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Dann klappt's auch mit dem Doktor

Dann klappt's auch mit dem Doktor

Titel: Dann klappt's auch mit dem Doktor
Autoren: Caroline Lenz
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wäre.«
    Â»Nee, der bin ich ja jetzt.«
    Â»Der Typ ist etwa einen Kopf größer als ich, braune Haare, braune Augen, blauer Pullunder. Hast du den schon mal gesehen? Der benahm sich so, als würde er bei uns in der Klinik arbeiten. Er kommt mir auch irgendwie bekannt vor.«
    Â»Lass mich mal überlegen, braune Haare, braune Augen und durchschnittlich groß. Das ist ja mal eine eindeutige Beschreibung. Gibt es denn irgendein besonderes Merkmal?«
    Â»So genau habe ich ihn mir nun auch wieder nicht angeschaut.«
    Â»Ist gut. Ich halte die Augen offen. Was dein Dietrich-Problem betrifft, werde ich versuchen herauszubekommen, wer wirklich das heimliche Liebchen ist. Ich kenne da jemanden in der Verwaltung, der für sämtliche Telefonverbindungen der Klinik zuständig ist, vielleicht kann der weiterhelfen. Ich wünsche dir einen ruhigen Dienst.« Vera legt auf.
    Ich muss unbedingt mit unserem liebestollen Doktor sprechen und das Missverständnis aufklären. Leider geht das erst morgen früh. Ich muss mich also noch ein wenig gedulden, und das ist so gar nicht meine Stärke. Vielleicht beruhigt sich Frau Doktor Dietrich ja wieder, wenn sich ihr Mann mal um sie kümmert. Oder besser gesagt, falls sich ihr Mann überhaupt mal um sie kümmert.
    So, Schluss mit der Grübelei. Der Gedanke, dass moi, wie der frankophile Dietrich sagen würde, in einen Klinikskandal verwickelt sein könnte, lässt zwar eine gewisse Panik in mir aufsteigen, aber heute ist ein guter Tag. Heute muss ein guter Tag sein! Die Sonne scheint, die Blumen auf meiner Terrasse blühen so schön wie nie zuvor, der Anrufbeantworter zeigt keine unbeantworteten Anrufe meiner Mutter, und mein Magen fängt langsam, aber unmissverständlich an zu knurren. Als ich den Kühlschrank öffne, um nach etwas Essbarem zu suchen, das sich als abendliches Frühstück eignet, klingelt es an der Tür. Hoffentlich ist das nicht die blöde Beier. Misstrauisch schaue ich durch den Spion, und mir fällt ein Stein vom Herzen. Es ist mein bester Freund Till.
    Erleichtert reiße ich die Tür auf und falle ihm erst mal um den Hals: »Till! Schön, dich zu sehen … Komm rein …«
    Â»Na, ich dachte, ich schaue mal vorbei, damit du während deiner Nachtdienstwoche nicht total vereinsamst.«
    Â»Möchtest du einen Kaffee?«
    Â»Lass nur, ich mach mir selber einen. Ich habe frische Brötchen mitgebracht. Du hast doch bestimmt noch nicht gegessen, oder?« Till schwenkt stolz die prall gefüllte Papiertüte, aus der es verführerisch duftet.
    Mein Magen knurrt noch lauter als zuvor. Till mustert mich kurz: »Dachte ich’s mir doch. Mach du dich in Ruhe fertig. Ich kümmere mich um alles.«
    Till wohnt nur einen Block weiter und kommt gerne mal spontan vorbei. Als bester Freund ist er einfach unschlagbar. Während ich mich ins Bad verziehe, um zu duschen, deckt er den Frühstücks-Abendbrottisch auf der Terrasse. Dabei sieht er wieder aus wie aus dem Ei gepellt. Seine Garderobe ist stets auf dem neuesten Stand, und er hat eine Vorliebe für handgenähte italienische Schuhe. Da er einen lässigen Kleidungsstil bevorzugt, wirkt es meist so, als habe er ganz zufällig einen perfekten Griff in den Kleiderschrank getan. Aber ich weiß genau, dass bei der Wahl seiner Outfits alles durchdacht ist. In seinem Kleiderschrank findet sich hundertprozentig kein einziges Teil aus der vergangenen Saison.
    Ich ziehe mir schnell eine Jogginghose und ein altes T-Shirt an, wickele mir ein Handtuch um die nassen Haare und setze mich an den Tisch. Mhmm, das sieht aber gut aus! Till stellt einen Milchkaffee und frisch gepressten Orangensaft vor mich hin. Irgendwas ist da im Busch. Till ist zwar fast wie ein Bruder für mich und pflegt diese Freundschaft auch rührend, aber frisch gepresster Orangensaft? Das ist dann doch ein bisschen dick aufgetragen. Na, ich bin ja mal gespannt.
    Â»Und, hast du gut geschlafen?«, fragt er, während er mir gegenüber Platz nimmt. Oh, oh, der Busch wächst langsam zu einem Baum. Ich platze gleich vor Spannung.
    Â»Ging so. Vielen Dank für das tolle Frühstück.«
    Ich darf mir jetzt bloß nichts anmerken lassen, sonst rückt er nie damit raus. Till rührt und rührt in seinem Espresso herum. Das Zuckerstückchen, das er hineingeworfen hat, hat sich sicher schon vor Minuten aufgelöst. Dann hält
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