollte das, daß er über solche Dinge nachdachte, wenn er Carlina hatte?
   Doch im Grunde, sagte er sich verdrossen, als er sie nach dem lebhaften Tanz zu einem Glas Wein an das Buffet führte, hatte er Carlina noch nicht. Ein Jahr mußte er noch warten. Verdammt, warum hatte ihre Mutter das getan?
   Carlina schüttelte den Kopf, als er ihr Glas nachfüllen lassen wollte. »Nein, danke, ich möchte wirklich nicht, Bard - und ich glaube, du hast genug gehabt«, sagte sie vernünftig.
   Er platzte heraus: »Ich hätte lieber einen Kuß von dir als den süßesten Wein!«
   Carlina blickte erstaunt zu ihm auf. Dann verzog sich ihr Mund zu einem kleinen Lächeln. »Ich habe noch nie gehört, daß du schöne Worte machst, Bard! Kann es sein, daß du bei unserm Cousin Geremy Unterricht in der Galanterie genommen hast?«
   Bard antwortete verlegen: »Ich weiß überhaupt keine schönen Worte, es tut mir leid, Carlina. Möchtest du, daß ich die Kunst lerne, dir zu schmeicheln? Für so etwas habe ich nie Zeit gehabt.« Und der unausgesprochene bittere Zusatz war für Carlina deutlich wahrnehmbar: Geremy hat nichts anderes zu tun, als zu Hause zu sitzen und zu lernen, wie man den Frauen Angenehmes sagt .
   Plötzlich fiel ihr ein, wie Bard gewesen war, als er vor drei Jahren an den Hof kam. Er war ihr als ein großer, verdrossener Bauernlümmel vorgekommen. Er weigerte sich, von den Manieren, die er durchaus hatte, Gebrauch zu machen, er weigerte sich, an ihren Spielen und ihrem Zeitvertreib teilzunehmen. Schon damals war er größer als die anderen Jungen, größer als die meisten Männer gewesen und kräftiger gebaut. Beim Unterricht hatte er kaum für etwas anderes Interesse als das Waffenwerk, und seine Freizeit hatte er damit verbracht, den Geschichten der Leibwächter über Feldzüge und Kriege zuzuhören. Keiner hatte ihn gern gemocht, aber Geremy hatte gesagt, er sei einsam, und hatte sich viel Mühe gegeben, ihn dazu zu bringen, sich ihnen anzuschließen.
   Jetzt tat ihr der Junge, dem sie versprochen worden war, beinahe leid. Es war nicht ihr Wunsch, ihn zu heiraten, aber auch er war nicht nach seinen Wünschen gefragt worden, und von keinem Mann war zu erwarten, daß er eine Heirat mit der Tochter des Königs ausschlug. Er hatte soviel Zeit seines Lebens im Krieg und
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