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... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt)
Autoren: Hansi Hartwig
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sein?“ Mit zusammengekniffenen Augen beugte er sich ein Stück vor, um zu sehen, was sie gerade las. „Damit habe ich wirklich nicht gerechnet“, sagte er mit einer Bescheidenheit, die ihm Suse weiß Gott nicht abkaufte, „obwohl ich doch mit einer ganzen Reihe wichtiger Leute bekannt bin und Sean Garraí einen vorzüglichen Ruf genießt. Sind sie aus dieser Gegend? Was schreiben sie?“
    „Du kannst es tatsächlich nicht erkennen“, stellte Suse besorgt fe st.
    Sein Sc hatten fiel über die Buchseite. „Du sitzt mir im Licht“, beschwerte sie sich und versuchte, ihn von sich zu schubsen. „Geh zur Seite, Matt’n!“
    „ Geh zur Seite, Matt’n“, äffte er ihren Tonfall nach und trat noch einen Schritt näher. „Aber behaupten, ich wäre zu alt und bräuchte eine Brille, wie? Liest du mir jetzt vor?“
    „Der Universalgelehrte Poseidonius von Apameia“, zitierte Suse mit gewichtiger Miene und liebreizender Stimme, „schildert den keltischen Menschen mit seinen Stärken und Schwächen“, sie hob den belehrenden Zeigefinger in die Luft und ihre Stimme an, „seine Unberechenbarkeit und Unbeherrschtheit, vor allem was Alkohol betraf, seine Reizbarkeit, Arroganz, prahlerische Eitelkeit, Ehrsucht und Grausamkeit.“
    Da mit blickte sie von dem Buch auf und zeigte ein vollendet starres Pokerface.
    Als er seine Sprache wiedergefunden hatte, legte er den Kopf in den Nacken und lachte schallend. „ Diese Runde geht ebenfalls an dich, Wireless . Ich muss dir neidlos die volle Punktzahl dafür geben. Besser hätte ich es in der Tat nicht gebracht. Und was ist mit den Stärken des keltischen Menschen? Hast du die nicht unterschlagen?“
    „Ja, die …“, sie winkte gleichmütig ab, „die treffen auf dich ohnehin nicht zu. Du hast doch selbst behauptet , höchstens zur Hälfte ein Ire zu sein.“
    „In der Zwischenzeit hast du mich allerdings davon überzeugt, dass mein Vater mehr Ire als irgendetwas anderes war.“
    „Trotzdem sehe ich nicht ein, weshalb du sowohl die schlechten, als auch die guten Eigenschaften dieses Völkerstammes geerbt haben sollst.“ Sie hob die Hände mit einer herrlich unschuldigen Geste in die Höhe und klapperte mit den Augendeckeln. „Und die Schwächen scheinen all dein keltisches Erbe sein.“
    „Dann sag mir, was Aodhagán als Ire an guten Seiten in sich vereinte. Ich nehme an, er bekam ausschließlich die Gene mit den positiven Charakterzügen.“
    „Das hast du zumindest immer behauptet.“
    „Ehrlichkeit, Tapferkeit, Großzügigkeit, Gastfreundschaft und einen Hang zum Religiös-Spirituellen.“
    „Alte Spaßbremse!“
    „Alt?“, grollte er und schlich sich an sie heran, die langen Finger gespreizt, als wollten sie sich wie Krallen um Suses Hals legen.
    „Du hast das Buch schon gelesen!“, vermutete sie und tippte beleidigt mit dem Zeigefinger gegen seine Brust.
    „Unbeherrschtheit sagst du, ja? Nun, dann will ich die Botheroyds auf keinen Fall Lügen strafen.“ Mit einer blitzschnellen Handbewegung schloss sich seine Faust um ihren Zeigefinger, an dem er sie unnachgiebig zu sich zog.
    „Matt’n, nicht! Du tust mir weh!“
    „Dann gehorche meinen Befehlen und komm her.“
    „Du hast mir gar nichts zu sagen.“
    „Stimmt. Ein Fingerzeig von Seiner Lordschaft sollte dir in Zukunft genügen, um ihm alle Wünsche von den Augen abzulesen.“
    Sie näherte sich zögernd und voll Misstrauen, was absolut lächerlich war angesichts der Tatsache, dass er kurz davor stand, sich für seine jahrelange Selbstbeherrschung zum Helden zu erklären.
    „Bekommst du stets, was du willst?“
    „Das werden wir gleich sehen.“
    Sein Gesicht wurde mit einem Mal außergewöhnlich ernst und er murmelte fast unhörbar: „ Tá sé in aghaidh dula .“
    Als sie vor ihm stand, ließ er sich auf ein Knie sinken und ergriff ihre Hände. Sein Blick aus märchenhaft blauen Augen hielt den ihren gefangen und ließ sie nicht mehr los.
    Sie bemerkte, wie er um Fassung rang und eine dumpfe Vorahnung befiel sie. Am liebsten hätte sie ihm ihre Hände entzogen vor lauter Angst.
    „Susanne, bis zu dem Tag, an dem du in mein Leben getreten bist, hat es mir nichts ausgemacht, alleine zu sein. Ich habe mir eingeredet, zufrieden zu sein mit dem, was ich besitze. Jetzt weiß ich, dass ich mich durch eine Achtzig-Stunden-Arbeitswoche vom Denken abgelenkt habe. Ich hätte nie gedacht, mich verlieben zu können, so richtig, dass es wehtut und ich eines Tages die Treppen zu unseren Zimmern nach
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