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Danke, liebes Hausgespenst!

Danke, liebes Hausgespenst!

Titel: Danke, liebes Hausgespenst!
Autoren: Marie Louise Fischer
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Frühjahr und eigentlich mehr Monika zuliebe Reitstunden genommen, aber soviel verstand sie schon von Pferden, um zu sehen, daß Bodo in keinem guten Zustand war.
    „Hab zu lange galoppiert“, erklärte Monika ohne sich aufzurichten; ihr helles Gesicht war glühend rot geworden.
    „Eine versierte Reiterin wie du?“
    „Na wenn schon!“ gab Monika grob zurück. „Ich habe nie behauptet, daß ich unfehlbar bin!“
    „Herr Schmücker wird schön Krach schlagen, wenn Bodo wieder krank...“Ingrid beendete den Satz nicht, sondern schlug sich mit der Hand vor den Mund. „Oder wolltest du das etwa?“
    Monika blickte aus unschuldsvoll aufgerissenen grünen Augen zu ihr auf. „Wie kommst du denn darauf?“
    „Na, hätte doch sein können.“
    „Hätte, hätte, hat aber nicht.“ Es war Monika nicht angenehm, daß Ingrid sie so rasch durchschaut hatte. Aber andererseits empfand sie es als Erleichterung; denn Ingrids Verständnis zeigte ihr, daß ihre böse Idee doch nicht zu ungeheuerlich und fernliegend gewesen war. „Würde ich mir denn sonst soviel Mühe geben, ihn wieder trocken zu kriegen?!“
    Ingrid ließ sich nichts vormachen. „Wahrscheinlich hat es dir dann doch leid getan“, sagte sie ungerührt. „Mach nur weiter! Ich glaube, wir haben irgendwo noch ein paar uralte Frottiertücher liegen.“ Sie schlenderte ins Haus zurück.
    Bald darauf kam sie wirklich mit zwei ausgebleichten und zerrissenen Tüchern zurück, die Monika gerade recht kamen, um das Pferd noch einmal trockenzureiben und die letzte Nässe aus dem dicken Fell zu holen. Sie schnallte auch den Sattel ab, unter dem Bodo besonders geschwitzt hatte.
    „So, ich glaube, es langt“, sagte sie endlich aufatmend.
    „Was von Herrn Schmücket gehört?“ fragte Ingrid.
    Monika schüttelte den Kopf.
    „Vielleicht kommt er doch noch nicht so bald“, meinte Ingrid tröstend.
    „Ein Tag mehr oder weniger... was nützt mir das, wenn ich weiß, daß ich Bodo doch abgeben muß?“
    „Beinahe wäre Ingrid herausgeplatzt: Das hättest du dir eben früher überlegen müssen! — Aber sie sah wohl, wie niedergeschlagen Monika war und sagte statt dessen nur: „Ja, es ist schade.“
    „Schade ist gar kein Ausdruck.“ Monika hatte Bodo wieder gesattelt und schwang sich auf ihn. „Ich muß zurück. Besser, wenn ich ihn noch ein bißchen bewege.“
    „Ja, sicher.“
    „Dank für deine Hilfe.“
    „War doch Ehrensache.“
    Begleitet von Kaspar ritt sie in ruhigem Schritt davon. Aber sie saß nicht so gerade wie sonst im Sattel, sondern hatte die Schultern nach vorne gezogen. Selbst ihrem Rücken war anzusehen, wie traurig sie war.
    Ingrid sah ihr nach, bis sie hinter den Häusern verschwand. Sie zerbrach sich den Kopf, wie sie der Freundin helfen konnte, aber es wollte ihr nichts einfallen.

Amadeus bleibt stur

    Am Abend, als Monika in ihrem Bett lag, knipste sie rasch die Nachttischlampe aus und rief lange, laut und leise nach Amadeus. Aber das Hausgespenst ließ sich nicht blicken. Sie überlegte noch, ob sie auf den Dachboden hinaufsteigen sollte, denn dorthin hatte es sich bisher immer noch locken lassen. Doch die Aufregungen des Tages hatten sie so müde gemacht, daß ihr, während sie noch nachdachte, schon die Augen zufielen.
    Sie schlief so tief und fest, daß sie nicht einmal spürte, wie an ihrer Bettdecke gezupft wurde.
    Erst als die Decke glücklich auf dem Fußboden lag und sie zu frieren begann, wurde sie unruhig.
    „Kalt“, murmelte sie und rollte sich wie ein Kätzchen zusammen.
    Jemand zupfte sie, gar nicht einmal sanft, an den Haaren.
    Monika machte eine abwehrende Bewegung. „Laß mich!“
    Damit ließ sich aber Amadeus —denn natürlich konnte nur er es sein, der in ihr verschlossenes Zimmer gedrungen war — nicht abspeisen. „Schlafmütze!“ schimpfte er.
    Monika fuhr hoch. „Brüll nicht so, du weckst ja das ganze Haus auf!“
    „Wenn du eine solche Schlafmütze bist!“
    Monika mußte einsehen, daß Amadeus keine Ruhe geben würde, und widerwillig öffnete sie die Augen. Das Bild, das sich ihr bot, hätte sie früher sehr erstaunt. Inzwischen war es ihr alltäglich oder, genauer gesagt, allnächtlich geworden. Das Hausgespenst, ein hübscher, wenn auch sehr blasser Junge, saß in einer eleganten Pose in ihrem kleinen Schreibtischsessel, die Beine mit den unter den Knien gebundenen hellblauen Frackhosen, den weißen Strümpfen und den schwarzen Schuhen mit den Silberschnallen anmutig übereinandergeschlagen. Im
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