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Danielle Steel

Danielle Steel

Titel: Danielle Steel
Autoren: Traumvogel
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Mann und Frau begegnen. Er ließ sie zurück, damit sie ihr eigenes Leben führen konnte, so wie er das seine führen würde.
    »Pass auf dich auf!«, sagte er sanft und schaute sie ein letztes
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Mal an. Es fiel ihm schwer, sie zu verlassen. Auf seine Art hatte er sie sehr geliebt. Kate dachte in diesem Mome nt, dass ihr das genügt hätte, doch Joe wusste es besser. »Ich hatte imm er Recht«, fügte er hinzu.
    Kate blickte ihn an und prägte sich sein Bild genau ein. Sein Gesicht, seine Augen, die Wangenknochen und das Kinn mit dem Grübchen … all das liebte sie so sehr!
    »Es war ein unerfüllbarer Traum . Von Anfang an.« »Aber es hätte anders kommen können«, entgegnete sie, und ihre blauen Augen funkelten. Selbst jetz t, in ihrem Schmerz, war sie so schön, dass Joe es kaum ertragen konnte. »Es könnte uns gelingen, Joe. Zusammen könne n wir alles erreichen …« Doch er wollte es nich t hören.
    »Ich will es nicht, Kate« , entgeg nete er ha rt. Er w ollte, dass s ie ihn endlich verstand. Er wollte si e nicht mehr verletzen. Seine Schuldgefühle und ihren Schmerz hielt er nicht länger aus. Kate schwieg und schaute ihm nach, als er hinausging und die Tür hinter sich schloss.
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    achdem Joe Kate verlassen hatte , lebte er ein halbes Jahr
    lang in Kalifornien. Danach ging er für fünf Monate nach London. Er bot seiner Frau großzügige Unterhaltsleistungen an, die sie jedoch würdevoll ablehnte. Kate hatte genügend Geld, und wenn sie nicht Joes Ehefrau war, wollte sie auch nichts von ihm annehmen.
    Die Beziehung zu Kate war oft sehr schmerzhaft für Joe gewesen und hatte in ihm große Schuldgefühle ausgelöst. Er wollte nur noch weglaufen. Er hatte Kate m ehr als jede andere begehrt und geliebt, mehr, als er jemals zu träumen gewagt hatte. Und er hatte ihr mehr gegeben, als er sich selbst zuge traut hätte. Doch das war nicht genug gewesen. In den Jahren ihrer Ehe hatte er trotzdem immer deu tlicher gespürt, dass Kate mehr verlangte. Das hatte ihn zutiefst geängstigt und die alten Wunden wieder aufgerissen. Jedes Mal, wenn er Kates Vorwürfe hörte, musste er an seine Verwandten denken, die ihn stets als nichtsnutzigen, undankbaren Jungen beschimpft hatten. Sobald er Kate vor sich sah, erinnerte er sich daran, wie minderwertig er sich als Kind gefühlt hatte. Dann empfand er sich selbst als Versager, und vor diesem Ge fühl war er bereits sein ganzes Leben lang auf der Flucht. Selbst das riesige Unternehmen, das er aufgebaut hatte, bot ihm keinen Schutz vor der Vergangenheit. Der Schmerz, den er in Kates Augen sah, katapultierte ihn in d ie bitterste Zeit seiner Kind heit zurück und erweckte die traumatischen Erinnerungen zu neuem Leben. So war er zu dem unvermeidlichen Schluss gekommen, dass es einfacher für ihn wäre, allein zu bleiben, als sich unablässig von Kate unter Druck setz en zu lasse n. Und er wollte ihr nicht weh tun. Jedes Mal, wenn er sie verletzt oder enttäuscht hatte, hatte auch er selbst unsäglich gelitten. Doch letztlich hatte se ine
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egoistische Seite überwogen. Im Grunde legte er keinen Wert darauf, den Bedürfnissen anderer gerecht zu werden. Seine eigenen spielten die entscheidende Rolle.
    Erst nach Monaten begriff Kate, was geschehen war. Inzwischen hatten sie die Scheidung eingereicht und lebten schon beinahe ein Jahr getrennt. Joe weigerte sich beharrlich, sich mit ihr zu treffen. Er rief jedoch von Zeit zu Zeit an, um sich nach ihrem Wohlerge hen und dem der Kinder zu erkundigen. Monatelang war Kate wie benommen durch das Haus geirrt, das sie in zwischen g emietet hatte. Es fiel ihr unendlich schwer, ohne Joe zu leben.
    Unablässig dachte sie darüber nach, wie es zu der Trennung hatte kommen können. Sie bemühte sich verzweifelt zu verstehen, was sie selbst dazu beigetragen hatte. Viele Wochen dauerte es, bis sie die Tragweite der vergangenen Ereignisse endlich begriff. Sie hatte Joe von vornherein mit ihren Ansprüchen und ihrem Verlangen nach mehr gemeinsamen Unternehmungen verschreckt. Ohne es zu wollen, hatte sie ihn vergrault. Joe hatte sich am Ende derm aßen in die Enge getrieben gefühlt, dass er keinen Ausweg mehr gesehen hatte. Er hatte nicht gewusst, wie er Kate gerecht werden sollte und wie sie dem Teuf elskreis e ntrinnen sollten. Da wa r er sch ließlich davongelaufen. Niemals hatte er ihr solchen Schmerz zufügen wollen, doch am Ende s pürte er, dass sie und auch er selbst nur noch mehr gelitten hätten, wenn er bei ihr
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