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Daemon von Karanda

Daemon von Karanda

Titel: Daemon von Karanda
Autoren: David Eddings
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schlecht von mir denkt.« Er verbeugte sich etwas steif und überließ sie der Fürsorge eines Höflings.
    Der Mann, der sie einen langen, dunkel getäfelten Korridor entlang ge-leitete, war offenbar kein Angarakaner. Er hatte weder die schrägen Augen noch die finstere Arroganz dieser Rasse. Sein freundliches, rundes Gesicht ließ auf einen Melcener schließen, und Garion erinnerte sich, daß die Verwaltung, die für fast alle Aspekte des malloreanischen Lebens verantwortlich war, fast ausschließlich aus Melcenern bestand. »Seine Majestät bat mich, Euch zu versichern, daß Eure Gemächer keineswegs als Ge-fängnis gedacht sind«, sagte er, als sie sich einer schweren Gittertür näherten, die einen Teil des Korridors abtrennte. »Das hier war ein murgosisches Haus, ehe wir die Stadt einnahmen, und hat gewisse bauliche Ab-sonderlichkeiten. Eure Räume befinden sich in dem ehemaligen Frauen-quartier, und Murgos bewachen ihre Frauen mit nahezu fanatischem Eifer. Ich glaube, es hat etwas mit Rassenreinheit zu tun.«
    In diesem Augenblick interessierte sich Garion wenig für die Schlaf Ordnung. Seine ganze Sorge galt Ce'Nedra. »Wißt Ihr zufällig, wo ich meine Gemahlin finden kann?« fragte er den mondgesichtigen Bürokraten.
    »Dort, am Ende des Korridors, Eure Majestät.« Der Melcener deutete auf eine blaue Tür am Ende des Ganges.
    »Danke.« Garion wandte sich an die anderen. »Ich will nur kurz nach ihr sehen.« Er ging weiter.
    Das Gemach, in das er kam, war warm und das Licht gedämpft. Dicke, kunstvoll gewebte Teppiche bedeckten, den Boden, und grüne Vorhänge waren vor die hohen, schmalen Fenster gezogen. Ce'Nedra lag in einem Himmelbett an der Wand gegenüber der Tür, und Polgara saß mit ernster Miene davor.
    »Hat sich ihr Zustand geändert?« Garion schloß leise die Tür hinter sich.
    »Noch nicht«, antwortete sie.
    Ce'Nedras von zerzausten roten Locken umrahmtes Gesicht war sehr bleich.
    »Sie wird doch wieder gesund, nicht wahr?« fragte er bang.
    »Dessen bin ich sicher, Garion.«
    Eine andere Frau saß neben dem Bett. Sie trug einen hellgrünen Umhang, dessen Kapuze sie trotz der Wärme im Raum über den Kopf gezogen hatte, so daß sie einen Teil ihres Gesichts verbarg. Ce'Nedra murmelte etwas mit rauhem Ton und warf unruhig den Kopf herum. Die Vermummte runzelte die Stirn. »Ist das ihre übliche Stimme, Lady Polgara?«
    Polgara blickte sie scharf an. »Nein«, entgegnete sie. »Keineswegs.«
    »Könnte das Mittel, das Ihr ihr eingeflößt habt, den Klang ihrer Stimme verändern?«
    »Ganz sicher nicht. Wenn es mit rechten Dingen zuginge, dürfte sie überhaupt keinen Ton von sich geben.«
    »Ah«, murmelte die Frau. »Ich glaube, ich verstehe jetzt.« Sie beugte sich vor und legte ganz sanft die Fingerspitzen einer Hand auf Ce'Nedras Lippen. Dann nickte sie und zog sie zurück. »Wie ich vermutete.«
    Auch Polgara streckte eine Hand aus, um Ce'Nedras Gesicht zu berühren. Garion vernahm das sanfte Wispern ihres Willens. Die Kerze am Nachttisch flackerte auf, dann erlosch sie, bis ihre Flamme gerade noch ein Punkt war. »Ich hätte es ahnen müssen!« sagte sie, verärgert über sich.
    »Was ist es?« fragte Garion erschrocken.
    »Ein anderer Geist versucht, Eure Gemahlin zu beherrschen und ihren Willen zu unterdrücken, Eure Majestät«, erklärte ihm die Vermummte.
    »Das ist ein Verfahren, dessen sich die Grolims manchmal bedienen. Sie entdeckten es rein zufällig während des dritten Zeitalters.«
    »Das ist Andel, Garion«, sagte Polgara. »Zakath hat sie geschickt, um bei Ce'Nedras Pflege zu helfen.«
    Garion nickte der Vermummten flüchtig zu. »Was, genau, meint Ihr mit
    ›beherrschen‹?« fragte er.
    »Das solltest du besser wissen als sonst jemand, Garion«, rügte Polgara.
    »Ich bin sicher, du erinnerst dich an Asharak, den Murgo.«
    Unwillkürlich fröstelte Garion, als er sich an die Kraft des Geistes erinnerte, der von seiner frühesten Kindheit an versucht hatte, die Kontrolle über sein Bewußtsein zu übernehmen. »Treib ihn aus!« bat er. »Vertreib ihn, wer immer in ihrem Geist ist!«
    »Besser nichts überstürzen, Garion«, entgegnete Polgara kalt. »Wir haben hier eine günstige Gelegenheit, die wir nützen wollen!«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Das wirst du, Liebes«, versicherte sie ihm. Sie stand auf, setzte sich auf den Rand des Bettes und legte die Hände auf Ce'Nedras Schläfen. Wieder vernahm Garion das sanfte Wispern, doch diesmal stärker, und aufs neue
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