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Danke, liebes Hausgespenst!

Danke, liebes Hausgespenst!

Titel: Danke, liebes Hausgespenst!
Autoren: Marie Louise Fischer
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hübschen Jungen mit weit auseinanderstehenden Augen, weißer Perücke, hellblauem Frack und Rüschenhemd darstellte. Dieser Junge, wie sie durch Monika wußten, glich dem Hausgespenst haargenau, nur, daß es durchsichtig war. Außer Monika hatte es noch niemand im Haus zu Gesicht bekommen.

    „Ich kann doch nicht dauernd Rücksicht nehmen!“ empörte sich Herr Schmidt.
    „Doch, das mußt du!“ erklärte Monika ernsthaft. „Amadeus kann sonst sehr böse werden!“
    Es war ein - Sonntagmorgen, und Herr und Frau Schmidt waren noch, als die Kinder schon aufgestanden waren, bei einer Kanne Kaffee am gedeckten Tisch sitzen geblieben. Jetzt sahen alle — zur Bestätigung von Monikas Mahnung — wie ihr leergegessener Teller heftig auf der Tischplatte zu klappern begann. Amadeus war wieder einmal am Werk.
    „Immer die alten Witze!“. Peter versuchte durch Spott sein Unbehagen zu überspielen.
    Gleich darauf mußte er sich bücken, denn der Teller kam in einer Kurve durch die Luft auf seinen Schädel zugesaust, um dann wieder, wie ein Bumerang, auf seinem alten Platz zu landen.
    „Gib nicht so an, Peter“, mahnte Monika, „du kannst Amadeus nicht das Wasser reichen, also riskier auch gefälligst keine Lippe! Und was dich betrifft, Amadeus . . sie sprach in den Raum hinein, „... denk an dein Versprechen! Sonst habe ich nachts keine Zeit mehr für dich!“
    Bums, blieb der Teller, der gerade noch wütend geklappert hatte, stehen.
    „Na also“, sagte Monika, „warum nicht gleich so!“ Sie strahlte ihren Vater an.
    Aber Herr Schmidt schüttelte bedenklich den Kopf. „Es gefällt mir nicht, nein, Moni, es gefällt mir ganz und gar nicht, daß meine Tochter Umgang mit Gespenstern hat!“
    „Mit einem Gespenst!“ stellte Monika richtig.
    „Auch das ist schon zuviel!“
    „Aber Amadeus ist doch so lieb“, verteidigte Monika ihren unheimlichen Freund, „vergiß nicht.... er hat mir zweimal das Leben gerettet…“
    „... wobei die Frage ist, ob das überhaupt notwendig gewesen wäre, wenn er nicht seinen Unsinn getrieben hätte.“
    Das ließ das Hausgespenst nicht auf sich sitzen; sehr nachdrücklich klopfte es dreimal hintereinander mit Monikas Löffel gegen den Eierbecher.
    „Jetzt langt’s mir aber!“ brüllte Herr Schmidt. „Gib Ruhe, du ungezogener Bengel, sonst passiert Was!“
    „Aber, Vati, so kannst du doch mit Amadeus nicht sprechen!“ protestierte Monika, und schon wieder wurden ihre Augen naß.
    „Ich kann noch ganz andere Saiten aufziehen!“ drohte Herr Schmidt. „Ich denke nicht daran, mich und meine Familie von einem albernen Gespenst tyrannisieren zu lassen!“
    Monika war ganz blaß vor Schrecken geworden. Sie erwartete nichts anderes, als daß Amadeus jetzt einen ungeheuren Streich spielen würde. Aber er schien von Herrn Schmidts Zorn beeindruckt zu sein und verhielt sich ganz ruhig.
    „Seht ihr, so geht es auch“, stellte der Vater befriedigt fest, „und daß ihr es ein für allemal wißt: ich denke nicht daran, Monikas Gesundheit weiter aufs Spiel zu setzen!“
    „Aber ich bin doch ganz gesund!“
    „Dann sieh mal in den Spiegel! Sieh dir mal die Schatten unter deinen Augen an, und dünn bist du geworden wie ein gemästeter Bindfaden!“
    „Aber ich hab Muskeln!“ Monika schloß die Hand zur Faust und ließ ihre Bizeps spielen.
    „Das nutzt dir wenig. Was du brauchst, ist Schlaf... ungestörte Nachtruhe! Wie soll das denn mit dir werden, wenn die Schule wieder anfängt?“
    Darauf wußte auch Monika keine Antwort, und sie ließ den Kopf hängen.
    „Hast du einen Vorschlag, Max?“ fragte die Mutter.
    „Ja. Wir dürfen die Sorge für unser Hausgespenst nicht länger Monika allein überlassen, sondern wir müssen uns abwechselnd darum kümmern, versteht ihr? Wir müssen es dahin bringen, daß es sich eine Nacht bei mir meldet, die nächste bei Peter ..
    „Ich? Was soll ich denn mit dem Gespenst anfangen?“ fiel Peter ihm ins Wort.
    „Nun, laut Monikas Aussage ist es ja ein zwölfjähriger Junge, ihr würdet also doch ganz gut zueinander passen!“
    „Ich!? Zu einem blöden Gespenst?!“
    Es machte klatsch... und auf Peters linker Wange zeichneten sich vier Finger einer kleinen Hand ab.
    „Aua! Unverschämtheit!“ Peter rieb sich die schmerzende Stelle.
    „Geschieht dir ganz recht“, sagte Liane mitleidslos. „Vati sucht nach einem Kompromiß, und du spielst den Trottel! Also, was mich betrifft, ich bin gern bereit, mich hin und wieder mit Amadeus zu unterhalten.
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