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Danke, liebes Hausgespenst!

Danke, liebes Hausgespenst!

Titel: Danke, liebes Hausgespenst!
Autoren: Marie Louise Fischer
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„...mit Amadeus ein!“
    Herr Schmidt blinkerte ihr lächelnd zu. „Nein, das sollte man wohl wirklich nicht.“
    „Willst du immer noch ausziehen?“
    „Darüber sprechen wir ein anderes Mal.“
    Frau Schmidt und Liane hatten Peter inzwischen von seinem Hochsitz heruntergeholfen.
    „Das konnte bloß passieren, weil Amadeus unsichtbar ist“, behauptete er, „wenn ich ihn zu packen kriegen könnte...“
    „Ach, gib nicht so an!“ sagte Liane. „Ich wette, auch wenn er sichtbar ist, ist er tausendmal stärker als du!“
    „Worauf du dich verlassen kannst“, bestätigte Monika.
    Die Lampe schaukelte immer noch, und das Licht wurde heller und dann wieder dunkler. Die meisten Leute hätten es sehr unheimlich gefunden, aber die Schmidts waren an Schlimmeres gewöhnt.
    „Ich glaube, wir versuchen jetzt mal, die Scheine wieder zu ordnen, und falls uns das gelingt, packen wir das Spiel weg und gehen ins Bett“, schlug Herr Schmidt vor.
    „Wir werden eine unruhige Nacht haben“, sagte die Mutter.
    „Das ist meine Schuld“, bekannte der Vater, „es war unbedacht von mir, ein solches Gespräch anzufangen. Es soll nicht wieder Vorkommen.“
    „Aber...“, wollte Liane beginnen.
    „Pst!“ mahnte Monika und legte den Finger auf den Mund. „Fangt bloß nicht wieder an!“
    Diesmal begriffen alle und bemühten sich, während sie die zerstreuten Scheine zusammensuchten, gar nichts oder über Belanglosigkeiten zu sprechen. Sie empfanden es als beklemmender denn je, in den eigenen vier Wänden nicht über die Probleme sprechen zu dürfen, die ihnen wirklich am Herzen lagen.

Amadeus rächt sich

    Frau Schmidt behielt recht. In dieser Nacht rumorte es in dem Haus am Seerosenteich wie in den allerersten Zeiten nach ihrem Einzug, als Amadeus noch bemüht sein mußte, sich bemerkbar zu machen.
    Türen flogen auf und zu, schwere Schritte tapsten die Treppen hinauf und hinunter, durch die obere Diele und über den Dachboden. Ketten klirrten, und hohle Seufzer wurden laut.
    Monika rollte sich in ihrem Bett zusammen und stopfte sich ihr Kopfkissen in die Ohren. So hörte sie den Lärm nur gedämpft, aber das war ungemütlich genug. Sie hatte am Tag soviel geschlafen, daß sie jetzt gar nicht mehr müde war. Angestrengt überlegte sie, was sie Amadeus sagen konnte, um ihn zu besänftigen. Sie zweifelte nicht daran, daß er früher oder später bei ihr auftauchen würde.
    Das tat er auch, und an der Art, wie er sich bemerkbar machte, erkannte sie gleich, daß er immer noch sehr wütend war. Das Federbett wurde ihr entzogen, flog hoch durch die Luft und landete mit einem Plumps auf dem kleinen Sessel vor ihrem Schreibtisch.
    Monika drehte sich auf den Rücken, rutschte an der Hinterwand des Bettes hoch und sagte freundlich: „Willkommen, Amadeus!“
    Zuerst war von dem Gespenst nichts zu sehen als eine Art Nebelflöckchen, das in ein grelles grünes Licht getaucht war. Der Nebel wurde größer und größer und nahm allmählich die Form eines menschlichen Wesens an. Dünne Nebelschwaden zeigten Arme und Beine an. Der Nebel verdünnte sich oben und rundete sich dann, wo der Kopf erscheinen sollte. Dann wurde die Gestalt eines Jungen immer sichtbarer; die Hände bildeten sich aus, bekamen fünf Finger, der seidene Frack wurde sichtbar, die Schnallenschuhe und die unter den Knien gebundenen Hosen und das Rüschenhemd. Noch war das Gesicht des Gespenstes unter der weißen Perücke eine helle runde Fläche. Aber dann entwickelten sich die weit auseinanderstehenden blauen Augen, die feine Nase und der breite farblose Mund.
    Amadeus warf das Federbett zu Boden und nahm selber in dem Sessel Platz. „Ha! Als ob du mich wirklich wünschtest!“
    „Ich habe auf dich gewartet, Amadeus!“ Monika beugte sich vor, angelte nach dem Federbett und zog es sich über die Beine. „Soll das heißen, ich störe dich nicht? Äußerst gnädig!“
    „Du hast gar keinen Grund zu spotten, Amadeus. Ich habe heute nachmittag geschlafen, und deshalb bin ich nicht so müde wie sonst.“
    „Très bien!“ rief Amadeus und zupfte sich die Rüsche in seinem rechten Ärmel zurecht. „Warum schläfst du nicht immer nachmittags? Dann bist du nachts für mich munter.“
    „Ich habe allerhand zu tun, weißt du. Wenn die Schule erst wieder anfängt...“
    „Aber jetzt hattest du doch wochenlang Ferien! Und was hast du getan? Dich beklagt, wenn ich mit dir plaudern wollte! Dabei hättest du einfach nachmittags schlafen können.“
    „Daran habe ich nicht
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