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Dann klappts auch mit dem Glueck

Dann klappts auch mit dem Glueck

Titel: Dann klappts auch mit dem Glueck
Autoren: Sheila Roberts
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irgendwie in den Griff zu bekommen. Denn auch wenn sie noch so wütend auf George gewesen war: Sie hatte ihn trotzdem noch geliebt. Und das tat sie immer noch, auch wenn sie manchmal wünschte, sie könnte ihn exhumieren, einfach nur, um ihm an die Gurgel zu gehen. Zum Teufel mit diesem Mann. Und wieso war es ihr Fehler, dass er tot war?
    Sie seufzte und angelte das Foto wieder aus dem Mülleimer. Dann wickelte sie es in Zeitungspapier ein und legte es in den Umzugskarton.
    Leo erschien an der Schlafzimmertür. „Kann ich zu David rübergehen?“
    Oh, sie sollte den Tag rot im Kalender ankreuzen. Heute sprach ihr Sohn ausnahmsweise einmal mit ihr. Okay. Wenn er etwas von ihr wollte, blieb ihm ja auch nichts anderes übrig.
    Er war nicht mehr der glückliche, nette Junge, der er noch vor einem Jahr gewesen war, aber sie konnte ihm das auch nicht verdenken. Seine Welt war von einem Tag auf den anderen auf den Kopf gestellt worden, und genau wie Meredith auch versuchte er einfach nur durchzuhalten.
    Da stand er im Türrahmen. Mit seiner hellbraunen Mähne und den bernsteinfarbenen Augen erinnerte er sie an einen Löwen. Er war schlaksig, Arme und Beine schienen übermäßig lang, und in seine großen Füße musste er erst noch hineinwachsen. Erst vor ein paar Tagen war in den Stimmbruch gekommen. Wie lange würde es wohl noch dauern, bis er gewachsen war, seine Statur ausfüllte und auszog? War er nicht erst gestern noch ein Baby gewesen?
    „Natürlich. Aber sei zum Abendessen wieder hier, okay?“
    „Die haben gesagt, ich kann zum Essen dableiben“, antwortete er. Und bevor sie es womöglich wagen konnte, diesen Punkt zu diskutieren, war er auch schon im Flur verschwunden.
    „Viel Spaß“, rief sie hinter ihm her, um ihm zu zeigen, dass sie keine Spielverderberin war. Seufzend ließ sie sich aufs Bett fallen. Lieber hätte sie ihrem Mann manches Mal das Spiel verderben sollen.
    Ihr Telefon klingelte. Ein Anruf vom Handy ihrer Mutter. Mom, die beste Freundin einer Frau.
    „Ich habe noch ein paar Umzugskartons für dich“, sagte ihre Mutter. „Soll ich sie vorbeibringen?“
    „Ja, danke. Die, die wir letzte Woche besorgt haben, sind schon fast alle voll.“ Wenn man bedachte, was sie alles verloren hatte, war es eigentlich erstaunlich, wie viele Kartons sie füllen konnte.
    „Ich bringe sie auf dem Rückweg vom Einkaufen bei dir vorbei“, schlug ihre Mutter vor.
    „Wenn du willst, kann ich sie mir auch bei euch abholen.“ Vielleicht konnte sie, wenn sie es schlau anstellte, sogar eine Einladung zum Abendessen herausschlagen. „Leo ist bei seinem Freund David und kommt erst heute Abend wieder.“
    „Na, dann kannst du ja mit uns essen. Dein Vater macht seine berühmt-berüchtigten Fisch-Sandwiches.“
    Was bedeutete, dass ihre Mutter Krautsalat zubereitet hatte, und im Kühlschrank würde sie bestimmt eine Cola finden. „Hört sich gut an. Ich kann gut mal eine Pause vertragen.“ Eigentlich brauchte Meredith nicht nur eine Pause vom Packen, sondern auch vom Leben. Aber da das nicht zur Debatte stand, würde sie sich mit einer kleinen Verschnaufpause und einem Fisch-Sandwich begnügen müssen.
    Gerade hatten sie aufgegessen, da rief Leo an und fragte, ob er noch ein bisschen länger bei seinem Freund bleiben könne. Zusammen mit David, dessen Bruder und deren beider Vater wollte er noch im Garten Badminton spielen.
    Bis zum Umzug blieb ihm ohnehin nicht mehr viel Zeit mit seinen Freunden. „Natürlich“, erwiderte Meredith daher. „Ich bin bei Grammy. Wenn ich nach Hause fahre, kann ich dich ja abholen.“ Nicht, dass er nach Hause gefahren werden musste. David wohnte nur zwei Blocks entfernt. Aber sie wollte ihren Sohn abholen, wollte sich dadurch beweisen, dass er sie immer noch brauchte, dass sie immer noch ein Team waren.
    „Mom, ich kann allein nach Haus gehen.“
    Sein Tonfall verriet, dass sie ihn mit ihrem Vorschlag beleidigt hatte. Die Sonne würde erst lange, nachdem er sicher zu Hause war, untergehen. Also gab sie es auf, die Sache mit dem Teamspirit weiter voranzutreiben. „Okay, du darfst bis um acht bleiben. Doch dann komm bitte nach Hause.“ Im Hintergrund konnte sie seine Freunde hören, die ihm zubrüllten, er solle sich beeilen.
    „Okay. Tschüss“, meinte er, und auf einmal klang er wieder so begeistert wie ein kleiner Junge.
    Seufzend beendete Meredith das Gespräch. „Es tut mir so leid, dass ich ihm in gewisser Weise all seine Freunde wegnehme, weil wir umziehen
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