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Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)

Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)

Titel: Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)
Autoren: Damaris Kofmehl , Demetri Betts
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verstanden», brummte sie. «Ansonsten wirfst du mich in den Turm.»
    «Worauf du dich verlassen kannst», betonte der Vater eisern. Er nahm den Wasserschlauch, erhob sich und stapfte mit großen Schritten über die Kuppe auf seinen Rappen zu. Katara folgte ihm zerknirscht. Schweigend ritten sie zurück zur Burg.

6
    Der Kerker in Drakars Burg galt als das sicherste Gefängnis der ganzen Stadt. Er befand sich im Berg unter der Burg. Er war mitten in den Fels gehauen worden und bestand aus mehreren höhlenartigen Kammern, die in einem verwirrenden System aus Gängen und Schächten miteinander verbunden waren. Sämtliche Eingänge und Zwischentore wurden Tag und Nacht scharf bewacht. Noch nie war es jemandem gelungen, von hier zu entkommen.
    Jäh blieb Katara stehen, als sie das eiserne Tor am Ende des unterirdischen Ganges ausmachte, der zu den Verliesen führte. Ob ihr Vater sie tatsächlich in den Turm sperren würde, wenn sie jetzt nicht umkehrte? Ihr schlechtes Gewissen begann sie zu plagen. Das, wovor ihr Vater sie ausdrücklich gewarnt hatte, genau das war sie im Begriff zu tun. Sie hörte noch immer seine tiefe Stimme, als er das Verbot aussprach. Und hier stand sie nun und schlug alle Warnungen ihres Vaters in den Wind. Doch die Neugier war so unglaublich stark. Und was kann denn im Grunde schon passieren? , überlegte sie. Ich muss sie einfach sehen. Ich muss wissen, wie eine so gefürchtete Hexe aussieht. Wir werden ja nicht lange bleiben, nur ganz kurz; nur lange genug, um einen Blick auf sie zu erhaschen.
    «Und?», sagte Xenia und stupste sie von hinten in den Rücken. «Ist das der Eingang zum Verlies?»
    «Ja», bestätigte Katara und verbannte endgültig alle Zweifel aus ihren Gedanken. «Kommt!»
    Das Tor zu den Verliesen war verschlossen, und unmittelbar davor hielten zwei Männer Wache. Sie spielten im Schein einer Wandfackel Karten. Jetzt schauten sie hoch, griffen zu ihren Speeren und bauten sich breitbeinig vor dem Tor auf. Ihre Kleidung erinnerte an eine Kombination aus uralter Tradition und Moderne. Sie trugen rote Waffenröcke, darüber ein Kettenhemd, schwarze, polierte Kampfstiefel und lange schwarze Mäntel aus einem schimmernden Material. Ihre rechten Ohrläppchen zierten zwei silberne Ringe.
    «Halt! Wer seid ihr?», rief der eine.
    «Ich bin’s, Katara», antwortete das Mädchen, worauf die Soldaten sich entspannten und die Waffen wieder an die Felswand lehnten.
    «Katara! Was führt Euch zu so später Stunde hierher?»
    Die drei Mädchen erreichten die Wächter, und Katara stellte ihnen ihre Freundinnen vor. «Sie wollen unbedingt die Hexe sehen», erklärte sie.
    «Mitten in der Nacht?»
    «Hier unten ist sowieso immer Nacht.»
    «Weiß Euer Vater, dass Ihr hier seid?»
    Katara zögerte mit der Antwort.
    «Er weiß doch immer, wo ich bin», wich sie der Frage geschickt aus. Die Wächter warfen sich gegenseitig einen skeptischen Blick zu.
    «Wir haben Anweisungen, niemanden zu der Hexe zu lassen», sagte der eine der Wächter. «Euer Vater hat uns eingeschärft …»
    «Mein Vater hat mir noch nie verboten, in den Kerker zu gehen», unterbrach ihn Katara und streckte ihr Kinn vor, «ich bin Gorans Tochter. Niemand verbietet mir, das Verlies zu betreten.»
    Die Soldaten brummten ein paar unverständliche Worte vor sich hin. Der eine kratzte sich sein stoppeliges Kinn, der andere betrachtete die drei Mädchen argwöhnisch.
    «Es tut uns leid, Katara. Aber Befehl ist Befehl.»
    Katara deutete auf den Kommunikator an der Wand; ein Gerät, mit dem die Wachen untereinander und mit ihren Vorgesetzten in Kontakt treten konnten.
    «Ruft meinen Vater an, wenn Ihr Euch selbst blamieren wollt», meinte sie, «er kann es zwar nicht ausstehen, wenn ihn jemand wegen einer Belanglosigkeit aus dem Schlaf reißt. Aber wenn es Euer Gewissen beruhigt … bitte.»
    Der eine der Wächter wollte bereits den Hörer von der Wand nehmen, als der andere ihm mit einer flüchtigen Handbewegung bedeutete, es zu unterlassen. Er räusperte sich.
    «Und Ihr seid sicher, dass Ihr die Hexe sehen wollt?»
    «Ja, das wollen wir allerdings», piepste Yolanda, «ich hab noch nie eine richtige Hexe aus der Nähe gesehen.»
    «Ist kein schöner Anblick», warnte sie der Wächter und spuckte auf den Boden, «bei allem Respekt, Katara, ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist. Warum wartet Ihr nicht bis zur Hinrichtung morgen? Da seht Ihr sie ja ohnehin.»
    «Das ist nicht dasselbe», meinte Katara. «Hier unten ist es
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