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Darf’s einer mehr sein?

Darf’s einer mehr sein?

Titel: Darf’s einer mehr sein?
Autoren: ROLF C. FRANCK MADELEINE FRANCK
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einzuschätzen, die die beiden beteiligten Hunde aus ihrem aggressiven Verhalten ziehen könnten, muss man auch bedenken, dass das Stänkern an sich Spaß macht. Dies ist auf den ersten Blick weniger offensichtlich als der Erfolg, den eine solche Aktion bringt, wenn es konkret um den Gewinn eines Spielzeugs ging. Starke Verstärker können auch Erleichterungsgefühle sein, die sich einstellen, wenn man seinen Frust loswerden konnte oder wenn Ängste mitspielen.
    Zurück zum Spaß als Verstärker – jede Erregungssituation wirkt aufgrund der körperintern ablaufenden Hormonausschüttungen selbstverstärkend auf das entsprechende Verhalten. Die Einschätzung des emotionalen Zustands in der Problemsituation hängt also eng mit den Verstärkern zusammen, denn hierbei geht es vor allem um die Höhe der emotionalen Erregung. Ist die Erregung so hoch, dass keine Selbstkontrolle mehr möglich ist und nur noch instinktives Verhalten zum Ausbruch kommt? Kommt es vielleicht dann zum Streit, wenn es sowieso gerade heiß hergeht, die Hunde erregt sind, weil gespielt wurde, Besuch klingelt und so weiter? 
     

    Solche Spielsituationen sollten vom Besitzer immer beaufsichtigt werden, damit alles friedlich bleibt.
     
    Erregung wird fast immer als lustvoll empfunden, besonders wenn sie im Alltag ansonsten fehlt. Hier schließt sich der Kreis zur Einschätzung der Stimmung und der Ausgeglichenheit des Wohlfühlbudgets. Die Intensität jedes konkreten Problems verstärkt sich, wenn es eine Schieflage im allgemeinen Wohlbefinden gibt, manche Konflikte kommen nur deshalb zum Vorschein. Ein Hund, dessen Wohlfühlbudget im Plus ist, kann latente Spannungen in der Gruppe besser kompensieren, die man als Besitzer vielleicht übersehen hat. Ist das Budget im Defizit, braucht er vielleicht die aufregenden Stänkereien, um für sich einen Ausgleich herzustellen. 
    Besonders wenn nach langer Harmonie im Zusammenleben plötzlich Konflikte auftreten, gibt es sehr oft einen konkreten Auslöser, der das Wohlfühlbudget eines der beteiligten Hunde betrifft. Ein erster Ansatzpunkt bei einer plötzlich hereinbrechenden Verhaltensänderungen ist es deshalb immer, den (oder die) betreffenden Hund(e) vom Tierarzt gründlich durchchecken zu lassen. Vielleicht fühlt er sich insgesamt nicht gut, weil er unter einer Krankheit oder akuten Schmerzen leidet, die ihn besonders reizbar werden lassen. Vielleicht verknüpft er seine Schmerzempfindung mit dem anderen Vierbeiner, weil es immer dann wehtut, wenn dieser beteiligt ist, etwa weil der Rücken immer beim gemeinsamen Herumtoben schmerzt.
     

    Zwei, die sich bestens arrangiert haben und mit viel Spaß gemeinsam ein Spielzeug tragen, ohne dass es Zoff gibt.
Einfluss von Zyklus und Hormonen
    Neben Krankheiten können auch andere körperliche Faktoren wie geschlechtsspezifische Hormone eine Rolle bei der Entstehung von heftigen Auseinandersetzungen spielen. Testosteron erhöht die Aggressionsbereitschaft und die generelle Bereitschaft zur Auseinandersetzung, weshalb man auf zusammenlebende Rüden besonders gut achten sollte, wenn eine Hündin aus der Familie oder in der Nachbarschaft läufig wird. Dies hat zur Folge, dass der Hormonspiegel der Rüden steigt und Spannungen wahrscheinlicher werden. Bei einigen Rassen, die besonders auf Muskelmasse gezüchtet werden, leiden manche Rüden dauerhaft unter einem zu hohen Testosteronspiegel, dessen individueller Wert durch eine Blutuntersuchung bestimmt werden kann. 
    Östrogene fördern zwar nicht die Bereitschaft zur Auseinandersetzung, haben aber einen mächtigen Einfluss auf die Stimmungslage einer Hündin. Je nach Zykluszeitpunkt und Intensität der Hormone kann deren Verhalten sich bis zur Depression am einen Ende oder Unausstehlichkeit am anderen Ende der Skala verändern. 
    Sind Geschlechtshormone aktiv, kann es innerhalb gemischtgeschlechtlicher Gruppen mehr Reibungspotenzial geben als im Anöstrus, der sexuellen Ruhephase. Auch wenn sich vielfach die Zyklen der zusammenlebenden Hündinnen angleichen, kann durch wechselnde Läufigkeiten in einer größeren Gruppe der latente Stress für die Hunde andauernd sein. Beobachtet man einen solchen Zusammenhang, sollte auch eine Kastration in Betracht gezogen werden. Dies sollte jedoch nicht als pauschale Lösung gelten, sondern immer im individuellen Fall und nach Rücksprache mit dem Tierarzt entschieden werden. 
     

    Sheltie und James – selbst zwischen besten Kumpeln kann Stress aufkommen, wenn eine
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