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Danke, liebes Hausgespenst!

Danke, liebes Hausgespenst!

Titel: Danke, liebes Hausgespenst!
Autoren: Marie Louise Fischer
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Bodo zu begleiten. Er setzte auch, wenn es ihm gerade einfiel, über den hölzernen Weidezaun, um dem Hengst Gesellschaft zu leisten.
    Auch heute kam er, als Monika sich in den Sattel geschwungen hatte, wie selbstverständlich mit.
    Es war jetzt fast noch schöner als im Sommer durch die Wiesen und Wälder zu reiten, fern vom lärmenden und stinkenden Autoverkehr. Die Luft war kühl und angenehm frisch. Für eine Weile vergaß Monika ihre Sorgen. Sie ritt im Schritt und im Trab, und als eine längere gerade Strecke vor ihr lag, setzte sie auch zum Galopp an. Gewöhnlich achtete sie darauf, Bodo nicht zu überanstrengen und pflegte deshalb schon bald wieder in eine gemäßigtere Gangart überzuwechseln.
    Aber heute kam ihr beim Galopp eine Idee, und sie preßte ihre Hacken in Bodos Leib und jagte ihn weiter und weiter.

    Es kam ihr so vor, als wäre es dumm von ihr gewesen, ihn zu schonen und gesund zu pflegen. Denn dann holte Herr Schmücker ihn ja doch zurück. Wenn der Hengst sich jetzt wieder erkältete, würde er bei ihr bleiben dürfen.
    Ja, das war die Lösung, schien ihr. Bodo sollte wieder krank werden, nur gerade ein bißchen, daß er für die Arbeit im Reitstall nicht taugte.
    Monika galoppierte, bis sie selber kaum noch konnte und Bodos Fell allmählich naß wurde. Erst dann wurde ihr klar, wie gefährlich und böse das Spiel war, das sie mit dem unschuldigen Tier trieb. Sie durfte Bodo doch nicht absichtlich krank machen, und wer garantierte ihr denn, daß er sich nur „ein bißchen“ erkältete.
    Er war so empfindlich, das wußte sie doch, er konnte schwer krank werden, vielleicht sogar sterben.
    Bei dieser Vorstellung fuhr der Schreck in Monikas Glieder. Sie ging vom Galopp in einen leichten Trab über. Kaspar, der mit hängender Zunge zurückgeblieben war, gelang es endlich, Pferd und Reiterin wieder einzuholen.
    „Ich brauche eine alte Decke, Bodo ist ins Schwitzen gekommen“, sagte Monika drängend

    Bodo mußte dringend trockengerieben werden, aber sie hatten sich vom Haus am Seerosenteich schon zu weit entfernt. Deshalb entschloß sich Monika, durch das Dorf zu reiten, in dessen letztem Haus ihre Freundin Ingrid mit ihren Eltern lebte.
    Dort schwang sie sich vom Pferd, band Bodo an den Zaun, befahl Kaspar streng, draußen zu bleiben, und lief durch den sehr gepflegten kleinen Garten auf das alte Bauernhaus zu.
    Die Haustür war, wie in Heidholzen üblich, nicht verschlossen, und Monika lief ungehindert in den langen, düsteren Flur. „Ingrid!“ rief sie. „Ingrid!“
    Ingrid schoß aus der Stube. „Himmel, wo brennt’s?“
    „Ich bin’s nur, Moni“, sagte Monika, weil sie fürchtete, daß Ingrid sie in dem dunklen Flur nicht gleich erkannt hatte.
    „Na klar, wer denn sonst? Ich frage mich nur, wieso du heute herkommst.“
    Monika ritt gewöhnlich nie durch das Dorf, und die Freundinnen pflegten sich auch sonntags nicht zu besuchen. So war Ingrids Überraschung verständlich.
    „Ich brauche eine alte Decke“, sagte Monika drängend, „irgendwelche Fetzen! Bodo ist mir ins Schwitzen geraten!“
    „Na, so was!“ Ingrid überlegte kurz. „Wart mal einen Augenblick!“ Sie lief zur Tür am unteren Ende des Ganges, die früher in den Stall geführt hatte. Jetzt war der große Raum zu einer Garage und einer Bastelwerkstatt umgebaut worden.
    „Beeil dich!“ rief Monika ihr nach.
    Aber das wäre nicht nötig gewesen, denn Ingrid war im Handumdrehen wieder zurück und trug eine alte Decke mit ausgestreckten Armen vor sich her. Ihre Mutter legte Wert darauf, daß sie sich wenigstens am Sonntag besser anzog. So trug Ingrid ein langärmliges Schottenkleid mit gerüschtem Kragen und Manschetten. Sie hatte also allen Grund, sich nicht schmutzig zu machen.
    Monika dagegen, fast immer in Jeans und T-Shirt, sah keinen Anlaß, auf ihre Kleidung zu achten. Sie riß Ingrid die nach Öl riechende Decke aus den Händen und rannte zu Bodo hinaus.
    Ingrid folgte ihr langsamer und blieb hinter dem Zaun zurück, um Kaspars stürmische Begrüßung leichter abwehren zu können. „Ist ja schon gut, alter Junge“, sagte sie freundlich und tätschelte ihm über den Zaun hinweg den dicken Kopf. „Ist ja schon gut! Ja, ja, ich hab dich auch lieb, aber du solltest schon wissen, daß ich keine so leidenschaftliche Natur bin wie du!“ Mit hochgezogenen Augenbrauen beobachtete sie Monikas Bemühungen, Bodo trockenzureiben. „Wie konnte dir das passieren?“ fragte sie kritisch. Sie hatte zwar erst seit dem
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