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Damon Knights Collection 5

Damon Knights Collection 5

Titel: Damon Knights Collection 5
Autoren: Damon Knight
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getan hätte, mit den Worten:
    »Ich verzeihe dir, Mr. Ralph. Du wußtest nicht, was du machtest.«
    Das machte ihm Spaß. »Ich habe nicht gemacht, was ich wollte«, sagte er. »Hätte ich gemacht, was ich konnte, wer weiß, was gemacht worden wäre?«
    »Das ist nicht anständig, Mr. Ralph. Ich sagte, daß ich dir verzeihe. Du mußt jetzt danke sagen und daß es dir leid tut, auch wenn es dir nicht leid tut.«
    Er lachte sie immer noch an, auch als er merkte, daß er einen Kater hatte.
    »Na gut! Es tut mir leid, auch wenn es mir nicht leid tut. Und es ist sehr nett von dir, mir zu verzeihen, daß ich mich so unglaublich benommen habe, auch wenn dich niemand darum gebeten hat.«
    »Danke, daß du das gesagt hast, Mr. Ralph. Jetzt werde ich dir eine Kater-Medizin machen.«
    »Wo hast du denn um Himmels willen gelernt, wie man Kater-Medizin braut?«
    »Ich habe mal für einen Mann gearbeitet, der dann zusammen mit seiner Frau vergiftet wurde. Dort habe ich das gelernt.«
    Sie gab ihm keinen Wundertrank, sondern einen ganz gewöhnlichen Tomatensaft, gewürzt mit Pfeffer und Worcestersauce. Er kippte das Zeug hinunter und fühlte sich erstaunlicherweise eine ganze Stunde lang besser. Dann aber machte er Siss klar, daß er ein kaltes Bier brauchte. Sie brachte ihm eins – mißbilligend zwar, aber stolz, weil es ihr gelungen war, eins herbeizuschaffen, da sie keinen Alkoholvorrat im Hause hatten. Sie mußte bei der Suche ihren ganzen Witz gebraucht haben, plötzlich war er stolz auf sie.
    Dann dachte er an sein Verhalten in der letzten Nacht und haßte sich selbst dafür.
     
    Vom Händehalten bis zum ersten Kuß ist es längst kein so langer Weg wie vom Nicht-Händehalten zum Händehalten.
    Man kann dabei natürlich auch das unschuldige Händehalten meinen (Kinder tun es, Männer schütteln Hände), aber ist es nicht wirklich eine weite Reise vom platonischen Händedruck, in dem keinerlei Absicht liegt, bis zu dem Händereichen, das so vieldeutig und vielsagend ist (begleitet vielleicht von verstohlenen Blicken), daß es schon eine große Überraschung wäre, wenn der Kuß, zu dem das alles dann bald führen muß, schließlich verwehrt würde?
    Und aus einem Kuß kann alles werden. Das wußte er. Er fragte sich, was sie davon wohl wissen mochte oder fühlte oder vermutete.
    Traute er sich, ihre Hand zu nehmen und sie über einen Bach oder eine felsige Wegstrecke zu führen? Bislang hatte er lediglich ihren Arm genommen und sie kurz über dem Ellenbogen festgehalten, so als ob sie eine ältere Frau und er ein großer Pfadfinder sei. Noch wünschte er sich nichts Intimeres.
    So begann ihre Romanze, zögernd und tastend.
    »Bist du böse, wenn ich dich berühre?« fragte er. In letzter Zeit machte es ihm Freude, über ihr Haar zu streichen, dem Umriß ihres Ohres zu folgen oder auch mit den Fingern über ihr Brustbein zu gleiten. Ganz ohne Begierde.
    »Nein, ich mag es!«
     
    Und so heirateten sie. Er gestaltete es zu einer Zeremonie. Nicht nur, um ihrem Sinn für Anstand genüge zu tun, sondern auch, um seinem Wunsch nach etwas Festigkeit inmitten des Chaos entgegen zu kommen.
    Er bemühte sich mit aller möglichen Sorgfalt darum. Er fand eine große Felsplatte für den Altar, pflückte Blumen und wand daraus einen Haarschmuck für sie. So war ihr Kopf bedeckt, wenn schon ihr Körper es nicht war.
    Sie überraschte ihn mit einem kurzen Schreiben. In ungeübten Schriftzügen stand da auf einem linierten Stück Papier mit Bleistift geschrieben:
     
    An meinen Mr. Ralph –
    Heute heiraten wir beide zusammen. Es ist mein Tag und dein Tag. Ich freu mich richtig darüber, auch wenn sonst keiner kommen kann. Ich werde versuchen, mit ganzem Herzen eine gute Frau für dich zu sein.
    Ich weiß, daß du das auch machen wirst, weil du lieb bist und gut lieber Mr. Ralph.
    Deine Freundin und Frau
    Cecelia Beamer
     
    Erst jetzt erfuhr er, woher der Kosename Siss kam.
    Martin war nie ein sentimentaler Mann gewesen, aber nun nahm er seine Frau Cecelia Beamer Rolfe in die Arme und küßte sie mit Zärtlichkeit und Zuneigung.
    Er legte ihren Hochzeitsbrief, wie er ihn nannte, in seinen Schreibtisch, dort würde er sicher sein.
    Er wollte die Ehe draußen vollziehen. Es war ein idealer Juni-Tag, die Sonne schien warm, das Gras war weich, der Wind sanft. Sie hätten wahrlich nicht ungestörter sein können als hier auf ihrem eigenen Planeten. Er fühlte aber doch, daß Siss, wenn schon nicht schockiert, so doch verstört sein würde, wenn
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