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Damon Knights Collection 5

Damon Knights Collection 5

Titel: Damon Knights Collection 5
Autoren: Damon Knight
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schade. Aber weißt du, wie alt ich war?«
    Und er sagte nein, und dann meinte sie:
    »Achtundzwanzig, Mr. Ralph, so alt. Also komm dir nicht allzu dumm vor.«
    Und da hatte er sie gefragt, obwohl er die Antwort schon ziemlich sicher ahnte: »Du willst sagen, daß ich der erste gewesen bin, der dich jemals geküßt hat?«
    »Ja, der erste Mann, außer meinem Vater. Und weißt du was? Ich bin furchtbar froh, daß du der erste warst und auch der einzige bleiben wirst. Ich bin froh darüber.«
    Aber jetzt mußte er seine Beichte verschieben. Er hatte vorgehabt, Siss endlich von seiner früheren Ehe zu erzählen – wie er sich seine Frau aus der Reihe der Heiratsfähigen unter den vielen, vielen Frauen, die er damals gekannt hatte, ausgewählt hatte.
    Welch fantastisch große Auswahl er gehabt hatte. Die Ironie der Gegenwart, die keinerlei Wahl mehr bot, verführte ihn, darüber nachzusinnen, wie es gewesen wäre, wenn er in Erwartung des Weltunterganges unter Millionen hätte aussuchen können. Und wie er und seine Frau, falls sie es auch überlebt hätte, nun Eltern der ganzen Menschheit wären. Mit welcher Sorgfalt hätte er gesucht, welch genaue Tests hätte er angewandt, um aus der weiblichen Masse die passende Gefährtin des letzten Mannes herauszufiltern.
    Da er jedoch mit einem Fortbestand der Menschheit gerechnet hatte, hatte er sich nur unter einer kleinen Gruppe umgesehen. Aber auch dabei war er gut gefahren.
    Später, nicht heute, würde er Siss davon erzählen. Er wollte ihr jetzt nicht weh tun mit Geschichten von einer Ehe, die, nun im Rückblick, wie die perfekte Ehe wirkte. Auch sich selbst wollte er das nicht antun, eine glückliche, vergangene Ehe mit einer intelligenten Frau mit dem zu vergleichen, was sich ihm jetzt bot.
    Heute würde er Siss erst einmal aus einer anderen Zeit seiner Vergangenheit erzählen. Ein trauriges Zwischenspiel, als seine Frau und er sich getrennt hatten und er allein lebte.
    Wie dumm war es gewesen, mit dieser vollkommenen, toten Frau herumzustreiten. Wie sinnlos, damals deswegen Zeit, die sie gemeinsam hätten verbringen können, so zu vertun.
    Dennoch hatte er damals zu einem gewissen inneren Frieden gefunden in seiner Einsamkeit, und ihre Ehe war nach seiner Rückkehr besser als zuvor gewesen.
    »Ich erzähle dir jetzt von einer Zeit, als ich ganz alleine in einem Wohnwagen im Wald lebte«, sagte er zu Siss.
    Er hatte damals als freiberuflicher Lektor gearbeitet, an dummen Zeitschriften herumgedoktert, für befreundete Lektoren Artikel bearbeitet, für einen Verlag gelesen und auf diese Weise sein tägliches Brot verdient. Er brauchte Post und Telefon und mußte daher mehrere Male im Monat in die Stadt.
    Ein gelegentliches Essen oder eine Cocktail-Party machten ihm zwar bei diesen Ausflügen Spaß, er schätzte seine Abgeschiedenheit jedoch so sehr, daß er viele Einladungen ausschlug und sich lieber in seine Hütte zurückzog.
    Rolfe selbst lud nie jemanden ein. Sein Wohnwagen war auch für Kurzbesuche viel zu klein. Er bat den Postboten auf einen Bourbon am Heiligabend herein, schwatzte auch mal mit dem Mann, der für die freiwillige Rettungsmannschaft sammelte, und spielte Schach mit dem Händler, der ihm seine Lebensmittel lieferte, die einzigen, die Rolfe zu Hause zubereitete – Eier und Butter zum Braten.
    Er war exzentrisch gewesen damals und mitunter etwas wunderlich.
     
    Es schmerzte ihn, eine Nummer des New York Times Magazine durchzublättern.
    Wie liebenswert und kindlich unterwarfen sich die Leute dort all den schwierigen Aufgaben, die die Modewerbung von ihnen verlangte. Wie ernsthaft klangen die Meinungen in diesen Artikeln und Leserbriefen. Da war zum Beispiel der ironische, der zum Herzzerbrechen lächerliche Artikel über die Bevölkerungsexplosion – über die untragbaren mehreren hundert Millionen, die es bald in Indien geben würde, oder die sechs Milliarden, die die Erde in ein paar Jahren bevölkern würden.
    Und wenn es doch nur alle diejenigen noch geben würde, die jene eine Sonntagsausgabe des New York Times Magazine gelesen hatten. Eine und eine halbe Million? Welt genug. Und wenn es nur jene paar hundert Leute noch geben würde, die für diese eine Sonntagsnummer des Magazins geschrieben, redigiert und gedruckt hatten. Selbst wenn es auch nur ein einziger wäre, ein anderer als Siss und er. Ein Mann zum Schachspielen oder zum Philosophieren.
    Er schob den Gedanken beiseite, daß diese dritte Person auch eine Frau sein könnte. Dieser
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