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Danielle Steel

Danielle Steel

Titel: Danielle Steel
Autoren: Traumvogel
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geblieben wäre. Zuerst sah Kate nur den Verlust, d er ihr widerfahren war. Das Entsetzen darüber wuchs ins Unermessliche. Wieder einmal musste sie sich an ihren leib lichen Vater erinnern. Im Frühjahr traf s ie ein weiterer Schicksalsschlag: Clarke starb. Ihr e M utter zog sich vollkommen von der Welt zurück. Kate weinte sich jede Nacht in den Schlaf, und die Einsam keit drohte sie zu überwältigen. Doch trotz allem kam sie m it der Zeit langsam wieder auf die Beine.
    Joe hatte vorgeschlagen, dass sie für die Scheidung nach Reno
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fahren sollte, um alles zu beschleunigen, doch sie hatte darauf bestanden, in New York geschied en zu werden, wohl wissend, dass es auf diese Weise länger dauern würde. Immer noch klammerte sie sich an die Hoffnung, ihre Ehe retten zu können. Niemand hätte sagen können, wann Kate begann, sich zu verändern. Es war ein langsamer Prozess, der sich auf eine beschwerliche Art und Weise vollzog. Während Kate sich Tag für Tag ein Stückchen weiterschleppte, wurde sie stark. Die Dinge, die sie einst mit Entsetzen erfüllt hatten, beunruhigten sie immer weniger. Sie hatte so viel verloren, dass die Einsam keit schließlich zu einem erbitterten Feind wurde, dem sie ins Auge blickte und den sie besiegte. Joe zu verlieren, war ihre größte Angst gewesen. Nun war es geschehen, und sie hatte es überlebt. Die Kinder waren die Ersten, die ihre Veränderung bemerkten, lange bevor Kate selbst etwas davon ahnte. Sie lach te wieder häufiger und brach nicht mehr bei jedem Anlass in Tränen aus. Eines Tages flog sie mit den beiden sogar für ein paar Tage nac h Paris. Wenn Joe anrief, um sich nach ihrem Befinden zu erkundigen, klang Kates Stimme verändert. Er hätte es nicht beschreiben können, doch es schien, als hätte sie ihre Angst vor dem Alleins ein verloren. In Pari s hatte sie endlose Spaziergänge über die Boulevards und durch die schmalen Gassen unternommen und dabei an ihn gedacht. Seit beinahe einem Jahr hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Er hielt sich sorgsam fern von ihr und hatte sich vorgenommen, sie möglichst niemals wieder zu sehen. Inzwischen hatte er die alte Wohnung in New York wieder bezogen.
    »Du klingst glücklich, Kate«, stellte er eines Tages am Telefon fest. Unwillkürlich fragte er sich, ob wohl ein anderer Mann in ihr Leben getreten sei. Er hätte es ihr gegönnt, doch gleichzeitig hoffte er, dass es nicht so war. Er selbst hatte während des vergangenen Jahres die Frauen gem ieden. Er wollte sich mit keiner einlassen. Vielleicht würde es nie wieder dazu kommen, dachte er bei sich. Das Leben allein war erheblich einfacher.
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Doch trotz allem verm isste er Kate und ihre Wärme und Herzlichkeit. Einzig die unschönen Erinnerungen an die vergangenen Jahre hielten ihn von ihr fern. Joe war davon überzeugt, dass ein einziges Wiedersehen mit ihr ihn erneut aus der Bahn werfen würde.
    »Ich glaube, ich bin tatsächlich glücklich«, lachte Kate. »Ich weiß auch nicht, warum. Meine Mutter treibt mich in den Wahnsinn. Sie ist so einsam ohne Cl arke. Stevie hat sich letzte Woche fast alle Haare abgeschnitten, und Reed hat sich beim Baseballspielen einen Schneidezahn ausgeschlagen.«
    »Das klingt gut.« Joe grinste. Er hatte schon fast vergessen, wie aufregend das Zusammenleben mit den Kindern gewesen war.
    Kate erinnerte sich jeden Morgen, wenn sie aufwachte, daran, wie es gewesen war, als er noch neben ihr gelegen hatte. Daran dachte auch Joe von Zeit zu Zeit. Seit einem Jahr hatte er keine Frau mehr berührt. Kate traf sich hin und wieder mit Bekannten zum Dinner, doch dabei blieb es. Kein Mann hielt dem Vergleich mit Joe stand. Kate konnte sich nicht vorstellen, mit einem anderen zusamm en zu sein. Wenn sie abends nach Hause zurückkehrte, freute sie sich stets darüber, dass sie ihr Bett m it niemandem teilen musste. Das Leben ohne Joe war keine Bedrohung mehr, es hatte sogar durchaus auch Vorteile. Glücklicherweise hatte sie die Kinder und ihre Freunde, und sie hatte ihre Depression besiegt. Allm ählich wurde ihr bewusst, dass es nichts auf der Welt gab, was ihr jemals wieder eine solche Angst einjagen würde. Endlich sah sie klar. Sie hatte Joe niemals aus dem Haus treiben woll en. Gern hätte sie ihm gesagt, wie sehr sie es bedauerte, dass es so gekommen war. Doch wenn sie mit ihm telefonierte, erkannte sie, dass es auch dafür zu spät war. Es bedeutete Joe nichts mehr.
    Eines Tages schrieb Kate gerade in ihr Tagebuch, als Joe anrief, um einige
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