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Daniel Briester - Hass verbindet

Daniel Briester - Hass verbindet

Titel: Daniel Briester - Hass verbindet
Autoren: Angelika Friedemann
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zwar das Wichtigste im Leben, die Liebe meines Vaters, meine Freunde, der Respekt der Mitmenschen. Materielle Werte sind angenehm, aber nicht das wichtigste im Leben.
Das nächste große Defizit ist bei ihm, er kann nicht wirklich lieben. Er wurde nie wirklich geliebt. Seine Mutter hat den Jungen benutzt, um Heinz zu erpressen, später ihn für ihre Zwecke missbraucht. Sie hat ihn zu einer Art Racheengel erzogen. Rache an dem Mann, der sie nie wollte. Heinz! Liebe gab es da nie. Sein leiblicher Vater hat seine unehelichen Kinder generell abgelehnt. Später benutzte auch er den Angeklagten, um seinen Sohn zu erpressen, einen Keil zwischen Heinz und Torsten zu schieben. Freunde und Großeltern lehnten ihn ab, eben weil er nie erzogen wurde. Dieser Kreislauf setzt sich in deinem gesamten Leben fort. Er hat sicher die eine oder andere Frau gern gehabt, aber das ging schnell vorbei, da er von denen in den Himmel gehoben werden wollte. Er ist ein typischer Fall, der zeigt, wie man bereits im Baby- und Kleinkinderalter einen Menschen psychisch und physisch zerstören kann. Ist eine Person in diesem Kreislauf gefangen, findet sie ohne fachkun- dige Hilfe nicht mehr heraus, bis es zur Eskalation egal auf welche Art kommt. Man hätte das vermutlich von Seiten der Justizbehörde erkennen müssen, ihm da nicht mit Disziplinarstrafen erziehen wollen, sondern ihn sinnvoller zu einem Polizeipsychologen geschickt. Nur das alles sagt sich im Nachhinein so leicht, da keiner der Kollegen, Vorgesetzten für solche Fälle geschult ist.
Das größte Defizit ist, das er nie reden konnte, sein gesamtes Leben wird von einer abnormen Kommunikationsschwäche geprägt. In der Kindheit zuhause keiner, der ihm zuhörte. Die Mutter hat es nie interessiert, was ihren Sohn bewegte. Mit Heinz wollte er nicht reden, weil der ihn nicht in den Himmel hob. Der Vater sagte mal so, mal so, je nach Laune, aber interessiert hat es ihn nicht. Es gibt da diese Parallele zu seinen Söhnen. Roman und Julian sagten in etwa: Er hat keine Zeit mit uns zu reden. Opa hat Zeit, der hört mir zu, dem kann ich erzählen, der spielt mit mir. Gerade dem Zuhören und ich meine wirklichem Zuhören, dem anschließenden Gespräch, das eventuelle in den Arm nehmen, der Jubel, wenn ein Kind etwas tolles geleistet hat, ist extrem wichtig für eine glückliche Kindheit, eine späteres Selbstbewusstsein. Jeder Mensch, besonders Kinder wollen ernst genommen werden, wollen spüren, ich bin dem Vater, der Mutter, dem Opa wichtig. Er versteht mich, respektiert mich als eigenständige Person. In einem Umfeld von Liebe, Vertrauen, Verständnis werden Regeln, Verbote eher akzeptiert und diese gibt es nun mal, und zwar in unser aller Leben. Diese zwei Kinder hat man gerade früh genug aus diesem erkalteten Familienleben entfernt. Ich habe die kompletten Bänder der Jungs gesehen, die Briefe von Roman gelesen und sie mögen an ihrem Opa das, was der bereits bei der Erziehung von Torsten praktiziert hat. Opa lacht mit uns, nimmt uns in den Arm, redet und erklärt uns etwas, hört uns zu und ermöglicht es uns, andere Wege zu beschreiten, weil er uns sagt, du schaffst es, wenn vielleicht nicht beim ersten Mal. Probiere es, wenn du es möchtest. Soll ich dir helfen, sagst du mir Bescheid. Er sagt Nein, wenn er etwas nicht gut findet, zum Beispiel, als Roman auf dem Araberhengst seines Opas allein reiten wollte. Roman sagt lachend, wollte nur mal sehen, obs klappt. Kinder wollen Grenzen gesetzt bekommen, weil es ihnen zeigt, wir werden beachtet. Kinder können sehr gut unterscheiden, ob etwas richtig oder falsch ist. Deswegen verstehen sie nicht, dass sie geschlagen werden, nur weil etwas herunterfällt. Sie sind wütend über diese Ungerechtigkeit, können es sich nicht erklären, ergo bezeichnen sie es als: Unser Papa will uns nicht. Dem sind wir egal. Mona, Anna, Linea und Sören sind ihm wichtiger, weil die dürfen. Deswegen ist ihnen der Umzug leicht gefallen. Es heißt, er will uns nicht, wir ihn auch nicht.
Der Angeklagte hatte nie Freunde, sondern einige Jungs, die er benutzen wollte, die er belog. Er war eigentlich permanent ein Ausseiter, zu den ihn seine Mutter formte. Es ist zwar heute in gewissen Kreisen üblich, dass Kinder Designermode tragen, aber die verkehren in der Regel unter sich. Wenn ich an meine Jugendzeit zurückdenke und mir vorstelle, einer meiner Schulkameraden wäre im Anzug, mit Goldkette und Rolex dort erscheinen, sage ich lieber nicht, was meine Freunde und ich
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