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Damon Knights Collection 10

Damon Knights Collection 10

Titel: Damon Knights Collection 10
Autoren: Damon Knight
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den Hof, Mrs. Sayre. Die Steine da sind im Weg, sonst ging’s.“ Mister Stopes wischte sich mit einem roten Taschentuch über die Stirn, obwohl er sicher nicht in Schweiß geraten war, nicht am Steuer des kleinen roten Traktors, mit dem er die Auffahrt freigeräumt hatte. Julia schenkte ihm noch eine Tasse Kaffee ein und zuckte mit den Schultern.
    „Schon gut. Machen wir uns eben selbst daran! Die Sonne scheint so warm. Vielleicht schmilzt sie das Zeug sogar.“
    „Höchstens einen Teil, und wenn der Rest gefriert, ist es um so schwerer, ihn loszuwerden.“
    Julia ging an die Tür und rief Martie zu: „Liebling, kannst du Mister Stopes einen Scheck für das Räumen der Auffahrt ausschreiben?“
    Martie kam aus dem Wohnzimmer und holte das Scheckheft aus der Tasche. „Zwanzig?“
    „Jawohl. Hat es Sie gestern nacht in der Stadt eingeschneit, Mister Sayre?“
    „Ja.“
    Mister Stopes grinste und trank seinen Kaffee leer. „Ein echter erster April, was? Forsythien, die im Schnee blühen. Ich weiß nicht. Mit dem Wetter kennt sich keiner mehr aus. Ich erinnere mich noch, daß mein Dad jedes Jahr am ersten April mit dem Pflanzen begann.“ Er schwenkte den Scheck eine Zeitlang hin und her und schob ihn dann in die Innentasche seines Schaffellmantels. „Na, vielen Dank für den Kaffee, Mrs. Sayre. Tun Sie nicht zuviel, sonst holen Sie sich noch was. Man hat direkt Angst davor, krank zu werden, jetzt da Doc Hendricks nicht mehr hier ist.“
    „Ich dachte, der neue Arzt sei nicht schlecht“, sagte Martie.
    „Na ja. Für manche Leute. Ich möchte jedenfalls nicht, daß er mich ins Krankenhaus steckt. Scheint, daß die Behandlung zur Zeit mehr Schaden anrichtet als die Krankheit selbst.“ Er erhob sich und setzte seine Mütze mit den Ohrenklappen auf, die zum Mantel paßte. „Ich bin keine Spielernatur, aber selbst dann wäre mir das Risiko zu hoch. Von denen, die ’reingehen, kommt die Hälfte in Brettern wieder ’raus. Miserable Chancen.“
    Julia und Martie vermieden es, einander anzusehen, bis er fort war. Dann sagte Julia ungläubig: „Die Hälfte!“
    „Da hat er sicher etwas zu hoch gegriffen.“
    „Ich glaube nicht. Bei manchen Dingen übertreibt er, aber nicht bei so etwas. Es muß tatsächlich von solchen Zahlen die Rede sein.“
    „Hast du den Doktor schon getroffen?“
    „Ja, gelegentlich. In der Apotheke. Bei Dr. Saltzman. Er ist jung, aber er kam mir recht nett vor. Freundlich. Er wollte wissen, ob wir schon gegen … Grippe geimpft wären.“ Sie sprach den Satz stockend zu Ende, mit leicht gerunzelter Stirn.
    „Und?“
    „Ich weiß nicht. Mir kommt nur eben der Gedanke, daß es merkwürdig von ihm war, diese Frage zu stellen. Sie verbreiteten damals doch, daß wegen der Impfstoffknappheit nur besonders gefährdete Leute an die Reihe kämen. Lehrer, Ärzte, Krankenhauspersonal, du verstehst schon. Weshalb fragte er ausgerechnet mich?“
    „So wie die Sache ausging, kannst du froh sein, daß du ihn nicht beim Wort genommen hast.“
    „Ich weiß.“ Sie wirkte immer noch nachdenklich und verwirrt. „Hast du in letzter Zeit irgendwo einen alten Arzt gesehen? Oder auch nur einen älteren?“
    „Liebling!“
    „Ich meine es ernst. Seit Jahren ist Dr. Saltzman hier der einzige Doktor über vierzig. Und er zählt nicht. Er ist Dentist.“
    „Puh! Hör zu, Liebling, es tut mir leid, daß ich die Sache mit Boyle überhaupt zur Sprache gebracht habe. Ich bin sicher, daß etwas im Gange ist, aber nicht in diesem Umfang, glaube mir! Wir sind eine Gemeinde von … siebenhundert, wenn es hoch kommt. Ich glaube nicht,  daß sie uns schon unterwandert haben.“
    Sie hörte nicht zu. „Natürlich, sie konnten nicht alle Ärzte abservieren, vermutlich nur diejenigen, die zu aufrichtig waren, um so etwas mitzumachen. Nun, das waren schätzungsweise nicht viele. Alt und krumm. Jung und … unsterblich. Mann!“
    „Gehen wir Schnee schaufeln! Dein Gehirn braucht frische Luft.“
    Während er den Weg zum Stall freiräumte, säuberte Julia die Granitblöcke. Sie warf einen Blick darauf. Es waren grob gebrochene Quader, gut einen Meter hoch und fast ebenso breit. Der erste schien unbearbeitet, wenn ihn das Licht nicht auf besondere Weise umspielte, mit niedrigen Strahlen, die lange Schatten warfen. Dann zeigten sich Umrisse von Fossilien, unvollständig, bruchstückhaft. Sonst nichts. Beim zweiten Block sah man ein paar Wesen, die an die Oberfläche drängten, sich zu befreien und zu lösen versuchten,
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