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Darkover 05 - Zandrus Schmiede

Titel: Darkover 05 - Zandrus Schmiede
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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für Verhandlungen einsetzen.
    Carolin reagierte, indem er Rakhal und Lyondri sicheres Geleit bis hinter den Kadarin oder wohin auch immer anbot, vorausgesetzt, Orain werde unbeschadet freigelassen. Lyondris Sohn dürfe gefahrlos nach Nevarsin zurückkehren oder werde seinem Rang gemäß mit Carolins Söhnen in Hali aufgezogen. Dieses Angebot war vielleicht ein wenig zu großzügig, aber er wollte Rakhal einen guten Grund für einen Kompromiss geben. Solange sein Vetter keine Hoffnung sah, würde seine wachsende Verzweiflung ihn zu immer rücksichtsloseren Taten verleiten.
    Schweigen antwortete ihm. Stunden vergingen, dann ein Tag. Die Suche nach Romilly wurde fortgesetzt. Alderic flehte Carolin an, ihn selbst als Austauschgeisel für seinen Vater anzubieten, zusammen mit einem kleinen Vermögen an Kupfer und Gold.
    »Ich glaube nicht, dass Rakhal darauf eingehen würde«, sagte Carolin, »aber du kannst es ja einmal versuchen.« Er hoffte, dass Orain diese schwere Prüfung überlebte, und wenn auch nur, um zu erfahren, was für einen prächtigen und treuen Sohn er hatte.
    Rakhal lehnte Alderics Vorschlag rundweg ab. Maura machte das gleiche Angebot - dass sie sich Rakhal überlasse und sogar mit ihm in die Verbannung ginge, wenn das sein Wunsch sei. Rakhal antwortete ihr nicht einmal.
    Kurz vor Sonnenuntergang erscholl in der Stadt ein Horn, und abermals kam ein Bote herausgeritten. Carolin erkannte in ihm einen kleineren Lehnsherrn, dem es in den letzten Jahren schlecht ergangen war und der, dem schweren Tuch seines Umhangs und dem silbernen Zierrat an seinem Sattel nach, sehr von Rakhals Herrschaft profitierte. Nach einer kunstvollen Verbeugung reichte er Carolins Offizier einen kleinen Holzkasten mit den Worten, er sei gebeten worden, dies Carolin persönlich zu übergeben, bevor er seine Botschaft verkünde. Carolin nahm den Holzkasten mit in sein Zelt und öffnete ihn, umgeben von Maura, Ruyven und Alderic. Das kleine Päckchen gelber Seide glitzerte von frischem Blut. Carolins Hände zitterten, als er es herausnahm und das Tuch auseinander faltete.
    Ein abgetrennter Finger lag darin, schwielig und blutverkrustet. Er trug noch einen kleinen Kupferring, in den ein blauer Stein namens Himmelsträne eingelassen war. Carolin hatte ihn zuletzt an Orains Hand gesehen.
    Ebendieser Finger hatte zu Carolins Verteidigung einen Schwertknauf umklammert, in diesem ersten furchtbaren Winter hinter dem Kadarin Lumpen um Carolins halb erfrorene Füße gewickelt und Reisig ins Feuer geworfen. Er hatte auch feierlich einen Kelch voll Wein erhoben, zerbrochene Kettenhemden geflickt und eine Geliebte gestreichelt. Nun war er nicht mehr als ein verwesendes Stück Fleisch, und die Hand, die ihn getragen hatte…
    Carolins Sichtfeld wurde erst grau und dann rot. Er spürte Mauras Berührung, als sie ihm das grässliche Päckchen abnahm. Sie sagte nichts, bot ihm lediglich ihre lautlose Anwesenheit an. Alderics Zorn erfüllte das Zelt, und endlich brach er in Tränen aus.
    Lange Minuten vergingen, bis Carolin imstande war, sich den Rest der Botschaft anzuhören. Ruyven bedeutete den Wachen, dass der Bote eintreten möge.
    Der Bote verneigte sich und nahm die Haltung eines Redners ein. »Im Namen von Rakhal Felix-Alar… «
    »Ja, wir wissen, wer dich schickte«, schnaubte Carolin. »Sag einfach, was du zu sagen hast.«
    Der Bote schluckte mit bleichen Wangen. »Mir wurde aufgetragen, Euch, Carolin, unrechtmäßiger Anwärter auf Hasturs Thron, Folgendes mitzuteilen: Wenn Ihr und Eure Armeen Euch nicht König Rakhal ergebt, wird er Euch Euren Friedensmann zurückschicken, Stück für Stück. Ihr habt bis zum Morgengrauen Zeit für eine Antwort.«
    Seine letzten Worte verklangen, während die Stille des Entsetzens das Zelt erfüllte. Mit einer weiteren Verbeugung, diese erheblich weniger selbstsicher als die erste, zog der Bote sich zurück.
    Ruyven, der sogar noch blasser als sonst wirkte, wandte sich an Carolin. »Das ist nicht dein Ernst… du kannst doch wohl nicht in Erwägung ziehen… «
    Es kostete Carolin all seine Kraft, ruhig zu einem Stuhl zu gehen und darauf Platz zu nehmen. Einen einzigen Herzschlag lang hatte er tatsächlich geglaubt, die einzige Möglichkeit, Orains Leben zu retten, bestehe darin, Rakhals Forderungen nachzugeben. Er würde einen raschen Tod erleiden, denn Rakhal würde nicht riskieren, dass noch jemand Anspruch auf den Thron erhob.
    Aber dann überwältigte Carolin das schiere Ausmaß von Rakhals
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