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Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)

Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)

Titel: Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)
Autoren: Damaris Kofmehl , Demetri Betts
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Gespräch entgegennahm. Sein Vater war am andern Ende des Kommunikators.
    «Wann wirst du hier sein?», fragte ihn Miro, obwohl er tief in seinem Herzen die Antwort bereits wusste. Er hatte sie schon tausendmal gehört.
    «Es ist etwas Wichtiges dazwischengekommen, mein Sohn. Es tut mir leid. Ich kann nichts daran ändern. Ich wünsche dir trotzdem einen schönen Geburtstag, Miro.»
    Miro kannte die Worte schon von seinen letzten fünf Geburtstagen. Aber er hatte wirklich geglaubt, dass es diesmal anders sein würde. Sein Vater hatte es ihm versprochen. Miro legte den Hörer auf und starrte auf die Rede in seiner Hand.
    «Ich komme nie an erster Stelle», murmelte er zu sich selbst. Whelof kam auf ihn zu und überreichte ihm einen Briefumschlag.
    «Was ist das?», fragte Miro.
    «Ein Geschenk Eures Vaters», antwortete der Butler. Miro nahm den Umschlag entgegen und gab ihm dafür seine Rede. Whelof betrachtete das Papier verwundert.
    «Für mich, Sir?»
    «Ja, ich denke, Ihr verdient diese Worte mehr als mein Vater», sagte Miro. Er setzte sich aufs Sofa und öffnete den Briefumschlag. Es befanden sich fünfhundert Drakaten darin und ein kleines Kärtchen, auf dem stand: «Happy Birthday, mein Sohn.»
    Miro schüttelte gekränkt den Kopf. Dies war kein glücklicher Geburtstag. Dafür brauchte es schon etwas mehr als eine Geburtstagskarte und Geld. Er wollte kein Geld. Er wollte seinen Vater. Er wollte, dass sein Vater ihn sah, Zeit mit ihm verbrachte oder einfach nur an seiner Geburtstagsparty teilnahm.
    Das Gelächter und die Musik, die von draußen an sein Ohr drangen, bedrückten ihn jetzt nur noch mehr. Er dachte über sein Leben nach und fand keinen Grund, warum er überhaupt ein neues Lebensjahr feiern sollte. Er rückte sich den Schlips zurecht, fuhr sich durch sein Haar und begab sich zurück zu seinen Gästen. Er schüttelte Hände, verteilte Komplimente, schenkte allen ein fröhliches Lachen und klopfte sogar Sprüche. Er hatte gelernt, wie man vorgeben kann, glücklich zu sein. Und dabei hatte er längst vergessen, wie es sich anfühlte, wirklich glücklich zu sein.
    «Happy Birthday!», hörte er von allen Seiten.
    «Ja … es ist ein wahrhaft glücklicher Geburtstag», antwortete Miro mit gepresstem Lächeln.
    Seine Worte hallten noch immer in Ephrions Kopf wider, als er sich vom Boden erhob und in den Spiegel sah.
    «Wow, das war verrückt», murmelte er. «Und ich sehe noch immer aus wie Miro.»
    Er war erleichtert, als die Tür aufging und ein Onovan in den Spiegelraum kam. Und er fühlte sich noch befreiter, als er in den Laubengang trat und sich wieder in seinem eigenen Körper befand. Er hatte Miro von Anfang an gut leiden können, obwohl der ganz schön auf ihm herumgetrampelt war. Doch jetzt fühlte er sich irgendwie mit ihm verbunden. Miro war vielleicht reicher und schlanker als er und sah auch besser aus, aber tief in sich drin hatte auch Miro Verletzungen, genau wie er. Und diese Tatsache war es, die Ephrion mit einem Mal das Gefühl gab, weniger dick zu sein.

65
    Die Teenager wurden in Master Kwandos Arbeitszimmer geleitet. Er saß auf einem großen braunen Stuhl, und die vier Onovans, die die Jugendlichen durch den Laubengang eskortiert hatten, bedeuteten ihnen, sich auf den Boden zu setzen.
    «Kinder», begann Master Kwando und sah sie der Reihe nach an, «ihr seid ein Teil meiner Bestimmung gewesen, und jetzt ist meine Bestimmung ein Teil von euch geworden. Ich bin schwach geworden, damit ihr auf ganz neue Art stark werden könnt.»
    Der Master war sehr schwach, und seine Stimme war nicht viel mehr als ein Flüstern. Er winkte einen Onovan zu sich.
    «Ich möchte mich zu ihnen auf den Boden setzen», sagte er, «ich möchte auf derselben Höhe sein wie sie.» Der Onovan hob Master Kwando hoch und setzte ihn behutsam zu den Teenagern auf den Boden. Sie saßen in einem Kreis, und alle Augen waren auf den alten Mann gerichtet, während er sprach.
    «Die meisten Menschen schauen in den Spiegel, und das Einzige, was sie sehen können, ist: sich selbst. Und in jeder Situation, und wo auch immer sie hingehen, haben sie nichts außer ihrem eigenen Spiegelbild vor Augen. Der Spiegel beschützt sie davor, andere zu sehen, die Welt zu sehen … und vor allem sich selbst zu sehen und wer sie in Wahrheit sind. Heute haben euch die Spiegel das Bild von jemand anderem gezeigt. Ihr konntet euch ihren Nöten nicht entziehen, habt gefühlt, was sie fühlen, und gelitten, was sie leiden. Euer Leben soll
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