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Damon Knights Collection 10

Damon Knights Collection 10

Titel: Damon Knights Collection 10
Autoren: Damon Knight
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möchte ein Gesetz durchbringen, das die Schaffung eines Wetterkontrollamtes vorsieht. Vermutlich können wir eine Menge Material unter diesem allgemeinen Stichpunkt sammeln, ohne das andere Thema überhaupt zu erwähnen. Sie selbst haben mich auf den Gedanken gebracht. Wetterabhängige Krankheiten. Sehen wir, was sich ausgraben läßt, wieviel sie verbergen, was sie freiwillig herausrücken, und darauf bauen wir dann auf.“
    „Weiß Kolchak Bescheid? Oder sonst jemand?“
    „Nein. Kolchak wird den politischen Teil erledigen. Er wird denken, daß es sich um den Entwurf für einen weiteren Sonderbericht handelt. Auf seine Mitarbeit können wir zählen.“
    Martie nickte. „In Ordnung“, sagte er. „Ich werde mich hineinknien. Ich glaube, daß eine Story dabei herausschaut. Nicht die, hinter der Sie her sind, aber eine Story. Und ich möchte wissen, was die Informationssperre bedeuten soll, zu einem Zeitpunkt, wo unser Land eigentlich im Frieden lebt.“
    Boyle grinste ihn an. „Sie sind weit entfernt von dem Naturgeschichte-Lehrer, den ich vor fünf Jahren für meine Arbeit zu gewinnen versuchte. Junge, waren Sie damals grün!“ Er schob seinen Teller zurück. „Weshalb nahmen Sie eigentlich an? Den Job, meine ich. Das habe ich nie verstanden.“
    „Geld. Was sonst? Julia erwartete ein Kind. Wir wollten ein Haus auf dem Land. Sie hatte zwar schon zu arbeiten begonnen, verdiente aber noch nicht sehr viel. Sie trug sich mit dem Gedanken, eine Stelle als Zeichenlehrerin anzunehmen, aber mir war klar, daß so etwas sie umbringen würde. Sie müssen wissen, sie ist sehr talentiert.“
    „Ja. Und so gaben Sie Amt und Würden auf und al les, was damit verbunden war?“
    „Für sie würde ich noch mehr tun.“
    „Jedem das seine. Ich? Ich werde jetzt die sechs Häuserblocks bis zu meiner Wohnung durch den gottverfluchten Schnee waten. Die entzückendste kleine Biene, die Sie sich vorstellen können, erwartet mich. Bis morgen, Martie.“
    Er winkte, und die Bedienung brachte ihm den Scheck. Er unterschrieb, ohne hinzusehen, zwickte sie in den bloßen Schenkel, als sie sich zum Gehen wand te, und stand auf. Er warf den Mädchen auf der Bühne eine Kußhand zu, blieb auf dem Weg nach draußen kurz an drei Tischen stehen und war verschwunden. Martie trank langsam seinen Kaffee aus.
    Alle waren fort, als er in sein Büro zurückkehrte. Er setzte sich an den Schreibtisch und warf einen Blick auf das Material, das er in die Schublade gesteckt hatte. Er erkannte nun, was daran so merkwürdig war. Keine der Unterlagen war jünger als vier Jahre.
     
    Julia schlief fest. Sie hatte wieder den Traum. Sie wanderte durch Korridore, in fremde Zimmer, und suchte nach Martie. Sie machte sich Gedanken über das Gebäude. Es war so groß. Sie glaubte, daß es sich endlos hinzog, daß sie nie damit fertig werden wurde, ganz gleich, wie lange sie es durchsuchen mußte. Sie würde immer wieder auf einen Gang stoßen, den sie bis dahin nicht gesehen hatte, auf eine Zimmerflucht, die sie noch nicht durchforscht hatte. Es war seltsamerweise ein schöner Traum, der ihr ein Gefühl der Zufriedenheit und inneren Ruhe vermittelte. Sie erwachte um acht. Es war vollkommen windstill, und das Sonnenlicht, das durch die dünnen Vorhänge kam, blendete, hundertfach verstärkt durch den glitzernden Schnee. Offensichtlich hatte es weiter geschneit, nachdem sich der Wind gelegt hatte; überall, auf Ästen, Leitungen und Sträuchern lag eine fingerdicke weiße Schicht. Sie versuchte das Bild festzuhalten. In solchen Augenblicken wünschte sie sich fast, sie wäre Malerin und nicht Bildhauerin. Der Gedanke verflog. Sie würde dieses Gefühl der Freude und heiteren Ruhe und Reinheit in Stein bannen, so daß es den anderen greifbar entgegenstrahlte, auch wenn ihnen niemals zu Bewußtsein kam, weshalb sie so empfanden.
    Sie hörte die Glocke des Schneepflugs auf der Nebenstraße, die an ihrem Grundstück vorbeiführte, und sie wußte, daß Mister Stopes, sobald die Straße frei war, mit seinem kleinen Pflug vorbeikommen und die Auffahrt räumen würde. Hoffentlich war alles fertig, wenn Martie aus dem Büro kam. Sie warf einen Blick auf die Schneewehen im Hinterhof, zwischen Haus und Stall, und schüttelte den Kopf. Vielleicht konnte Mister Stopes auch das in Ordnung bringen.
    Beim Frühstück hörte sie die Morgennachrichten. Eine Katastrophe nach der anderen, dachte sie und schaltete nach wenigen Minuten wieder aus. Ein Brand in einem Säuglingsheim,
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