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Danke, liebes Hausgespenst!

Danke, liebes Hausgespenst!

Titel: Danke, liebes Hausgespenst!
Autoren: Marie Louise Fischer
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doch alle so?“
    Die anderen nickten.
    „Der größte Nachteil“, erklärte Liane, „ist das verdammte Gespenst.“
    „Pst!“ mahnte Monika. „Wenn Amadeus nun mithört!“
    „Das ist mir egal! Es muß einmal gesagt werden. Dein Amadeus macht uns das Leben zur Hölle. Ich will von seinen dummen Streichen gar nicht reden. Vielleicht sind sie zum Teil ja wirklich gut gemeint. Aber es ist schrecklich, daß man in den eigenen vier Wänden nie offen miteinander reden kann. Mach nur nicht wieder ,pst‘, Moni, es ist doch wahr. Genausogut könnten hier überall Mikrophone eingebaut sein!“
    „Ja, das ist hundsgemein“, bestätigte Peter.
    „Mich stört es am meisten, daß er Monika Nacht für Nacht weckt“, sagte die Mutter, „seht euch das arme Kind nur an! Wie dünn sie geworden ist, und diese Schatten um die Augen... das ist alles nur die Schuld von Amadeus!“
    Monika grinste. „Vielleicht doch nicht! Schließlich war ich es, die ihn gebeten hat, mir einen Schatz zu zeigen... und mitten in der Nacht in einer Ruine herumzuklettern und einen steinharten Boden aufzubrechen, ist nun mal anstrengend.“
    „Ach, red doch nicht!“ sagte die Mutter. „Ich habe Augen im Kopf! Du warst davor schon ganz herunter!“
    „Die größte Gemeinheit ist, daß uns hier niemand besuchen kann!“ behauptete Liane. „Das ist ein Haus, in dem man Partys geben könnte, Gartenfeste, Kaffeegesellschaften, was weiß ich! Wir haben sogar Gästezimmer, aber für wen, frage ich euch? Wir können niemanden einladen, weil das verdammte Gespenst uns jeden vergraulen würde. Und von ihm erzählen können wir auch nicht, weil wir uns dadurch nur zum Gespött machen oder uns die Presse auf den Hals ziehen würden! Meine Freunde halten mich schon für zickig.“
    „Ich wußte gar nicht, daß du dich hier so unglücklich fühlst“, sagte Frau Schmidt.
    „Doch, das tue ich!“ Liane stiegen die Tränen in die Augen mit den sorgfältig getuschten Wimpern. „Da war es ja in München noch angenehmer.“
    „Und mich ärgert’s blödsinnig“, sagte Peter, „daß ich Kaspar nicht mit ins Haus nehmen kann! Bloß wegen Amadeus muß der arme Kerl draußen in der Hütte schlafen. Es ist ja wirklich so, als gehörte uns das Haus gar nicht, sondern Amadeus... wir alle müssen mehr oder weniger nach seiner Pfeife tanzen.“
    „Und ich habe immer Angst, daß er Bodo ärgert und wild macht“, sagte Monika.
    „Wir sind uns also alle einig: das Wohnen hier wäre schön und gut, wenn nur das Gespenst nicht wäre?“
    Sie stimmten ihm zu.
    „Aber es gibt keinen Ausweg“, sagte die Mutter, „das haben wir doch alle schon so oft besprochen. Entweder wir müssen das Gespenst in Kauf nehmen... oder wir müssen zurück in die Großstadt!“
    Herr Schmidt blickte sie lächelnd an. „Du übersiehst, daß sich die Situation inzwischen geändert hat. Wer werden bald Geld haben... genügend Geld, um ein Grundstück oder ein Häuschen anzuzahlen und dann eine Hypothek aufzunehmen. Unser Bausparvertrag wird ja auch bald fällig…“
    Sie sah ihn mit großen Augen an. „Du meinst, wir sollten hier raus?“
    „Wir können hier raus... wenn wir wollen. Das eben ist die Frage. Wir können jetzt an ein eigenes Heim auf dem Land denken. Natürlich würde es viel bescheidener sein als das Haus am Seerosenteich, aber immerhin sollte es eine Möglichkeit bieten, ein Pferd und einen Hund zu halten... und eine Töpferwerkstatt ließe sich bestimmt auch einrichten!“
    Liane sprang auf. „Oh, Vati, Vati, das ist die Idee des Jahrhunderts! Laßt uns umziehen! Die kleinste Hütte ist mir lieber als ein Haus mit Gespenst! Selbst wenn ich das Zimmer wieder mit Monika teilen müßte!“ Sie umarmte ihren Vater und gab ihm einen Kuß auf die Wange.
    „Dahin wird’s wohl nicht kommen“, sagte er schmunzelnd. Frau Schmidt legte die Hand auf seinen Arm. „Einverstanden, Max! Sehen wir uns nach etwas anderem um!“
    „Hurra geschrien!“ rief Peter.
    Monika erblaßte. „Hört auf. So könnt ihr doch nicht reden!“ Peter gab ihr einen Rippenstoß. „Und warum nicht, wenn ich fragen darf?“
    „Amadeus ist im Zimmer!“
    „Woher willst du das wissen?“
    Monika wurde der Antwort enthoben.
    Das Papiergeld, das Liane, die die Kasse verwaltete, sorgfältig sortiert im Deckel des Spielkartons aufbewahrt hatte, wirbelte, wie von einem Windstoß aufgerührt, in die Luft und flatterte lustig durcheinander.
    Liane sprang auf und griff mit beiden Händen nach den
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