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Damon Knights Collection 10

Damon Knights Collection 10

Titel: Damon Knights Collection 10
Autoren: Damon Knight
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Gut. Vor ein paar Monaten kam mir nachts der Gedanke, daß man diese Unsterblichkeitssache noch einmal aufgreifen könnte. Sehen Sie mich nicht an! Beobachten Sie die Bühne! Ich kam zu der Erkenntnis, daß seit drei oder vier Jahren kein Wort mehr darüber gefallen war. Überhaupt nichts. Wie hieß doch der Kerl, der das synthetische RNA entdeckte?“
    „Smithers, Aaron Smithers.“
    „Genau. Er ist tot. Sie nahmen ihn sich gründlich vor, verdammten ihn und seine Ergebnisse so überzeugend, daß er nie darüber hinwegkam. Finis. Kein Wort mehr darüber. Ich wachte auf und fragte mich, weshalb? Wie kann er sich so getäuscht haben? Bekam schließlich den Nobelpreis für diese Entdeckung. RNA als Heilmittel für irgendeine Art der Arthritis. Warum schoß er bei der anderen Sache so weit daneben?“ Boyles Aschenbecher quoll bereits über. Er sah Martie nicht an, während er sprach, sondern beobachtete die Mädchen, grinste hin und wieder oder lachte laut.
    Die Bedienung kam, brachte einen sauberen Aschenbecher, neue Drinks, notierte ihre Bestellung und ging wieder. Boyle wandte sich Martie zu: „Was, kein Kommentar bis jetzt? Ich dachte, Sie würden mir zumindest den Rat geben, einen Gehirnwäscher aufzusuchen.“
    Martie schüttelte den Kopf. „Ich kann es nicht glauben. Irgend etwas würde durchsickern. Sie hatten damals bewiesen, daß er im Unrecht war.“
    „Vielleicht.“ Boyle trank jetzt langsamer. „Wie dem auch sei, ich kam von diesem Gedanken nicht los. Also begann ich herumzuhorchen, ob sich irgend jemand mit dem synthetischen RNA beschäftigte. Und von da an war der Ofen aus. Kein Mensch weiß etwas. Und jemand nahm sich mein Büro vor, sowohl hier im Studio als auch bei mir daheim. Ich brachte Kolchak dazu, daß er einige seiner Quellen nach Unterstützungen für die RNA-Forschung durchging. Die Unterlagen für sämtliche Forschungsgelder hat der Sicherheitsdienst in der Hand. Eine Maßnahme, die ausgerechnet von der Medizinervereinigung durchgesetzt wurde.“
    „Das ist etwas anderes. Man ging zu leichtsinnig mit Geheimmaterial um“, sagte Martie. „Außerdem ist das Zeug über das Universitäts-Stadium hinaus. Man weiß dort ebensowenig darüber wie Sie.“
    Boyles Augen leuchteten auf. „Ja? Sie haben sich al so auch umgehört?“
    „Nein. Aber ich kenne allerhand Leute. Ich komme von Harvard und habe noch Verbindungen, vor allem zu den Biolabors. Ich wüßte es, wenn sie das Projekt fortsetzen würden. Sie tun es nicht. Haben Sie die Absicht, etwas aus der Sache zu machen?“ fragte er nach einer kurzen Pause.
    „Du lieber Himmel! Wo denken Sie hin!“
     
    Julia schreckte hoch. Sie kauerte mit angewinkelten Beinen in dem großen Sessel, den Kopf zur Seite gesunken, und war ganz steif von dieser Haltung. Sie war über ihrem Skizzenblock eingenickt, und er lag unver ändert auf ihrem Schoß, also konnte sie nicht sehr lan ge geschlafen haben. Das Feuer brannte noch hell und warm. Es war kurz vor halb zwölf. Auf der anderen Seite des Zimmers flimmerte das Fernsehgerät. Der Ton war weggedreht; immer noch dröhnte die Musik zu laut durchs Haus. Sie hielt den Kopf schräg, nickte dann. Es weinte immer noch.
    Sie warf einen Blick auf die Gesichter, die sie in ihren Block gezeichnet hatte: Schwestern, Praktikanten, Dr. Wymann. Alle jung. Keiner über fünfunddreißig. Sie versuchte sich zu erinnern, ob es noch andere auf der Wöchnerinnen-Station gegeben hatte, aber sie war sicher, daß sie alle hatte. Nachtschwestern, Hebammen, Säuglingsschwestern, die Aufnahmeschwester … Sie starrte auf die Skizze von Dr. Wymann. Sie waren gleichaltrig. Er hatte sie einmal deshalb geneckt. „Ich mußte mir heute morgen ein graues Haar ausreißen. Sie dagegen bleiben jung und hübsch wie früher. Wie machen Sie das?“
    Aber es war eine Lüge gewesen. Er war es, der unverändert blieb. Sie ging jetzt seit sechs oder sieben Jahren zu ihm, und er sah immer noch aus wie damals. Sie waren beide vierunddreißig.
    Er saß an ihrem Bett, hielt ihre Hand, sprach ernst auf sie ein: „Julia, es ist alles in Ordnung mit Ihnen. Sie können immer noch Kinder haben, mehr als eines, wenn Sie wollen. Wir schicken Menschen auf den Mond und in die Tiefe der Meere, aber wir sind nicht in der Lage, das Kindbettfieber unter Kontrolle zu bringen, wenn es plötzlich in Form einer Epidemie auf einer Säuglingsstation ausbricht. Ich weiß, Sie sind jetzt verbittert, glauben, es sei hoffnungslos, aber ich versichere Ihnen, wir
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