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Dampfnudelblues

Dampfnudelblues

Titel: Dampfnudelblues
Autoren: Rita Falk
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wendet langsam seinen Kopf zu mir rüber und nickt geistesabwesend.
    »Kohlrabigemüse kann die Panida gar nicht essen, gell, Panida? Weil sie da nämlich Blähungen kriegt. Und dann kriegt die Uschi nämlich auch Blähungen«, sagt der Leopoldund wirft einen mitfühlenden Blick auf die beiden, bevor er sich einen Mordshaufen Gemüse in den Rachen schmeißt.
    Die Oma steht auf und holt ein Kissen. Das legt sie dann der Stillenden unter den Ellbogen. So geht es gleich besser. Die Oma erntet dankbare Blicke. Auch vom Leopold. Und der Papa weiß überhaupt nicht, wo er eigentlich hinschauen soll.
    Später beim Kaffee gibt’s einen erstklassigen Erdbeerkuchen von der Oma und unvermeidlicherweise die Beatles. Den ganzen Vormittag lang hat der Papa seine alten Platten poliert und den Plattenspieler abgepustet. Wenn man bedenkt, dass er alle Beatles-Songs vorwärts und rückwärts und aus dem Effeff kennt, ist so was wie »very nice« natürlich erbärmlich. Aber gut.
    »Ah, herrlich, Papa. Kaffee und Kuchen und die Beatles«, sagt der Leopold, die alte Schleimsau, und lehnt sich behaglich zurück. »Das hab ich ja schon lang nicht mehr gehabt.«
    Der Papa lächelt selig.
    Der Leopold lächelt selig.
    Und ich muss gleich kotzen.
    »Obwohl ich jetzt schon sagen muss, dass die Panida auch gut backen kann«, sagt er weiter und nimmt eine Gabel voll Kuchen. Er redet mit vollem Mund, was unappetitlich ist. »Kochen übrigens auch. Sie ist überhaupt eine ganz tolle Hausfrau geworden, seit sie hier in Deutschland da ist, ganz toll, ehrlich.«
    »Ja, sie ist ja noch jung. Da kann man sie schon noch prima dressieren«, sag ich so.
    Der Papa hebt eine Augenbraue und schaut mich an. Vorsicht!
    »Nein«, sagt der Leopold und schmeißt seinen Erdbeerbatz von einer Backe in die andere. »Nein, überhaupt. Ihrkönnt euch das gar nicht vorstellen, wie das so ist mit der Panida. Die Thaifrauen   … die Thaifrauen sind halt wirklich ganz anders. Viel anschmiegsamer und so. Und bescheidener halt. Keine so Emanzenweiber. Ein Traum.«
    Er legt den Arm um die Traumfrau und faselt ein paar englische Brocken.
    »Ich weiß jetzt eigentlich nicht direkt viel über Thailänderinnen«, sag ich so. »Das Einzige, was ich noch im Kopf hab, ist, dass vor ein paar Jahren eine Thailänderin mitten in der Nacht ihrem Gatten den Schwanz abgebissen hat. Ohne jede Vorwarnung. Oder war das eine Vietnamesin   …?«
    Das musste ich loswerden. Auch wenn der Leopold jetzt das Husten kriegt und sein Erdbeerbatz stückerlweise auf den Teller zurück fliegt.
    »Franz!«, schreit der Papa.
    Das mit der Augenbraue lässt er aber bleiben, weil’s eh nix bringt.
    Ich steh auf.
    »Wunderbar«, sag ich zur Oma. Beug mich hinunter und geb ihr ein Bussi auf die Backe. »Dein Essen war wunderbar, Oma.«
    Sie freut sich.
    Dann geh ich in meinen Saustall rüber und hol den Ludwig. Das sind die zwei Dinge in meinem Leben, auf die ich um gar keinen Preis verzichten möchte: Mein umgebauter Saustall, mein Refugium, mein Königreich, meine Oase völliger Ruhe oder heißer Sexorgien. Na gut, vielleicht keine Orgien. Aber so ab und zu geht schon mal die Post ab, mein lieber Schwan! Es war aber auch eine Menge Arbeit, das kann man kaum glauben. Nachdem der Papa aus alterstechnischen Gründen seine Schweinezucht aufgegeben hat und ich aus disziplinarischen Gründen von München indie Heimat zurückversetzt wurde, hab ich mit dem Umbau angefangen. Hab den alten Saustall zu einem Wohnhaus umgebaut. Fertig bin ich noch immer nicht ganz. Aber so weit kann man gut drin leben. Und es erspart mir die ständige Gegenwart der Familie. Und die der Beatles. Und das allein ist es schon wert.
    Das zweite unverzichtbare Etwas in meinem mickrigen Dasein ist der Ludwig. Mein bester Freund. Mein treuer Begleiter. Und mein Fitnesstrainer. Jeden Tag eine Tour von über einer Stunde. Das hält fit. Da gibt’s nix zu deuteln. Also schnapp ich mir jetzt den Ludwig und wir wandern los. Wir brauchen eins-achtzehn dafür, was absoluter Durchschnitt ist. Unsere persönliche Bestzeit ist eins-sechzehn, allerdings war das nur ein einziges Mal.
    Wie ich heimkomm, ist der Leopold schon weg, mitsamt seiner Asia-Perle. Aber das Kind ist noch hier.
    Der Papa macht ein finsteres Gesicht wegen zuvor, und trotzdem muss ich ihn fragen: »Du, sag einmal, kann das sein, dass die das Kind vergessen haben?«
    »Die zwei müssen mal raus. Und die Uschi bleibt heut ein bisserl bei uns, gell, Uschi«, sagt der
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