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Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals

Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals

Titel: Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
Autoren: Jennifer Fallon
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eine gewisse Brüchigkeit anmerken; eine Brüchigkeit, die Korandellan deutlicher als jeder andere Harshini spürte. Das Glück stand auf tönernen Füßen, alle Fröhlichkeit war Selbstbetrug. Den Harshini zerrann die Zeit, und zwar im buchstäblichen Sinn des Wortes. Wie nahe sie dem Ende schon waren, wusste allein Korandellan.
    Es mochte sein, dass Shananara etwas ahnte. Sie trat, gekleidet in das lange, weite Gewand, das die meisten Harshini bevorzugten, an seine Seite, was ihn gelinde überraschte. Seit geraumer Zeit trieb sich Shananara des Öfteren außerhalb des Sanktuariums umher, sodass er sich daran gewöhnt hatte, sie in der Drachenreiter-Lederkluft zu erblicken. Seine Schwester was stets stärker als er am Tun und Lassen des Menschenvolks interessiert gewesen. Seit nun das Dämonenkind umging und dessen Gegenwart Einfluss auf den Lauf der gesamten Welt nahm, wünschte Shananara dringend darüber Bescheid zu wissen, was geschah. In einer vertrauten Geste hakte sie sich bei ihm unter und begleitete ihn zu seinen Gemächern; dort wartete sie, bis sich die Flügeltür lautlos hinter ihnen geschlossen hatte, und ergriff dann das Wort.
    »Lass mich dir Beistand erweisen, Korandellan.«
    Der König stieß einen Seufzer aus, ließ die Schultern hängen; in Shananaras Gegenwart zerbröckelte sein vorgespiegelter Lebensmut, trat die Zermürbung in den Vordergrund.
    »Nein«, erwiderte er und ließ seine hoch gewachsene Gestalt in einen mit kunstvollem Schnitzwerk verzierten Lehnstuhl sinken, der an der offenen Balkontür stand. Durch die gleichfalls offenen Fenster wehte das Geplätscher des Wasserfalls herein. Wie immer war der Abend klar und mild. »Mir kannst du nicht von Nutzen sein, Shananara. Ich brauche deine Kräfte für andere Aufgaben.«
    »Solltest du scheitern, werden sich uns keine anderen Aufgaben mehr stellen«, warnte sie ihn. »Darum erlaube mir, an deiner Bürde mit zu tragen. Oder genießt du es, ein Märtyrer zu sein?«
    Matt schmunzelte Korandellan ihr zu. Sie hatte sich abermals unter die Menschen gemischt. Wie jedes Mal nach solchen Ausflügen spiegelte ihre Ausdrucksweise die bei den Sterblichen gemachten Erlebnisse wider. »Nein, ich finde durchaus keinen Gefallen daran, ein Märtyrer zu sein, Schwester. Doch scheitere ich, so benötigt dich unser Volk, um Führung zu haben. Stehst du mir heute bei, wird mir sicherlich die Bürde erleichtert, aber du wärst geschwächt in einer künftigen Zeit, in der einer von uns sich als stark erweisen muss. Ausschließlich das Dämonenkind kann mich meiner Bürde ganz und gar entledigen.«
    Shananara setzte sich in einen der Lehnstühle am Fenster. »Das Dämonenkind? Diese unverlässliche, eigensinnige, halb menschliche, gottlose Göre? Wenn sie es ist, von der du dir unsere Rettung versprichst, Bruder, dann sind wir dem Untergang geweiht.«
    »Du solltest nicht so missfällig über sie reden, meine Teure. R’shiel wird tun, was sie zu tun hat.«
    »Sie stellt an, was ihr behagt, Korandellan, und sonst gar nichts. Ich bezweifle, dass selbst die Götter wissen, ob sie ihrer Bestimmung nachkommen wird.«
    »Und doch ist sie es, auf die wir bauen müssen.«
    »Dann lass sie mich zurückholen.«
    »Zu uns? Ins Sanktuarium? Zu welchem Zweck?«
    »Wenn du schon nicht duldest, dass ich deine Bürde erleichterte, dann soll zumindest R’shiel es tun. Bei den Göttern, sie ist stark genug. Gestatte mir, sie zu holen, Korandellan. Soll sie für eine gewisse Dauer die Belastung auf sich nehmen, wenigstens so lange, bis du neue Kraft gesammelt hast. Dann kannst du dir die Bürde erneut aufladen, und R’shiel mag sich ihrer Aufgabe widmen.«
    Der König schüttelte den Kopf. »Die Ereignisse gehen ihren richtigen Gang, Shananara. Wir dürfen uns nicht einmischen.«
    »Welche Ereignisse?«, fragte Shananara spöttisch. »Wo steht denn geschrieben, dass du dich bei der Mühe verzehren musst, das Sanktuarium aus dem Zeitenlauf abzutrennen, während das Dämonenkind untätig herumsitzt und müßig über der Frage grübelt, ob sie glauben oder nicht glauben soll, dass es uns gibt?«
    »Du hast mit R’shiel, ehe sie uns verließ, nicht mehr sprechen können. Sie hat vieles gelernt.«
    »In Wahrheit weiß sie keinen Bruchteil dessen, was sie wissen müsste. Und wer sollte sie nun noch belehren? Etwa Brakandaran?«
    »Ich dachte, du wärst ihm zugetan.«
    »So ist es durchaus, aber er ist wohl kaum derjenige, den ich zum Lehrmeister des Dämonenkinds ausgewählt
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