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Daemonen in London

Daemonen in London

Titel: Daemonen in London
Autoren: Nathan R. Corwyn
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Monster hier
vor ihr kein prachtvoll gezeichnetes Fell besaß. Seine Haut war
völlig haarlos und leicht geschuppt, eher wie die Haut eines
Krokodils.
    Ein
glitzernder Faden tropfte von einem der Fangzähne – und
plötzlich wusste Keeva, woher die Flüssigkeit auf dem Boden
hinter ihr stammte. Erneut erklang dieses Knurren.
    Er
hat Hunger, dachte sie erstaunt und erkannte sogleich, worin ihr
Fehler bestanden hatte. Sie hatte sich nicht erkundigt, wie viel der
Dämon bei seinem Überfall auf die beiden Menschen in der
Neujahrsnacht gefressen hatte. Sie war stattdessen einfach davon
ausgegangen, dass er sich gesättigt und dann in Ruhe zum
Schlafen gelegt hatte. Auf die Idee, dass irgendetwas ihn gestört
haben könnte und sein Hunger somit eben nicht gestillt gewesen
war, war sie überhaupt nicht gekommen.
    Was
für ein dummer Fehler, dachte sie.
    Ein
Fehler, der ihr jetzt mit größter Wahrscheinlichkeit das
Leben kosten würde.

    *

    Shane
Truax bummelte gemütlich zu der Einfahrt, hinter der sich das
Versteck des Höllenhundes verbarg. Kurz vor dem Durchgang wurde
er vorsichtiger. Er wusste, dass der Schlaf des Dämons nur
oberflächlich war, er wollte ihn nicht wecken.
    Leise ging er in die Durchfahrt
hinein – und erstarrte.
    Inmitten
des Bretterzaunes klaffte ein deutlich sichtbarer Spalt, irgendwer
hatte einen Teil der Nägel entfernt und die Bretter beiseite
geschoben. Shane brauchte gar nicht erst lange zu überlegen, wer
das gewesen sein könnte, es kam nur eine Person dafür
infrage. Und diese Person war jetzt in dem Innenhof und würde
sich nicht – wie von ihr erwartet – einem schlafenden und
somit halbwegs ungefährlichen Höllenhund stellen müssen,
sondern höchstwahrscheinlich einem wachen und ausgesprochen
hungrigem Vieh.
    Hoffentlich
kam er noch nicht zu spät!
    Er
schlüpfte durch den Spalt, ging in die Hocke und konzentrierte
sich. Nach nur wenigen Sekunden lichtete sich das Dunkel vor ihm und
er konnte die Szenerie deutlich erkennen. Ihm stockte der Atem.
    Wie
er es vorhergesehen hatte, war der Dämon wach und das laut
vernehmbare Knurren seiner Mägen verriet seinen Hunger. Das
Monster drehte ihm den Rücken zu, seine gesamte Aufmerksamkeit
galt dem jungen Mädchen, das direkt vor ihm stand und ihn
angstvoll anstarrte. Shane konnte in ihrem Blick die Faszination
erkennen, die der Anblick des Ungeheuers vor ihr auf sie ausübte.
Doch sie durfte sich nicht ablenken lassen! Der Höllenhund
spannte bereits seine Hinterläufe an und würde sich jede
Sekunde auf sie stürzen! Wenn sie dann erst reagierte, hätte
sie keine Chance mehr. Ein einziger Hieb einer seiner Vorderklauen
würde genügen, um sie in der Mitte zu zerteilen.
    Shane
hatte genug gesehen und zögerte nicht mehr länger. Er nahm
all seine Kraft zusammen, ging noch weiter in die Hocke, schnellte
dann hoch – und sprang.

    *

    Keeva
starrte noch immer auf den machtvollen Leib, der vor ihr aufragte.
Sie fühlte sich wie gelähmt, obwohl ihre Gedanken rasten.
Sie musste irgendwie an den Bauch des Ungetüms gelangen und ihm
dort ihre präparierten Pfeile in die dünne Haut jagen.
    Doch
noch ehe sie sich eine konkrete Vorgehensweise überlegen konnte,
ging alles plötzlich furchtbar schnell. Der Dämon duckte
sich und war offensichtlich unmittelbar dabei auf sie zu springen,
als ein lauter Schrei erklang und ein dunkler Schatten von hinten auf
dem Rücken des Höllenhundes landete.
    Das
Untier wollte herumwirbeln, doch es war bereits zu spät. Wer
auch immer sich da an den Tentakeln des Viehs festklammerte, er hatte
genügend Schwung gehabt, um den Kopf des Dämons nach hinten
zu reißen und ihn so aus dem Gleichgewicht zu bringen.
    Noch
immer paralysiert sah Keeva zu – und erwachte erst aus ihrer
Erstarrung, als eine männliche Stimmte brüllte: „Schieß
doch! So schieß endlich! Jetzt!“
    Sofort
lösten sich ihre versteinerten Reflexe, sie hob die Armbrust,
zielte kurz und drückte dreimal schnell nacheinander ab. Alle
vergifteten Bolzen landeten in der nun ungeschützten Bauchregion
des Höllenwesens und die Wirkung ließ nicht lange auf sich
warten. Mit einem ohrenbetäubenden Brüllen warf sich der
Dämon zur Seite und begrub dabei den Unbekannten, der noch immer
auf seinem Rücken hing, halb unter sich. Ein erstickter
Schmerzenslaut drang aus dessen Richtung, wurde jedoch sofort von
einem weiteren wütenden Aufschrei des Dämons übertönt.
Mit einem hasserfüllten Ausdruck in den Augen wandte sich der
Höllenhund Keeva zu.
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