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Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition)

Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition)

Titel: Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition)
Autoren: Dr. Josephine Chaos
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Chaos. Best dad ever! Und deshalb leider auch akut herzinfarkt- und burn-out-gefährdet. Mit oder ohne viertem Kind.
    Bei diesem Gedanken muss ich gleich wieder kotzen. Und während ich traurig meinem angedauten Frühstück hinterherschaue, welches in fröhlichem Wasserwirbel durchs Abflussrohr in den Weiten der Kanalisation verschwindet, realisiere ich, dass ich es dem Mann auf gar keinen Fall erzählen kann. Nicht heute! Und morgen auch nicht gleich.

    Nachdem ich völlig unmotiviert zwei Stunden lang den Parkettboden warm- und das Hirn wundgelegen habe, rappele ich mich gegen 10 Uhr endlich auf, denn schließlich ist heute Dienst-Tag (also eigentlich Mittwoch, aber ich muss arbeiten), und so, wie ich gerade aussehe, kann ich mich keinesfalls vor die Tür und unters Volk wagen. Es kostet mich eine weitere Stunde, bis ich – warmer Dusche und moderner Kosmetik sei Dank – annähernd in meinen Ursprungszustand zurückversetzt bin. Als ich kurz darauf die Kinder von der Schule abhole, liegt sogar wieder ein Hauch Farbe auf meinen Wangen.
    Nichtsdestotrotz bin ich sehr froh, dass Herrn Chaos’ und meine Arbeitszeit sich heute um dreißig Minuten überschneidet. Der würde sich nämlich von ein bisschen Farbe in meinem Gesicht nicht täuschen lassen – der hat mir bis heute noch jede Schwangerschaft an der Nasenspitze angesehen!

Über Jeannie aus der Flasche, Bambi, Fred vom Jupiter und warum Kreißsaal IV apfelgrün ist
    Die Kinder sind mit Essen und Hausaufgaben versorgt, außerdem angehalten, sich anständig zu benehmen, bis der Vater den zweiten Teil der Betreuung übernimmt, als ich mich gegen 15.50 Uhr in leicht reduziertem Allgemeinzustand in die Klinik und am Pförtner vorbei Richtung Bereitschaftszimmer Gynäkologie schleppe. Der diensthabende Arzt – also ich und somit das arme Schwein, welches die Klinik über Nacht als einziger Mediziner hütet – muss in diesem unserem Krankenhaus zum Glück erst nach Ende der regulären Arbeitszeit die Schicht übernehmen. Gerade heute ein wahrer Segen, denn mir ist schon wieder so schlecht, dass ich befürchte, mein Mittagessen gleich in den nächsten Blumenkübel übergeben zu müssen.

    Mit dem Aufzug fahre ich in den vierten Stock, wo in unserem kleinen, muffigen Dienstzimmer am Ende des Flures bereits muntere Aufbruchstimmung herrscht.
    Von der Schar gynäkologischer Assistenzärzte, die ohne weiteres mit einer Herde Affen im Zoo vergleichbar ist – ähnlich laut und mindestens genauso übergeschnappt –, ist heute lediglich ein überschaubarer Rest übrig. Jeannie Top-Moppel – äh … Verzeihung: Model ! –, Bambi und Fred vom Jupiter, besser bekannt auch als Dr. Multisozialversagen.
    Es fehlen: Dr. Wilma, die Schreckliche, welche gerade auf Rucksack-Safari im Dschungel von Borneo weilt und hoffentlich bald wiederkommt (aber nur weil sie auf dem Dienstplan fehlt). Außerdem Dr. Malucci, frech, fröhlich, aber leider fürchterlich faul, der vergangene Nacht diensthabender Bereitschaftsarzt war und sich deshalb gerade im wohlverdienten Frei befindet.

    Jeannie hat es sich mit all ihrem Kram auf meinem Dienstbett gemütlich gemacht und versucht gerade krampfhaft, ihre sorgfältig manikürten Fingernägel beim Anziehen der obligatorischen High-Heels nicht zu ruinieren. Was anscheinend nicht ganz einfach ist, denn sie flucht dabei wie ein römischer Brunnenputzer.
    Jeannie ist ein Phänomen. Ihr Name macht ihr alle Ehre, denn Jeannies besondere Begabung besteht darin, sich von jetzt auf gleich in Nichts aufzulösen, stundenlang unerreichbar verschwunden zu sein, um dann kurz vor Dienstende perfekt gestylt und ordentlich aufgerüscht wie Jeannie aus der Flasche zur Dienstübergabe aufzutauchen. Kein Mensch weiß, wo sie täglich über Stunden steckt, was sie dort macht und ob sie je wirklich wiederkommt. Uns Assistenzärzten ist mittlerweile nur wichtig, dass sie wenigstens für ihre Dienste den Weg aus der Flasche zurück in die Klinik findet. Alle weiteren Erziehungsmaßnahmen unsererseits wurden hingegen bereits vor längerem eingestellt, da sie lediglich geschmeidig an Frau Flasche abperlen.

    Irritiert bleibt mein Blick an Bambi hängen, die gerade wie ein kopfloses und völlig desorientiertes Huhn im Kreis herumrennt. Und damit ist die kleine Ärztin auch schon voll umfassend charakterisiert.
    Halt! Das wichtigste Merkmal, das ihren Namen erklärt, fehlt ja noch: Das Bambi hat Angst. Viel Angst. Ständig: Vor den Patientinnen, Schwestern,
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