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Danke für meine Aufmerksamkeit: Roman (German Edition)

Danke für meine Aufmerksamkeit: Roman (German Edition)

Titel: Danke für meine Aufmerksamkeit: Roman (German Edition)
Autoren: Cordula Stratmann
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von uns pupst nicht ab und zu?
    Oder ich sag es mal so: Stellen Sie sich doch bitte das absolut Allerallerallerschlimmste vor, bei dem Sie allerkeinste Zeugen haben möchten, weil Sie denken, sonst könnten Sie nie, nie mehr den Blick heben. So, und das ist dann immer noch rein gar nichts gegen Überführt-Werden. So meinte ich das.
    Jetzt möchten Sie natürlich noch erfahren, welcher Untat man mich damals überführt hat, aufgrund dessen ich ja eine so vehemente Verfechterin der Flucht nach vorn wurde.
    Das weiß bis heute noch nicht einmal Ferdinand – und der weiß mittlerweile nahezu alles von mir. Ich kann das nicht aufschreiben. Sagen, mit gedämpfter Stimme, das wäre vielleicht das Äußerste, was denkbar wäre. Aber aufschreiben, das geht nicht.
    Ich hätte damals einfach von vornherein ..., es geht nicht, nein. Entschuldigung.

      
    Und dann kam ich eines Tages vom Schwangerschaftstest.
    Bei Mäusen geht der ganz einfach. Man geht ungefähr fünfzehn Tage nach Vereinigung mit dem Vater des zukünftigen Kindes zur Bauchmessung, das machen in der Regel die Waldmäuse, die bei uns einen Status vergleichbar mit Ihren Heilpraktikern haben, dann wird anhand eines Kastanienblattes der Bauchumfang ermittelt und zack! hat man das Ergebnis.
    Ferdinand und ich wurden Eltern! Obwohl es gar nicht so abwegig gewesen wäre, wenn man die gute Küche der Wellers für meine Gewichtszunahme verantwortlich gemacht hätte.
    Wir mussten uns jetzt mit allem sehr beeilen. Als Maus sind Sie nur ganze drei Wochen schwanger, das bringt in diese Lebensumwälzung einen unheimlichen Zug rein. Ich war durch meine Zeit bei den Menschen derart domestiziert, dass ich mich bei komischen Überlegungen ertappte.
    Zum Beispiel wollte ich plötzlich unbedingt von Ferdinand geheiratet werden. Ich konnte mir diesen Gedanken überhaupt nicht mehr ausreden, obwohl es für eine Eheschließung bei Mäusen absolut kein Prozedere gab. Was ich natürlich wusste, denn meine Eltern hatten schließlich auch, wie Mäuse generell, unverheiratet zusammengelebt. Ehe- oder Familiennamen sind bei uns ebenso unüblich, wie vor der Niederkunft ein Zimmer vollständig in Rosa oder Blau einzurichten. Eines Nachmittags, als wir in alten Fotoalben der Familie stöberten, hatte Luise mich über diese menschliche Angewohnheit aufgeklärt. Wahrscheinlich ging ihr Faible für Massivrosa auf eben diese frühe Prägung zurück. Auf einem der Fotos war die kleine Luise mit Pausbacken und rosa Strampler in rosa Gitterbett mit rosa Baldachin zu sehen.
    Sie sehen mich ja jetzt nicht erröten, deshalb kann ich mich ruhig outen: Als werdende Mutter fand ich die Vorstellung plötzlich unheimlich schön, das Kind mit einem farbigen Zimmer zu empfangen. Darüber hatte ich direkt den ersten Streit mit meinem Mann, so nannte ich Ferdinand seit Bekanntwerden der Schwangerschaft. Ferdinand stand beinahe kopf, als ich ihm den Vorschlag unterbreitete, für unsere Viellinge mehrere Ausstattungen in Rosa und Hellblau bereitzuhalten. Er hatte mit seiner Entrüstung nicht ganz unrecht, zumal wir noch gar nicht die Hürde genommen hatten, der Familie Roland, Sonja und Polly Weller mitzuteilen, dass sich die zwei Mäuse, die derzeit bei ihnen ihre Wohnstatt hatten, empfindlich vermehren sollten.
    Das Gespräch schoben wir ein klein wenig vor uns her. Und, wie gesagt, viel Zeit bleibt einer Maus nicht, wenn sie zwischen Empfängnis und Niederkunft etwas vor sich herschieben will. Wir fanden es aber auch nicht korrekt, das Problem nur mit der für uns unproblematischsten Person, Polly, zu erörtern und es dann ihr allein zu überlassen, ihre spröden Eltern für Mäusebabys zu gewinnen. Wir hatten das Gefühl, dass wir hier schon zum ersten Mal als Eltern die Verantwortung übernehmen mussten.
    Eines Abends war es dann so weit. Im Schlepptau Pollys betraten wir das Wohnzimmer, wo sich die Eltern mit Weinglas und Buch aufhielten.
    »Mama?«
    »Hm.«
    »Äh, Mama und Papa?«
    »Jaha! Was denn?!«
    »Ich wollte euch was Schönes erzählen.«
    »Muss das unbedingt jetzt noch sein, ich bin mit dem Tag echt durch.« Hmmm, die kuschelige Mama!
    »Lass doch mal hören, Sonja, Polly sagt doch, es ist was Schönes!«
    »Was Schönes? Kenn ich, so was, meine Klienten benutzen das gerne im Sinne des Gegenteils. Womit sie auch meistens recht behalten. Was Schönes ist selten schön. Nachher kriegen die Nager einfach nur ’nen Haufen neue Nager. Sehr schön!«
    Ich zuckte zusammen und suchte
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