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Daniel Taylor zwischen zwei Welten

Daniel Taylor zwischen zwei Welten

Titel: Daniel Taylor zwischen zwei Welten
Autoren: Monica Davis
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dachte sie daran, wie er halbnackt aus der Dusche gekommen und ihm das Wasser aus dem blonden Haar gelaufen war. Seit dem Tag hatte Marla ihn nicht mehr in seiner Wohnung aufgesucht. Das Risiko war zu groß, rettungslos von ihm abhängig zu werden. Ob er sich überhaupt noch an mich erinnern kann? , fragte sie sich oft. Vielleicht hat er ja eine Freundin? Sie sah ihn nie mit einem anderen Mädchen zusammen als Vanessa, wenn sie ihre Tanzstunden hatten, was Marla beruhigte. Marla mochte Vanessa mittlerweile sogar ein wenig, obwohl sie so langweilig, so normal war. Allein die Klamotten, die diese Streberin trug, waren viel zu brav. Überhaupt fragte sich Marla, was ihr Bruder an Nessa fand.
    Aber Vanessa tat ihr nichts und gab auch keine dummen Sprüche von sich, weshalb sie Marla fast sympathisch war.
    Ihr neuster Auftrag war es, über seine Freundin an Silvan heranzukommen. Ein Mitglied des Hohen Rates – kein anderer als ihr Vater Obron persönlich – hatte sie mit dieser Aufgabe betraut und er wollte nicht von ihr enttäuscht werden. Ansonsten hätte Metistakles freie Hand mit ihr, sie zu bestrafen, und was das bedeutete, wusste Marla. Sie erschauderte.
    Auch wenn Silvan seinen Herrschaftsanspruch nicht geltend machen wollte, war er den Dämonen von großem Nutzen. Über ihn könnten sie an James Carpenter herankommen. Obron wollte diesen Menschen unbedingt. Warum, wusste Marla nicht genau. Sie wollte allerdings ihren Vater nicht verärgern. Wahrscheinlich wollte Obron sich an Carpenter rächen, weil der ihm seine Frau weggenommen hatte. Marla war das mehr als recht. Carpenter sollte genauso leiden wie sie!
    Als sich Mike durchs Haar fuhr, lenkte das ihre Gedanken wieder auf ihn. Der Kunde war gegangen und Marla wollte sich ebenfalls auf den Weg machen, doch etwas an Mikes Verhalten hielt sie zurück. Er warf einen flüchtigen Blick über die Schulter, bevor er auf seinem Computer etwas in die Suchmaschine eintippte. »Marla, Little Peak, Kalifornien«. Ihr Herz schlug schneller. Er hatte sie nicht vergessen! Er suchte sogar nach ihr. O Junge, mach es mir nicht noch schwerer! Gebannt sah sie zu, wie er weitere Kombinationen ausprobierte, sie auf den sozialen Netzwerken ausfindig machen wollte. Natürlich ohne Erfolg, Dämonen fand man nicht im Internet. Seufzend tippte er etwas Neues in das Suchfeld, nur um es gleich darauf wieder zu löschen: »Marla, I miss you!!!«
    Ihr blieb beinahe das Herz stehen. Verdammt, er ist so süß und er will was von mir! Nein, sie durfte nichts mit ihm anfangen, er war ein Mensch! Sie hatte sich geschworen, alle Menschen abgrundtief zu hassen! Aber vielleicht konnte sie sich mit ihm noch einmal so nett unterhalten wie auf der Party? Das wird ja wohl erlaubt sein . Doch dazu musste sie sich unbedingt menschlicher kleiden. Ihr Outfit schreckte ihn möglicherweise ab, denn wie immer trug sie ihre schweren Lederstiefel, die zerrissene Netzstrumpfhose und eine schwarze Lederjacke. Womöglich konnte sie ja Vanessa überreden, mit ihr shoppen zu gehen, und es für ihren Vater als Teil ihres Auftrages aussehen lassen.
    Marla huschte ein Lächeln über das Gesicht. Was für eine ausgezeichnete Idee! Sie rutschte vom Schreibtisch und ging auf die Wand hinter Mike zu. Mit den Händen beschrieb sie dort einen Kreis. Sofort öffnete sich darauf ein bläulich schimmernder Durchgang, und falls Mike sich umdrehen würde, könnte er durch die Mauer in Vanessas Zimmer sehen. Aber er schien so vertieft in seinen Computer, dass er nichts bemerkte.
    Marla betrachtete noch einmal seine breiten Schultern sowie sein blondes Haar und stieß einen unhörbaren Seufzer aus, bevor sie durch das Portal stieg.

    »So, jetzt muss ich aber los«, sagte Vanessa, nachdem sie auf ihre Armbanduhr geblickt hatte. Gerade hatte sie einen erstaunlich schönen Nachmittag mit Marla verbracht und diesen Ausflug genutzt, um sich abzulenken.
    Daniels Reaktion brannte immer noch schmerzhaft in ihrer Brust. Da war es ihr gerade recht gekommen, dass die Dämonin sie gebeten hatte, mit ihr einkaufen zu gehen. Obwohl Vanessa nicht sonderlich gut auf Marla zu sprechen gewesen war und sie sich vor ihr gefürchtet hatte, war sie aus reinem Frust mitgegangen. Und um ihre »Feindin« besser kennenzulernen. Das war zudem die einmalige Gelegenheit, sie über Daniel auszuquetschen, ob er sich wirklich in einen richtigen Dämon verwandelte und ob er immer noch Herrscher werden sollte. Leider hatte Vanessa aus Marla nichts herausbekommen.
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