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Danke für meine Aufmerksamkeit: Roman (German Edition)

Danke für meine Aufmerksamkeit: Roman (German Edition)

Titel: Danke für meine Aufmerksamkeit: Roman (German Edition)
Autoren: Cordula Stratmann
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wenn so einer die Szene betrat. In der Dienstagsgruppe aber waren sie ja gewöhnt daran, was für ein Kinder-Gehuddel sich aus dem Gehuddel der Erwachsenen ergab. Damit hatten sie alle ihre Erfahrungen.
    Da konnte Ben ruhig seine Chef-Allüren ausleben, wurde von den anderen dann auf passende Größe gestutzt und ansonsten nutzte man sein Talent für Entscheidungen. In der Dienstagsgruppe war er häufig das Zünglein an der Waage, wenn die Kinder sich mit dem Für und Wider einer Sache schwertaten.
    Bevor ich wieder zu Polly zog, hinterließ ich der Kellermaus allerdings noch einen Hinweis. Ich hatte ihr sieben Zettel im Raum verteilt, auf denen ich die Mausefalle originalgroß aufgezeichnet und jeweils mit einem Pfeil daneben in die Richtung gewiesen hatte, wo die Falle vom Zettel aus aufgestellt war. Für das Problem, was passierte, wenn eins der Familienmitglieder in seiner Blutrünstigkeit diese Warnungen vernichtete, bevor sie sich retten konnte, hatte ich schließlich nur noch ein erschöpftes Schulterzucken übrig. Irgendwann war auch ich am Ende.

      
    Ich war glücklich. Zutiefst glücklich.
    Musik erfüllte den Raum, und ich empfand einen tiefen Frieden. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal so wunderschön musizieren könnte.
    In den vergangenen Tagen hatte ich, wenn Polly in der Schule und ihre Eltern zum Dienst waren, unentwegt daran gearbeitet, meine Gefühle in Musik auszudrücken.
    Ich hatte mich, seitdem ich von Ben zu Polly zurückgekehrt war, für längere Zeit bei ihr eingerichtet und genoss es, dass ich nun nicht mehr wöchentlich die Unterkunft wechseln musste.
    Auch für Ferdinand und mich war dadurch einiges leichter geworden. Wenn man sich mit einem Partner eine Perspektive aufbauen will, vielleicht ja sogar Richtung Nestbau schielt, sollte man kein Vagabundendasein führen. Einen festen Ort sollte man haben, an dem sich die Liebe entfalten kann. Mit Tim war ich viel zu viel unterwegs gewesen, auch, weil er es so gewollt hatte, aber Sie wissen ja, wohin uns das führte.
    Auch mit Rico war ein gemeinsames Zuhause bekanntermaßen im Versuchsstadium geblieben.
    Und nun wohnte ich dauerhaft bei Polly. Damit war eine neue Art von Ruhe in mein Leben eingekehrt, und somit hatte ich erst jetzt bemerken können, wie sehr ich mich nach Musik sehnte. Ich wollte sie selbst machen. Ich wollte die Kompositionen eines Johann Sebastian Bach oder Engelbert Humperdinck mit eigenen Pfoten spüren, durch eigenes Wirken die Schwingungen durch meinen Körper schicken.
    Zunächst hatte ich mich mit Pollys Klavier befasst, um Noten lesen zu lernen. Sie besaß aus ihrem ersten Klavierlehrjahr ein Notenheft mit Bildern und Buchstaben und eine CD als Hörbeispiel.
    Klavier war aber nicht mein Instrument, das spürte ich schnell. Ich fand einfach keine Lösung dafür, wie ich ein Legato spielen sollte, musste ich doch immer zum Bedienen der Tasten darauf hüpfen, und das ergab zwangsläufig ein Stakkato. So konnte ich keine Musik herstellen, die das Herz erreichte. Darüber war ich ein paar Tage lang regelrecht niedergeschmettert gewesen.
    Niemals hätte ich zu dem Zeitpunkt gedacht, dass ich doch noch einmal mit meinen kleinen Pfoten beherzt einzelne Noten zum Klingen bringen würde, wie jetzt gerade, als ich mich mit geschlossenen Augen zu den Klängen, die ich selbst erzeugte, wiegte.
    Deshalb bemerkte ich auch nicht, dass in der Zwischenzeit die Zimmertür geöffnet worden war und eine fassungslose Polly im Raum stand.
    »Was machst du mit dem Eierschneider, Britta?«
    Das war nun wirklich eine saublöde Frage!
    »Ich übe Harfe.«
    »Du übst Eierschneider!«
    »Meine liebe Polly, wenn eine Maus Harfe spielen möchte, dann hat sie keine andere Wahl als diese!«
    »Und? Klappt gut?«
    »Danke ja, klappt gut.« Und etwas beleidigt fügte ich hinzu: »Wenn du dich in der Musikliteratur ein bisschen auskenntest, hörtest du, dass es sich hierbei um Humperdincks ›Nachtstück‹ handelt.«
    »Was haste’n hier?« Polly ging zum CD-Player.
    »Du lässt bitte alles so, wie es ist!«
    Gleich wollte Ferdinand vorbeikommen. Bis dahin hatte ich vor, mithilfe einer Aufnahme von Claudio Cherubin das Ave Maria noch etwas präziser zu üben. Wenn Ferdinand dieses Stück sang, liefen mir regelmäßig Schauer über den kurzen Rücken – und heute würde ich ihn damit überraschen, dass ich ihn auf meinem Eierschneider begleitete.
    Ich kann mir nichts Romantischeres vorstellen, als mit dem Lebensgefährten zu
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