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DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

Titel: DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters
Autoren: R.L. LaFevers
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einem Hang zum Dramatischen und zu geziertem Gebaren, das sich für meinen Geschmack zu sehr daran ergötzt, dass ich bei d’Albret in Ungnade gefallen bin. »Auch Euch einen guten Morgen«, sage ich gedehnt.
    Jamette, solchermaßen an ihren Platz erinnert, errötet schwach, dann macht sie einen widerstrebenden Knicks. »Guten Morgen, gnädiges Fräulein.«
    »Was ist das für eine Nachricht, die Ihr loswerden wollt?«
    Sie ist hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch zu leugnen, dass sie tratschen wollte, und dem Verlangen, sich in ihr Drama zu stürzen. Das Drama gewinnt. »Sie haben gestern ein Nest von Verrätern und Rebellen ausgehoben! Ohne ihr schnelles Eingreifen wären wir alle in unseren Betten niedergemetzelt worden.«
    Das also ist die Geschichte, die d’Albret und die anderen ausgestreut haben. Es folgt ein schwaches Klappern, als Tephanie das Tablett auf einen Tisch stellt. »Außerdem ist während der Nacht ein Dienstmädchen verschwunden.«
    Ich werfe die Decken beiseite und stehe auf. »Meine Güte, in der Burg war aber viel los, während ich geschlafen habe! Vermutlich ist diese Dienerin nur davongeschlichen, um ihren Geliebten zu besuchen.«
    Tephanie schaut mich mit erschütterten Augen an, und ich sehe, dass sie aufrichtige Angst hat. »Sie haben die Burg von oben bis unten durchsucht und keine Spur von ihr gefunden.«
    Jamette wirft den Kopf in den Nacken und reicht mir meinen Morgenmantel. »Einige Leute sagen, sie habe mit den Verrätern unter einer Decke gesteckt.«
    Wie dumm von mir! Ich hätte das kommen sehen sollen. Ich war so damit beschäftigt, sie so schnell wie möglich fortzubringen, dass ich versäumt habe, über den richtigen Zeitpunkt nachzudenken.
    »Ich hörte, sie sei getötet worden, weil sie etwas gesehen hat, das sie nicht sehen sollte«, sagt Tephanie, während sie mir einen Becher gewärmten Weins reicht.
    Ich hebe den Kopf, um sie eingehender zu betrachten, aber sie scheint nichts andeuten zu wollen. »Wo habt Ihr das gehört?«
    Sie zuckt die Achseln. »Die Diener haben geredet, als ich Euer Tablett geholt habe.«
    Ich sage nichts und nippe an dem Wein, und ich nehme mir einen Moment Zeit, um mich zu fassen.
    Jamettes Augen weiten sich. »Vielleicht haben die Geister sie erwischt.«
    Ich unterdrücke ein Seufzen. Muss ich das Schlafen ganz aufgeben, um auf dem Laufenden zu bleiben, was in dieser Burg vorgeht? »Welche Geister?«, frage ich.
    »Die in dem alten Turm. Dort spukt es wirklich und wahrhaftig. Viele haben die Geister stöhnen hören und heulen und einen schrecklichen Lärm machen.«
    Tephanie bekreuzigt sich, dann wendet sie sich an mich. »Hier ist ein sauberes Leibchen, gnädiges Fräulein.«
    Ich stelle meinen Wein beiseite und schlüpfe aus meinem Morgenmantel. Tephanies Wangen röten sich vor Verlegenheit, während sie mir in mein Leibchen hilft. »Das gnädige Fräulein wird dünn«, murmelt sie. »Ihr müsst versuchen, mehr zu essen.«
    Während ich nicht umhinkann, mir zu wünschen, sie wäre weniger scharfsichtig, rührt es mich gleichermaßen, dass es ihr aufgefallen ist.
    »Es steht Euch auch gar nicht gut, dass Ihr darauf beharrt, all diese dunklen Farben zu tragen«, meldet Jamette sich zu Wort und hält mir ein Gewand aus gemustertem schwarzem Brokat hin. »Das lässt Euch unnatürlich blass erscheinen.« Was ihr zu schaffen macht, ist die Tatsache, dass mein Teint heller ist als ihrer.
    »Ich fürchte, meine Zeit im Kloster der heiligen Brigantia hat meine Liebe zu materiellem Luxus verringert«, entgegne ich. Seit ich mich wieder d’Albrets Haushalt angeschlossen habe, habe ich nichts als düstere Farben getragen – nicht wegen irgendeiner neu gefundenen Frömmigkeit, sondern aus Respekt vor all jenen, die d’Albret ermordet hat.
    Tephanie reicht mir die silberne Kette, an der mein spezielles Kruzifix hängt, und hilft mir, sie um meine Taille zu legen. Die Kette enthält außerdem neun gläserne Rosenkranzperlen, eine für jeden der Alten Heiligen und jede von ihnen gefüllt mit Gift. »Wenn wir uns beeilen«, sagt sie, »können wir heute Morgen die Messe besuchen.«
    Ich schaue zu ihr auf. »Willst du wirklich die Messe besuchen?«
    Sie zuckt die Achseln. »Es scheint ein guter Tag dafür zu sein.«
    »Tephanie, mein Mäuschen, um welche Vergebung müsst Ihr denn beten?« Ihre Sünden können nur die eines kleinen Kindes sein – das Verlangen nach einer Süßigkeit oder einem neuen Gewand. Aber sie errötet verlegen, und ich habe
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