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DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

Titel: DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters
Autoren: R.L. LaFevers
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Sorgt dafür, dass sie entfernt werden, bis ich zurückkehre. Jetzt kommt, lasst uns hören, was diese Späher zu sagen haben.«
    Dann, so plötzlich, dass es mich atemlos macht, verlassen sie alle den Raum, und ich stehe hinter dem Rest des Wandbehangs und starre auf einen Zuber voller abkühlenden Wassers. Ich schließe die Augen und schaudere bei dem Gedanken, wie nah ich dem Tod gewesen bin.
    Zumindest wäre es schnell gegangen.
    Ich zittere noch immer, als ich zu den Dienstbotenquartieren gehe, und beginne, zwischen all den schlafenden Leibern auf dem Boden zu suchen. Der Raum riecht nach kaltem, nervösem Schweiß und verbrauchter Luft von so vielen Menschen, die sich dort zusammendrängen, wobei ihnen einfach ihre Anzahl hilft, sich warmzuhalten. Ich bahne mir einen Weg zwischen ihnen hindurch und suche nach Tilde, aber da sind so viele junge Frauen, die eingehüllt sind in Decken und Kopftücher – und alles andere, was sie finden konnten, um sich zu wärmen –, dass es eine unmögliche Aufgabe ist. Dann eben Odette. Aber hier drin sind nur wenige Kinder, alles kleine Jungen – die Pagen, die Besorgungen erledigen und Nachrichten überbringen. Was bedeutet, dass Odette nicht hier ist.
    Vielleicht ist sie noch in der Kapelle. Bitte, mach, dass ich nicht zu spät komme, bete ich, während ich lautlos aus dem Dienstbotenquartier schlüpfe und durch die stillen, steinernen Korridore eile, um dort nach ihnen zu suchen.
    Sobald ich in die Kapelle trete, weiß ich, dass ich nicht allein bin. Zwei Pulse schlagen irgendwo in der Nähe. Aber das ist nicht meine einzige Gesellschaft. Da ist außerdem ein eiskalter Luftzug, der durch den Raum weht. Ein rastloses Flattern, das an Motten erinnert, bewegt sich still über meine Haut. Geister. Angezogen von der Wärme des Lebens, wie Bienen sich von Nektar angezogen fühlen. In der Tat, ich brauche nicht einmal nach Odette und Tilde zu suchen; die Geister schweben hungrig über ihrem Versteck.
    Ich eile hinüber und schlage die Geister mit der Hand fort. Tilde hält die schlafende Odette im Arm und schaut langsam auf. Ihr Gesicht, verkniffen und leichenblass, entspannt sich vor Erleichterung, als sie sieht, dass ich es bin. »Ich hatte Angst, Ihr würdet nicht kommen«, flüstert sie.
    Dass sie nicht geglaubt hat, dass ich mein Versprechen einhalten würde, trifft mich, und ich sehe sie stirnrunzelnd an. »Ich habe gesagt, dass ich kommen würde, oder etwa nicht? Ich bin zuerst in die Dienstbotenquartiere gegangen. Komm. Ich werde das Mädchen halten, während du dich anziehst.«
    Tilde zieht verwirrt die Brauen zusammen. »Warum?«
    Ich lege das Bündel Männerkleidung – das ich den niedergemetzelten Dienern entwendet habe, was ich ihr tunlichst verschweige – auf die Bank und nehme die schlafende Odette aus ihren Armen. »Du würdest die Nacht nicht überleben«, sage ich ihr. »Nicht jetzt, da du von d’Albrets Plänen gehört hast. Ich muss euch beide sofort wegbringen.«
    Ihr Gesicht wird weich, und ihr Mund zittert, und ich fürchte, dass sie in Tränen ausbrechen wird. »Beeil dich!«, zische ich. »Und es ist gut möglich, dass du mich verfluchen wirst, bevor die Nacht vorüber ist.«
    Sie schlüpft aus ihrem Gewand und zieht die Kleidung an, die ich mitgebracht habe. Als sie fertig ist, wecken wir die schlafende Odette und bringen sie mit Schmeicheleien dazu, in die unvertrauten Gewänder zu schlüpfen. Sie sind viel zu groß, und als ich mein Messer ziehe, um die Hosen zu kürzen, weichen sowohl sie als auch Tilde angstvoll zurück.
    » Dummköpfe!« , knurre ich. »Ich bin weder so weit gekommen noch habe ich so viel riskiert, nur um euch zu töten. Haltet still.« Odette, die vor Furcht erstarrt ist, steht da, während ich an ihren Hosen herumschneide, bis sie kurz genug sind, dass sie nicht darüber stolpern wird.
    »Keinen Ton jetzt«, warne ich sie. Bevor sie oder Tilde protestieren können, hebe ich die Hand und lege die Kante meines Messers an ihre vollen, gewellten Locken und säbele sie ab.
    »Mein Haar!«, ruft sie, und eine ihrer Hände fliegt zu ihrem kurz geschorenen Kopf.
    »Sei nicht dumm«, schelte ich sie. »Es ist bloß Haar und wird nachwachsen, aber heute Nacht wird es dir nur in die Quere kommen. Du musst die Menschen denken lassen, du seist ein Junge. Welchen der Pagen magst du am liebsten?«
    Sie rümpft die Nase. »Gar keinen.«
    Braves Mädchen, denke ich. »Welchen findest du denn am blödesten?«
    »Patou«, sagt sie, ohne zu
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