Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Dark Road

Titel: Dark Road
Autoren: Charlotte Haptie
Vom Netzwerk:
so viele Überraschungen über mich hereingebrochen, jetzt schockiert mich nichts mehr.«
    »Nein, nein.« Ernesto machte einen letzten Versuch, sich zu befreien. Vergebens.
    »Was hast du da, Ernestino?«
    Ernesto schüttelte den Kopf- um ein Haar hätte er Fischer retten können.
    »Zeig es mir.«
    Er schüttelte wieder den Kopf. Es war ihm gelungen, den Schutzengel in seine Hand zu ziehen, und er schloss die Faust darum. Dann drehten beide mit einer scharfen Bewegung ihre Köpfe zur Tür.

 
     
KAPITEL 59
    Es war Steward Golightly.
    Er hatte die Tür aufgedrückt und stand auf der Schwelle. Trotz der Hitze trug er einen bodenlangen Mantel. Sein Hut war nach hinten geschoben.
    »Wie rührend«, sagte er. »Es tut mir so leid, dass ich stören muss.«
    »Rührend oder nicht, Steward«, sagte Anselm. »Es geht dich nichts an.«
    Golightly lächelte. »Alles, was du tust, geht mich etwas an, Bürgermeister Scarspring.«
    Ernesto versuchte sich zu entwinden, aber Anselm hatte ihn nicht vergessen.
    »Ich dachte mir schon, dass ich dich hier finde«, sagte Golightly.
    »Ich muss dich bitten, uns zu verlassen«, sagte Anselm. »Da ich herausgefunden habe, dass du mich um meinen eigenen Sohn betrogen hast, will ich dich nicht weiter hier unterbringen, beschäftigen oder jemals wieder etwas mit dir zu tun haben.«
    Ernesto blickte, immer noch gefangen, von Anselm zu Golightly. Jetzt war keine Zeit, sich über die Sache mit dem Sohn Gedanken zu machen. Er verstand, dass gerade etwas Schreckliches passierte. Er kannte diese beiden Männer sein ganzes Leben lang, aber jetzt gerade hatte er nicht das Gefühl, sie zu kennen.
    »Die Bürger verlangen, dass du von deinem Amt als Bürgermeister zurücktrittst, Anselm«, sagte Golightly. »Eine große Menschenmenge hat sich heute Nachmittag vor dem Rathaus versammelt. Die Scarspring Wassergesellschaft wurde noch nie so verachtet. Soll ich ihnen sagen, dass du, du selbst diese gefährliche Wasserknappheit verursacht hast?«
    Er lächelte Ernesto grausam zu. Seine verwundete Lippe war mit getrocknetem Blut verkrustet.
    »Guck nicht so entsetzt, Junge.Wahnsinn gehört dazu, wenn man ein Scarspring ist.«
    »Raus«, sagte Anselm mit erhobener Stimme. Er stand auf. »Ich hätte dich schon vor langer Zeit rauswerfen sollen.«
    »Aber das konntest du nicht, Anselm, nicht wahr? Das konntest du nicht ...«
    Golightly machte ein paar Schritte ins Zimmer. Ernesto entdeckte den Chauffeur, direkt hinter ihm im Flur. Er hatte ein Gewehr.
    »Weil ich zu viel weiß.«
    Ernesto spürte, wie Anselms Griff an seinem Handgelenk noch fester wurde. Dann plötzlich ließ er locker. Er hatte ihn losgelassen. Er schob ihn von sich weg. Der Chauffeur stand jetzt mitten im Zimmer. Er und Golightly standen Seite an Seite und versperrten den Weg zur Tür. Der Chauffeur richtete das Gewehr auf Anselm. Golightly drehte sich um und verschloss die Tür.
    »Anselm hat deinen geliebten Vater umgebracht, Ernesto. Keine Berglöwen, keine Trolle, nur Anselm. Ich habe alles gesehen. Sie haben sich gestritten. Anselm stieß Zoran in die Schlucht.«
    »Das ist eine Lüge«, schrie Anselm.
    Golightly schlug mit der Hand auf die Schulter des Chauffeurs.
    »Dieser Mann hier ist bereit zu schwören, dass er genau in dieser Nacht auf der Wolf Road gejagt hat. Und er hat genau das Gleiche gesehen wie ich. Er hatte nur zu große Angst, um darüber zu sprechen — bis jetzt.«
    »Es ist nicht wahr, Ernestino!«
    Schreckliche Stille.
    »Wen kümmert das schon?«, zischte Golightly. »Er wird gut dafür bezahlt. Geld bringt die Leute zum Reden. Und es kann einen dazu bringen, alles Mögliche zu sagen.«
    Anselm stürzte sich auf Golightly, aber der Chauffeur war schneller. Er rammte Anselm das Gewehr ins Gesicht. Stieß ihn zurück gegen die Wand.
    »Die Schuld hat dich nach und nach in den Wahnsinn getrieben. Du suchst verzweifelt nach einem imaginären Troll, dem du die Schuld für dieses Verbrechen in die Schuhe schieben kannst«, fuhr Golightly höhnisch fort. »Du siehst Dinge, die es gar nicht gibt. Halluzinationen. Der Fluch der Scarsprings ist allgemein bekannt. Du hast den Verstand verloren, genau wie dein Urgroßvater Archibald. Ich habe versucht, dich zur Vernunft zu bringen. Aber du wolltest nicht auf mich hören. Jetzt wirst du dir in deiner Verzweiflung selbst das Leben nehmen.«
    Anselm hatte den Lauf des Gewehrs zu fassen bekommen. »Verschwinde, Ernestino, lauf!«
    Er versuchte, den Lauf nach oben zu drücken, ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher