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Damit Dein Leben Freiheit Atmet

Damit Dein Leben Freiheit Atmet

Titel: Damit Dein Leben Freiheit Atmet
Autoren: Anselm Gruen
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Sie sollen sich selbst vergiften, anstatt meine Seele mit giftigen Gefühlen anzufüllen. Die Dämonenaustreibungen durch Jesus sind für mich hoch aktuell. Sie zeigen einen
    therapeutischen Weg, wie ich mich von dem inneren Dreck befreien kann. Ich muß den Dreck mit Namen benennen, so wie Jesus den Dämonen beim Namen nennt. Und ich muß ihn herauswerfen, anstatt ihm die Möglichkeit zu geben, sich in meinem Innern festzusetzen.
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    Mich mit meinem Schmutz annehmen

    Einen anderen Weg, mit dem Schmutz in mir fertig zu werden, zeigt Jesus in der Heilung des Aussätzigen, der auf ihn zukommt und ihn bittet: »Wenn du willst, kannst du machen, daß ich rein werde.« (Mk 1,40) Der Aussätzige ist ein Mensch, der sich selbst nicht annehmen kann, weil er sich unrein fühlt.
    Das Schmutzige in seiner Seele, das er nicht akzeptieren kann, drückt sich in der Verschmutzung der Haut aus. Der Aussätzige macht auch andere unrein. Daher muß er sich von ihnen fernhalten. Jesus hat keine Berührungsängste. Er berührt den Aussätzigen, ohne Bedenken, daß er selber dadurch unrein werden könnte. Er antwortet auf die Bitte des Aussätzigen: »Ich will es - werde rein!« (Mk 1,41) Jesus nimmt den Aussätzigen an, wie er ist. Für ihn ist er rein. Doch der Kranke muß sich nun auch selbst annehmen. Rein und Unrein sind keine objektiven Kategorien. Sie beziehen sich vielmehr auf das
    Selbstverständnis des Menschen. Wer sich nicht annehmen kann, der fühlt sich unrein. Wer auch das Dunkle und Kranke in sich akzeptiert, für den verwandelt es sich in etwas Reines und Lauteres. Was abgelehnt wird, das verschmutzt mich. Was angenommen wird, wird verwandelt und gereinigt.
    Als Jesus sein Wirken den Jüngern des Johannes gegenüber zusammenfaßt, da sagt er: »Geht und berichtet Johannes, was ihr hört und seht: Blinde sehen wieder, und Lahme gehen; Aussätzige werden rein und Taube hören.« (Mt 11,4f) Daß Aussätzige rein werden, ist Zeichen für das Kommen des Reiches Gottes. Die Kranken werden nicht rein durch äußere Reinigungsriten, sondern indem sie sich von Gott bedingungslos geliebt fühlen und durch Jesus befähigt werden, sich nun selbst zu lieben. Wer sich geliebt weiß und sich zu lieben vermag, der ist rein.
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    Wenn Jesus die jüdischen Reinheitsvorschriften genau befolgt hätte, hätte er die blutflüssige Frau wegschicken müssen, die ihn von hinten berührte. Doch Jesus läßt die Berührung zu. Indem die Frau Jesus berührt, hört ihr Blutfluß auf. Da wird sie rein.
    Doch Jesus vertieft die Reinigung auf der seelischen Ebene.
    Jesus übergeht die Berührung nicht, sondern fragt: »Wer hat mein Gewand berührt?« (Mk 5,30) Die Frau muß sich ihrer Krankheit und Unreinheit stellen. »Sie fiel vor ihm nieder und sagte ihm die ganze Wahrheit.« (Mk 5,33) Indem sie die ganze Wahrheit sagt, wird sie an Leib und Seele rein. Jesus macht ihr keinen Vorwurf, daß sie ihn berührt hat. Im Gegenteil, er erfüllt ihre tiefste Sehnsucht, bedingungslos angenommen zu werden:
    »Meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen. Geh in Frieden!
    Du sollst von deinem Leiden geheilt sein.« (Mk 5,34)

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    Das einfache und klare Auge

    Seit Jahren fasziniert mich das Wort Jesu vom klaren und einfachen Auge: »Dein Auge gibt dem Körper Licht. Wenn dein Auge gesund (»haplous« - »einfältig«, »einfach«) ist, dann wird auch dein ganzer Körper hell sein. Wenn es aber krank (»poneros« - »böse«, »schlecht«) ist, dann wird dein Körper finster sein. Achte also darauf, daß in dir statt Licht nicht Finsternis ist. Wenn dein ganzer Körper von Licht erfüllt und nichts Finsteres in ihm ist, dann wird er so hell sein, wie wenn die Lampe dich mit ihrem Schein beleuchtet.« (Lukas 11,34-36) Das Auge ist einfach, wenn es rein ist, aufrichtig, klar. Diese Einfachheit war für die Essener ein wichtiges Ideal, aber auch für die griechische Philosophie. Die »haplotes«, die
    »Einfachheit«, meint die Aufrichtigkeit des Lebens, die innere Klarheit und Einfalt. Das Einfache ist auch das, was mit Gott eins ist. Und es ist nicht vermischt mit Bösem und Dunklem. Für Jesus ist es der Heilige Geist, der den Menschen mit Licht erfüllt. Wenn der Mensch den Heiligen Geist in alles eindringen läßt, dann zeigt sich das an seinem Auge. Sein Auge strahlt Klarheit aus, Einfachheit, Licht. Jesus spielt hier auf eine wichtige Erfahrung an, die wir immer wieder mit Menschen machen können. Wir können es einem Menschen an seinen Augen
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