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Damit Dein Leben Freiheit Atmet

Damit Dein Leben Freiheit Atmet

Titel: Damit Dein Leben Freiheit Atmet
Autoren: Anselm Gruen
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werden, wenn wir sie selber denken, aussprechen oder tun, machen sie uns unrein.
    Daß solche Gefühle in uns sind, macht uns noch nicht unrein.
    Erst wenn sie sich mit unserem Denken, Sprechen und Handeln vermischen, verunreinigen sie das Herz und durch das Äußern auch die Umwelt. Der Mensch wird unrein, wenn er sich von den Lastern bestimmen läßt. Wenn das, was innen ist, nach außen kommt, dann durchdringt das Böse Leib und Seele des Menschen und macht ihn unrein. Und zugleich wirkt es verunreinigend auf die Umwelt.
    Aber ich kann das Jesuswort auch anders deuten: Die bösen Gedanken und Leidenschaften sind im menschliche n Herzen.
    Wenn ich sie unterdrücke oder verdränge, wirken sie doch noch in mir fort. Im Deutschen sprechen wir vom Herzen als einer Mördergrube. Es gibt Menschen, die nach außen hin nichts Böses tun. Aber man merkt es ihrem Gesicht und ihrer Ausstrahlung an, daß in ihnen ganz viel Aggressivität und Bosheit sind. Wenn wir nur die Zähne zusammenbeißen, um das Böse, das in uns ist, nicht zu äußern, werden wir doch in unserem Inneren verschmutzt. Es geht dann von uns eine negative Atmosphäre aus. Wer seine innere Aggressivität verdrängt, der erscheint nach außen hin oft sehr freundlich. Aber unbewußt bewirkt er in seinem Gesprächspartner doch Aggressionen. Der andere bekommt die verdrängte Aggression mit. Und so verschmutzen die, die das Böse in sich
    unterdrücken, trotzdem ihre Umwelt. Das Unbewußte und Verdrängte bahnt sich seinen Weg nach außen und wirkt direkt auf das Unbewußte der Umgebung ein. Jesus geht es nicht darum, die Leidenschaften in uns zu unterdrücken, sondern sie zu reinigen. Es geht um einen inneren Reinigungsweg. Nur
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    wenn das Herz gereinigt ist von all den destruktiven Leidenschaften, wird der Mensch auch nach außen eine reine und lautere Ausstrahlung haben.
    Daher geht es Jesus vor allem um das reine Herz. In der Bergpredigt preist Jesus die selig, die ein reines und lauteres Herz haben: »Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen.« (Matthäus 5,8) Das Ziel der Reinheit ist, Gott zu schauen, mit Gott eins zu werden. Jesus geht es also nicht in erster Linie um die moralische Reinheit, um die Freiheit von allen Fehlern und Schwächen, sondern um die innere Klarheit und Reinheit als Voraussetzung für das Einswerden mit Gott. Es geht ihm um die mystische Dimension der Reinheit. Wir müssen das Herz reinigen, nicht damit wir fehlerfrei werden und uns dieser Fehlerlosigkeit rühmen könnten. Es geht vielmehr darum, sich zu reinigen, damit wir Gott zu schauen vermögen. Ein unreines Herz macht sich seine eigenen Bilder von Gott. Es kann nur auf die selbstgemachten Bilder sehen, aber nicht auf den wahren Gott. Nur das reine Herz vermag Gott zu schauen, wie er wirklich ist, ohne sein Bild mit eigenen Projektionen zu verunreinigen.

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    Gegen die Reinheitsfanatiker

    Jesus erzählt uns im Matthäusevangelium ein eigenartiges Gleichnis. Er vergleicht das Himmelreich mit einem Mann, der guten Samen auf seinen Acker säte. »Während nun die Leute schliefen, kam sein Feind, säte Unkraut unter den Weizen und ging wieder weg. Als die Saat aufging und sich die Ähren bildeten, kam auch das Unkraut zum Vorschein.« (Mt 13,25f) Die Knechte des Mannes wollen das Unkraut herausreißen.
    Doch der Mann entgegnet ihnen: »Nein, sonst reißt ihr zusammen mit dem Unkraut auch den Weizen aus. Laßt beides wachsen bis zur Ernte.« (Mt 13,29f)
    Offensichtlich gab es in der frühen Kirche die Sehnsucht nach der reinen Kirche. Alle, die dem Idealbild des Christen nicht entsprachen, sollten aus der Kirche entfernt werden. Das Unkraut auf dem Acker der Kirche sollte herausgerissen werden.
    Matthäus wehrt sich gegen solche Reinheitsfanatiker. Ob wir wollen oder nicht, die Kirche bleibt immer die gemischte Gemeinschaft, die Gemeinschaft aus Frommen und Sündern.
    Wer die reine Kirche will, der merkt gar nicht, wie unrein sein eigenes Herz ist. Er kämpft gegen die Unreinheit der ändern, weil er die eigene nicht wahrhaben will. Wir müssen es Gott überlassen, am Ende der Welt das Unkraut vom Weizen zu scheiden. In dieser Welt wächst auf dem Acker der Kirche immer beides. Die Reinheitsfanatiker haben in der Kirche immer wieder gewütet. Sie haben die Hexen verbrannt und damit gegen unzählige Frauen großes Unrecht begangen. Wer die absolute Reinheit in der Kirche will, der merkt gar nicht, wie brutal er gegen andere vorgeht. Er kehrt den
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