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Dämonenjäger Murphy - Dreizehn Zyklen

Dämonenjäger Murphy - Dreizehn Zyklen

Titel: Dämonenjäger Murphy - Dreizehn Zyklen
Autoren: D.H. Barclay
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rote Bäche.
    Die Hexe überschlug sich, landete kreischend auf der Seite und fuhr, einer Furie gleich, hoch. Das verfallene Gesicht bis zur Unkenntlichkeit verzerrt, sprang sie erneut vor –
    „Es reicht!“, knarrte die Stimme.
    Sie stoppte, blieb wie erstarrt stehen. Die Spinnenfinger öffneten und schlossen. Die Haut spannte an einigen Stellen des Knöchels so stark, dass sie riss und nackten Knochen freigab. Sie wartete bis die beiden Männer aus ihrem Blickfeld gekrochen waren, und drehte sich dann langsam um Würde kämpfend, ihrem Schicksal zu.
    Er trug ein stahlfarbenes Zeremoniengewand. Das Zeichen der drei Sicheln war unverkennbar und wurde nun durch einen darunter prangerten Schriftzug begleitet. Die drei Zöpfe, zu einem einzigen gebunden, verhüllten die Teile einer goldenen Feder, die schwach hervorstach. „Du wolltest mich töten?“, fragte er. Kein Blinzeln, kein Zucken.
    Sie verdrehte die Augen, kicherte wie ein junges Mädchen und wischte mit einer ausladenden Geste die Gerätschaften vom nahen Tisch. Einige der Gefäße zerplatzten und gaben eine nach Schwefel stinkende Flüssigkeit frei. „Dich töten?“, kicherte sie. „Warum sollte ich das tun?“ Sie fletschte die Zähne, verzog die kaum noch vorhandenen Lippen zu einem perversen Grinsen.
    „Vielleicht um dein eigenes... wertloses Leben zu wahren?“ Er führte die Hände aneinander, beäugte die geschmeidige Haut und warf dann einen verachtenden Blick auf ihr vom Alter gebrochenes Antlitz. „Hast wirklich geglaubt, du könntest mir noch in irgendeiner Weise gefährlich werden? Dachtest du, ich wüsste nicht um dein Spiel. Diesen verzweifelten Versuchen, um das Weiterbestehen deiner Interessen?“
    Die durch den tiefen Brunnen übertragenen Kreischlaute hallten wie fortwährende Schläge auf, ließen die Hexe zusammenzucken und ihren verschleierten Blick panisch wirken.
    Saqur streckte seinen rechten Arm vor. Formte eine genau überlegte Klauenhand und hob mit einer einfachen Beschwörung die physikalischen Gesetze auf.
    „Du machst einen Fehler“, zischte sie und spürte bereits wie ihre Füße den Kontakt zum Boden verloren. Sie wiederholte die Worte, und spie einer Tobsucht nahe aus. „Nicht ich bin es, vor dem du dich in Acht nehmen musst“, tönte sie plötzlich mit einer Zuversicht, die jeglichen Wahnsinn vergessen ließ. Sie bemerkte das schwache Aufzucken eines Mundwinkels. „Der Mann, der andere, er ist nur aus einem Grund hier.“
    „Er wird sterben.“
    „Oh nein,“ sie schüttelte belustigt ihr Haupt, „er wird meinen alten Fehler korrigieren und du wirst es nicht aufhalten. Und der gesamte Plan...“, sie hielt in einer vehementen Geste inne, sah den näher kommenden Brunnenschacht: „..wird in Chaos vergehen“, fuhr sie fort. „Du warst zu gierig, wolltest alles für dich und bist schon lange an einen Punkt angelangt, wo die alten Ideale nichts mehr zählen.“
    Er dirigierte sie eine Fersenlänge über den geöffneten Schacht und wartete. Sie wusste um sein Denken, hatte ihn die Dinge gelehrt, um die ihn das Volk fürchtete. Doch auch seine Ängste waren ihr nicht fern. „Du ahnst es“, kommentierte sie sein Schweigen. „Zu mächtig, zu arrogant – die Macht, welche du dir zu eigen machst, wird am Ende das Schicksal unseres Volkes besiegeln. Und obwohl es noch abwendbar wäre, wagst du es nicht...“
    „Ich hatte eine gute Lehrerin. Die mir auch in Zukunft treue Dienste erweisen wird“, unterbrach er ihr Gewäsch. Aus dem wirren Haufen zu Boden gegangener Gefäße und Phiolen, schwebte ein kleiner Lederbeutel zu ihm auf. Von unscheinbarer Bräune mit einer weißen Kordel verschnürt.
    Sie legte das Kinn gegen die Schulterblätter sah im tristen Halbdunkel die gelblichen Knochen, der Vorrangegangenen und wurde auch den schwachen Konturen ihres Untergangs gewahr. Ihre Worte verkamen zu einem Flüstern. „Obwohl alle Zyklen erfüllt wurden, willst du mich dennoch bis ans Ende aller Tage verdammen?“
    Keine Antwort.
    „Ich hätte dir direkt nach der Geburt die Kehle...“
    Sie fiel – langsam, wie ein nach unten segelndes Blatt im Wind. Ein grausames Spiel: Man sieht den näherkommenden Untergang, fühlt seinen warmen Atem und weiß, dass es selbst im Tode nicht enden wird.
    Er öffnete den Beutel, ließ seinen glitzernden Inhalt, wie einen sanften Schneeschauer in den Schacht regnen, und sah mit einer krankhaften Begeisterung zu, wie aus zwei Wesen eines wurde.

    *

    Konstantinopel – Stadt des
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